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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0058

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Kunstunterricht und Kunstvflege. Kunstgeschichttiches. — Persoucilnachrichten.

W6

106

Wie alle früher erschienenen Blätter, zeichnen sich
auch die vorliegenden sämmtlich durch Sauberkeit, Korrekt-
heit und Treue vortheilhaft aus. Bei dem Studium der
hier mitgetheilten mannigfachen Details lernt man die
Größe und Genialität des Meisters, in deifeu Kopfe der
Plan zu dem herrlichen Dome und seinen schönen und zier-
lichcn Einzelheiten entsprungen ist, erst recht bewundern.

Von besonderer Schönheit sind die in der 13., 14.
und I5.Lieferung in Farbcndruck gegebenen Glasmalereicn
im hohen Chor und in der Dreikönigen-Kapelle. Dem
Herausgeber kann man es nur danken, daß er die Ansich-
ten, Durchschnitte und architektonischen Details der alten,
jetzt zerstörten Sakristei mitgetheilt hat. Aus diesen Zeich-
uungen wird jeder Sachkundige ersehen, daß diejenigen,
welche sich gegen den Abbruch der alten Sakristei erklär-
ten, im vollsten Rechte waren. Der alte Bau, bescheiden,
aber zierlich und charakteristisch in seiner ganzen Anlage
wie in seinen Einzelheiten, ließ sofort seine Bestimmung
als ein kirchliches Nebengebäude erkennen. Es wäre wohl
nicht gar zu schwierig gewesen, den Bau seiner späteren
Zuthaten zu entledigen und in seiner ursprünglichen Rein-
heit herzustellen. Man bat es aber vorgezogen, die alte
originelle Bau-Anlage gänzlich zu vernichten und einen
Neubau aufzuführen, dessen plumpe, ungefügige Massen
mit der zierlichen Architektur des daranstoßenden Chores
im grellsten Widerspruche stehen, und der als eine schwere
Versündiguug an dem herrlicheu Dome bezeichnet werden
muß. Aus den Schmitz'schen Zeichnungen sieht man, daß
der Meister, der die alte Sakristei gebaut, sich klar bewußt
war, daß dieser Bau nur eine untergeordnete Bedeutnng
neben dem Dom beanspruchen könne. Die jetzige Sakristei
aber prätendirt einen selbständigen Charakter ncben der
Domkirchc und macht eher den Eindruck einer im Stil
verfehlten Nebenkirche, als den einer Sakristei. Eine ganz
besondere Aufnierksamkeit verdient das Blatt, welches die
Grundrisse der Thürme, drittes Stockwerk, giebt. Aus
diesem Blatte ist ersichtlich, daß Herr Schmitz der Ansicht
ist, der erste Meister der Thürme würde den Mittelpfeiler,
den er in den beiden untern Stockwerken gebaut hat, auch
durch deu dritten und vierten Stock hinaufgeführt haben.
Diese Anlage weicht aber wesentlich von dem Projekte des
jetzigen Dombaumeisters ab; dieser will deu dritten und
vierten Stock ohne Mittelpfeiler bauen. Dcr Dombau-
meister wird seinen Plan nicht zur Ausführung bringen
können, ohne daß auch die Gründe der Gegner an ent-
scheidender und maßgebender Stelle reiflich geprüft wor-
den. Es wird sich bei der Entscheidung dieser äußerst
wichtigen Frage hauptsächlich darnm handeln, was nach
den Gesetzcu der Statik ani stärksten uud sichersten ist. Es
ist unsere Sache nicht, hier unsere Grüude für oder gegen
zu entwickeln; wir nehmen von der Schmitz'schen Zeich-
nung nur Veranlassung, unsere Freude darüber auszu-
sprecheu, daß diese Streitfrage in bie Kreise der FachmLn-
ner hineiugeworfen wird, und wir wollen wünschen,
daß gewiegte Autoritäten sich bewogen finden möchten,
stch recht bald in dieser Angelegenheit zur Sache aus
-lusprechen. F'

Von W. Lnbkc's Gcschichtc dcr Plastik ist eine cnglische
Uebersetzung von F. E. Bunnktl in zwei Bänden bei Smith
Elder L Co. in London erschienen.

Kuiistimterricht i»id Limstpstege.

^ Müiichcncr Glasmalcrei-Anstalt. Nach dem Borgange
ber Nymphenburger Porzellanmanufaktur soll nun auch die

berühmte, seit Ainmiller's Tod provisorisch geleitete köuigl.
Glasmalerei-Anstalt in München als Staatsanstalt aufgehoben
werden. Wir können dies mit dem Korrespondenten der
Augsburger Allg. Ztg., dem wir die Nachricht verdanken,
uur auf's tiefste bedauern. Denn ganz abgeseheu davon, daß
die Mllnchener Glasmalerci-Anstalt, als die erste in ihrer Art,
welche die unter König Ludwig I. wieder aufgelebte alte Kunst-
techuik zu hoher Blüthe Lrachte, ein Recht darauf hat, von
den Nachlebendeu in Ehren gehalten zu werden, abgesehen von
dieser idealen Seite der Sache spricht auch der beiiebte prak-
tische Gesichtspunkt, der übrigens in Fragen der staatlichen
Kunstpflege nicht der höchste ist, sllr die Erhaltung der Anstalt.
Die Glasmalerei ist einer dev edelsten Zweige der dekorativen
Kunst. Jn diesem Sinne wenigstens sollte sie gepflegt, sollte
der hohe Reiz, den sie der Architektur, vor Allem der kirch-
lichen zu leihen im Stande ist, nicht auster Acht gelasseu
werden. Man erhebt jetzt iibcrall, eudlich auch in Bayern,
den Ruf nach einer durchgreifenden Regeneration der gewerb-
lichen und ornamentalen Kunst. Man verlangt, die Kunst
solle volksthümlich werdeu, in die wcitereu und niederen
Schichten dcs Volkes eindringen: und man geht gleichzeitig
daran, eines der wirksamsten Mittel dieser Verbreituug des
Kunstsinues zu zerstoren! Dazu kommt, daß — wie man ver-
sichert — die vom Staate für die Glasmalerei-Anstalt ausge-
setzte Skimme kaum neunenswerth ist. Man verdopple und
verdreifache diese Summe, statt sie zu streichen, gebe der Anstalt
eineu intelligenteu, nicht nur technisch, soudern auch kllnstlerisch
durchgebildeten Leiter, und man wird sehen, daß die Saat
gute Frncht trägt!

Limstgel'chichtlichrs.

* Ein Skulpturwerk Rasfael's. Es bestätigt sich die von
uns kürzlich der „Nordischen Presse" entlebnte Nachricht, daß
das lange vermißte Original der durch Dresdener Abgüssc
bekannten, dem Raffael zugeschriebenen Gruppe eines Del-
phins, welchcr ein verwundetes Kind an's Ufer trägt, in St.
Petersburg wiever aufgefunden ist. Eine Schrift des Direktors
der Ermitage, Herru v. Guodeonow (Separatabdruck aus
dem Bulletin der Petersbnrger Akademie d. Wiss., XVIII,
S. 82 ff.; vergl. auch E. Dobbert, Beil. z. Augsb. Allg. Ztg.
v. 8. Novbr. d. I.) weist nach, daß das iu earrarischem Mar-
mar gearbeitete Werk zwischen deu Jahren 1768 nud 7!t aus
dcm Besitze des Barous v. Bretcuil iu den eines gewissen
Lyde Browne, und aus diesem gegen 1787 in die Samm-
lungen der russischen Kaiserfamilie übergiug. Hr. v. Stephaui,
der bekannte Archäolog und Conservator der Antiken fand es
unter deu Wcrken, welche vor einigen Jahren ans dem Tau-
rischen Palais in das Skulpturenmagazin der Ermitage
übertragen wnrden. Es trägt noch dieselbe Nr. -10, unter
welcher eS iu einem vom Jahre 1779 stammenden italienischen
Kataloge der Brbwne'schen Sammlung, dcn Hr. v. Guedeonow
im Britischen Museum aufstöberte, verzeichnet steht, und stimmt
mit dem aus der Mengs'schen Sammlung stammenden Dres-
dener Abguß vollkommeu überein. Ob übrigens die Gruppe
des Delphins mit dem Kinde wirklich dem Raffael, sei es
ganz, sei es in der Ausführung nnr theilweise zugehöre, das
bleibt vorläufig noch eine offene Frage. Jedenfalls ist aber
das Original des Dresdener Abgusses und das Vorbild des
von Cavaceppi 1768 in seiner bekannten ..liuecoltn" pnblicirten
Stiches in der Gruppe der Ermitage glllcklich wiedergefunden.
Vergl. Vasari, VII, 47, Anm. l sll. L-omon.; Passavaut,
Rafael, franz. Ausg. I, 205 ff.; II, 375 ff.

persoilaliiachlichtni.

Auszeichiliiiigeii. Der deutsche Kaiser verlieh auf An-
trag der Kunstakademie in Berlin die große goldene Medaille
an die Maler Angeli in Wien, P. Meyerheim in Ber-
lin, Lasch in Diisseldorf und an den Bildhauer R. Begas
in Berlin. Die kleine goldene Kunstmedaille erhielten die
Maler E. v. Gebhardt in Düsseldorf, Ruths in Ham-
burg, Tadema in London, Graf Harrach in Berlin,
Schampheleer in Brüssel, Biermann in Berlin, Hünten
in Düsseldorf, Fr. Kaulbach in Hannover, Grntzner und
Gierymski in Mnnchen, Hoff und Munthe in Düsseldorf,
der Kupferstecher Franck in Brüfsel, die Bildhaner Lombardi
in Rom nnd Barzaghi in Mailand.

^ Professor Richard Schöne in Halle wurde an Stelle
des verstorbenen Eggers in das Preußischellnterrichtsministerium
 
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