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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0083

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155

Vom Christmarkt. III.

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miissen — wie denn bis jetzt iiberhaupt es die Landschaft
ist, in der der Oeldruck das Gelungenste geleistet hat, —
führt uns eine Alpenlandschaft vor in all dem koloristi-
schen Glanz, wie ihn die Natur in den duftigen Fernen,
den frischen, saftigen, belebten Bordergründen, in der
Harmonie, die über dem Ganzen ruht, mit einem Wort
in dem ganzen ihr eigenen alpinen Leben darbietet;
nimmt inan zn diesem Zauber des Kolorits noch die aus-
nehmende Naturtreue, die sich in den Berg- und Gesteins-
formen, in lebensvollen Wasser- und in Waldpartien, in
angemessener Staffage offenbart, so muß man gestehen,
daß man hier ein Werk ursprünglicher künstlerischer
Schöpfungskraft, nicht ein Werk mechanischer Repro-
duktion vor sich zu haben glaubt; ein Staunen, das sich

in Leipzig, welche ihre Verlagsthätigkeit hauptsächlich
auf dieses Gebiet richtet, bringt verschiedene Neuigkeiten
solcher Art zu Markt. So das bereits in 8 Heften (in
fünf verschiedenen Größen) vorliegende „Album der
Blumenmalerei. Musterblätter für Lehrer und Schüler
von Marie v. Reichenbach", ferner von derselben
Künstlerin „Kleine Blumen, kleine Blätter. Bor-
lagen für Blumenmalerei" (Heft 1), sowie „Tagebuch,
Blätter der Erinnerung und Lebensweisheit. Mit 12
Jllustrationen" (in gemalten Blumen); dann aber sind
hier auch zu erwähnen die „Kleinen Vorlagen für
Blumenmalerei. Zum Uebertragen auf Papier, Holz,
Marmor, Alabaster, Elfenbeiu, Pergament, Leder,
Porzellan, Seide rc. Nach der Natur in Gouache aus-

Aus Duller's „Geschichte des deütschen Volkes."

indeß reducirt, wenn man bedenkt, daß der oben erwähnte
Proceß mechanischer Reproduktion durchaus kein rein
mechanischer ist, sondern nur von kllnstlerisch geübten und
geschulten Augen und Händen ins Werk gesetzt werden
kann. Von den drei andern Bildern stellen zwei, als
Pendants zu einander gehörig und deshalb von derselben
Größe, „Nach dem Wasser gehendeKühe", nach Originalen
von Boltz in München, und das dritte, der „Toast",
eine heitere auf einer Reise am Rhein begriffene humori-
stisch charakterisirte Studentengruppe bei einem Glase
Wein, nach einem Bilde von Hanns Brunner in
München, dar.

Wie immer, mangelt es auch in diesem Jakwc nicht
an den üblichen Künstler- und Künstlerinnen-Albums,
mit theilweise oder durchgehend in Wasserfarbendruck
ausgeführten Blättern. Die Arnoldische Buchhandlung

geführt von Marie Nemy" (Heft 1). Von allen diesen
vier Werken der Blumenmalerei, durchgängig praktisch
und schön koncipirt und koloristisch gut ausgeführt, kann
man mit dem größten Rechte, mit einem sonst sehr ge-
mißbrauchten Ausdruck sagen, daß sie einem dringenden
Bedürfniß entgegenkommen und es mit dem besten Erfvlg
I befriedigen. So viele schöne Werke der Blumeninalerei
es auch gab, so fehlte es doch bisher für Lehrer wie
für Schüler an praktisch in der Zusammenstellung wie
der Farbengebung eingerichteten, dabei geschmackvollen,
nicht zu theuren Vorlegeblättern. Diese erhalten wir
hier in den Musterwerken der Damen von Reichenbach
und Remy, die sich auf's schicklichste zu Weihnachts-
geschenken für angehende Blumenmalerinnen eignen. Einen
ähnlichen praktischen Zweck, nur mehr auf die Porzellan-
und Glasmalerei berechnet, verfolgt mit gleich glücklichen
 
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