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Preisbewerbunqm. — Personalnachrichten. — Sammlunqen »nd Ansstellnnqen.
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der früheren Gothik, eine Reihe vorzüglicher Arbeiten
entgeqen, die niit demjenigen, was kunsireicbere deulsche
Gegenden besitzen, den Wettstreit eingehen können. Die
A'beiten des weiteren 14. Jahrhunderts und des grösiten
Theiles vom 15. stehen dagegen sehr tief, wenn wir sie
mit anderen keisiungen vergleichen. Die Scktbächen der
späieren Golhik, der Berlust der stilvollen Würbe, aber
das Zwängen des Figürlichen unter eine kouventionelle,
der Arckitektur entnommene Schablone, das Erwachen
naluralistischer Regungen, aber die vollkomineiie Rath-
losigkeit der Natur gegenüber, der Mangel an richtigem
Vcrhältniß zwischen den einzeluen Theilen der Gestalt
und die Verzerrung der Form treten oft in erschreckender
Weise zu Tage, selbst bei solchen Werken, die, wie manche
der gravirten Metallplatten, in ihrer technischen Behand-
lung bedeutend sind. Die farbigen Monumente von
Heinrich II. und Heinrick VI. gehören zu den besseren
Leistungen diescr Zeit. An der Grenze des mittelalterlichen
und des modernen Stils steht nnn aber ein solches Meister-
werk, wie das Erzgrab des Bischofs Johannes Roth im
Dom zu Breslau, freilich nicht in Sckilesieii selbst ge-
arbeitet, sondern 1496 von Peter Vischer zu Nürnberg
gegossen, und neben dem Monumeiit im Magdeburger
Dom der Ausgangspunkl seiner Künstlerlaufbahn. Wäh-
rend hier das spätgothische Princip in demArchitektonischen,
in den Verhältnissen und im Faltenwnrf der Nebenfiguren
waltet, bricht ein neues Naturgefühl in der mächtigen
Hauptgestalt durch. Einzelne Denkmäler der Renaissance
sind endlich den mittelalterlichen angesckilossen, unter denen
die Statuen Georg's II. und seiner Gemahlin Barbara
von Brandenburg am Portal des Schlosses zu Brieg,
(1563) dieser Schöpfung italienischer Baumeister auf
deulsckiem Boden, über welche Luchs früber („Bildende
Künstler in Schlesien") urkundliches Material mitgetheilt,
in erster Neihe stehen. A. W.
Die Wochenschrift „Kunst und Gcwcrbc", begründet
und berausgegeben von vr. C. Stegmann, Direktor des
bayrischen Gewerbemuseums in Nürnberg, erscheini seit Be-
giim dieses Jahres in größerem Format und splendiderer
Ausstattung unter der Redaktion von vr. O. v. Schorn.
prcisbkwerbungen.
Muscum der bildenden Künstc in Breslau. Znr Er-
langung eines Bauplans für dieses Museum hat das Comite
eine Konkurrenz ausgeschrieben, deren nähere Bestimmungen
aus dem in der vorliegenden Nummer d. Bl. abgedruckten
^Jnserate zu ersehen sind.
Dic zweite Societät der Teylerstiftung in Haarlem hat
folgende Preisfrage für das Jahr 1873 gestellt: „Huels titros
les llollanäais ont-ils b snlre vnloir, clspuis le eominenes-
inent <Iu «eirisine sieele susgn' L lo, ün <ln äix-kultleine,
ckuns I'urt cke reprockuetion clss clessins en luesimile st, genck-
rulement, Zs I'imprsssion su eouleur clss estumpes?" Ver-
langt werden Forschungen über die Künstler, die auf ge-
nanntem Gebiete lhätig gewesen sind, sowie ein Verzeichniß
ihrer Werke und Beschreibung der früheren Kunstweise, von
welcher sie ausgegangen. Der für die beste Arbeit ausgesetzte
Preis (selbverständlich nicht nnr die relativ beste, sondern voll-
kommen genügende) besteht in einer mit dem Münzstempel der
Societät geprägten goldenen Medaille im reellen Werthe von
400 Gulden holländ. Die Konkurrenzarbeiten müssen in
holländischer, französtscher, englischer oder deutscher Sprache
abgefaßt und mil lateinischen Buchstaben vollkommen leserlich
von einer anderen Hand, als der des Verfassers, geschrieben
sein. Ebenso ist es unbedingt nothwendig, daß die Abhand-
lungen ganz vollständlg bis zum 1. April 1874 eingereicht
werden. Das Urtbeil wird am 1 Mai 1875 publicirt. Alle
singeschickten Aufsätze bleiben Eigenlhum der Societät. Jn
thren Publicationen wird die gekrönte Arbeit im Orginal
vder in Uebersetzung veröffentlicht; der Urheber verzichtet auf
das Recht, sein Werk obne Bewilliaung der Stiftung selbst zu
pnbliclren. Die Societät bebält sich ebenso die Berechtigung
vor, von den nicht gekiönten Arbeilen nach ihrem Giirdünken
entfprechenden Gebrauch zu machen, emweder obne Erwähnnng
des Namens des Autors oder mit Angabe desselben; sie wird
indeß in diefem letzien Falle die Zustimmung des Urhebers
einbolen. Den Auioren der nicht gekrönten Abhandlungen
werden Abschriften derselben nnr auf deren eigne Kosten ge-
liesert Die Konkurremarbeiten düifen als Signatur nur eme
einfache Devise tragen; in einem veisi gelten Brieie, der als
Ausichiift dieielbe Devise trägt, ist Namen und Wobnort des
Uihebers anzugeben. Die Einsenduiigen sind an folgende
Adresse zu richien) ^ In Llnison cls >n lonclntion cke ken
Nr. k. Nexlsr vnn cker vnlst k kknrlsm."
prrsonlüiiachnchlrn.
8. Dcr Kupfcrstecher Laver Stcifensand in Dllsseldorf
bat in Anerkeniiiing seines schöncn Ltnds „Die Aiibeiung der
h. drei Könige" nach Paolo Veronese vom Könige von
Sachsen das Ritterkreuz des Albrecht-Ordens und vom Groß-
herzog von Sachsen-Weimar den Faiken-Orden erhalten.
^ Professor vr. Karl Lemcke, Verfasser der bekannten
trefflichen „Populären Aestkeiik", derzeit in München als
Honoiarius lebend, hat einen ebrenvollen Ruf als Professor
der Aestbetik und Kunstgeschichte an die Kunstakademie zu
Amsterdam erhalten und angenommen.
Lammluiigrn und ^usstrllungen.
V. 4. L1. Hamburg. Der letzte Monat des verflossenen
Jabres brachte uns ungewöbnlich viel des Anziehenden. Jn
erster Linie zu nennen sind zahlreiche Entwürfe, Stndien rc.
nebst einer Todtenmaske M. v. Schwind's als hoffenilich
recht erfolgreiche, mahnende Begleiter einer Auffordernng znr
Subscription für die znm Denkmal des verstorbenen Meisters
bestiminte Rolunde mit der ausgefübrten Schönen Melusine.
Das allmähiiche Entstehen einzelner Gestalten und Motive von
der ersten Konception an durch alle Wandlungen, Umschmel-
zungen und Verbefferungen an verschiedenen Blättern zu ver-
folgen, gewährte einen hohen Neiz, dem man sich stundenlang
ohne Ermüdung hingeben konnte. Sodann das von der Ver-
bindung für htstorische Kunst erworbene Gemälde Linden-
schmit's, Oranien's Tod, leider so ungeschickt aufgestellt, —
die Bildfläche bildete einen stumpfen Winckel mit dem Fuß-
boden —, daß nnr ein gewandler Stratege durch mehrfaches
Wechseln des Standpunktes ein Erkennen der Hanptsachen er-
möglichen konnte, die obere Hälfte aber selbst mit bewaffnetem
Auge schwer zn unterscheiden, und demnach ein Urtheil über
das Ganze uicht zu erlangen war. Endlich eine plastische
Gruppe von H. Schubert in Rom von ebenso einfacher wie
edler Bewegung und Drapirung, eine vor- und herabfchrei-
tende Frau aus Capri, die mit anmuthiger Biegung den Kopf
zu dem auf ihrer Schulter sitzenden Kinde wendet. — Eine
bemerkenswerthe Erscheinung lernen wir in Frau Jerichau
kennen. Das bedeutendste der von ihr ausgestellten drei Ge-
mälde ist der dänische Fischer, dessen Kind im Boote zu seinen
Füßen sitzt. Da ist eine Breite in der Pinselführung, eine
fast düstre Kraft in der Farbengebung, eine Energie des Ans-
drucks, die man von einer Frau nicht erwarten follle. Der
vou jeder schwächlichen Sentimentalität freie Charakter des
Bildes fesselt beim ersten Anblick und gewinnt bei längerem
Anschauen, wobei man allerdings eineu ziemlich entfernten
Standpunkt einnehinen muß, immer mehr. Die trotzig kübnen
Züge des Vaters rechtfertigen das naive Vertrauen, welches
ans den blauen Augen des Fischerkindes spricht, und in eben
diesem Kontrast liegt ein fernerer Reiz des Bildes. Weniger
Sympathie erwecken die unschönen Gestalten auf „des Groß-
vaters Geburtstag"; auch die Römerin zeigt uns das eigent-
liche Talent der Künstlerin von einer schwächeren Seite.
Seltsame Verirrungen zeigen zwei Genrebilder von Faust in
Cassel; mit dem Goldgrund. des einen, der an byzantinische
Heiligenbilder erinnert, wissen wir ebenso wenig etwas an-
zufangen, wie mit der grauen Wand, welche so sehr die Haupt-
sache des andern bildet, daß nicht allein die Katzen, sondern
auch die Nelken grau davon werden. Eine wunderliche Gabe
bringt auch Sonderland mit seinem modernen Liebesboten:
ein Briefträger natürlich, aber ein solches Original von Brief-
träger, wie^es ill prax! nicht vorkommt; junge^Damen, die
Preisbewerbunqm. — Personalnachrichten. — Sammlunqen »nd Ansstellnnqen.
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der früheren Gothik, eine Reihe vorzüglicher Arbeiten
entgeqen, die niit demjenigen, was kunsireicbere deulsche
Gegenden besitzen, den Wettstreit eingehen können. Die
A'beiten des weiteren 14. Jahrhunderts und des grösiten
Theiles vom 15. stehen dagegen sehr tief, wenn wir sie
mit anderen keisiungen vergleichen. Die Scktbächen der
späieren Golhik, der Berlust der stilvollen Würbe, aber
das Zwängen des Figürlichen unter eine kouventionelle,
der Arckitektur entnommene Schablone, das Erwachen
naluralistischer Regungen, aber die vollkomineiie Rath-
losigkeit der Natur gegenüber, der Mangel an richtigem
Vcrhältniß zwischen den einzeluen Theilen der Gestalt
und die Verzerrung der Form treten oft in erschreckender
Weise zu Tage, selbst bei solchen Werken, die, wie manche
der gravirten Metallplatten, in ihrer technischen Behand-
lung bedeutend sind. Die farbigen Monumente von
Heinrich II. und Heinrick VI. gehören zu den besseren
Leistungen diescr Zeit. An der Grenze des mittelalterlichen
und des modernen Stils steht nnn aber ein solches Meister-
werk, wie das Erzgrab des Bischofs Johannes Roth im
Dom zu Breslau, freilich nicht in Sckilesieii selbst ge-
arbeitet, sondern 1496 von Peter Vischer zu Nürnberg
gegossen, und neben dem Monumeiit im Magdeburger
Dom der Ausgangspunkl seiner Künstlerlaufbahn. Wäh-
rend hier das spätgothische Princip in demArchitektonischen,
in den Verhältnissen und im Faltenwnrf der Nebenfiguren
waltet, bricht ein neues Naturgefühl in der mächtigen
Hauptgestalt durch. Einzelne Denkmäler der Renaissance
sind endlich den mittelalterlichen angesckilossen, unter denen
die Statuen Georg's II. und seiner Gemahlin Barbara
von Brandenburg am Portal des Schlosses zu Brieg,
(1563) dieser Schöpfung italienischer Baumeister auf
deulsckiem Boden, über welche Luchs früber („Bildende
Künstler in Schlesien") urkundliches Material mitgetheilt,
in erster Neihe stehen. A. W.
Die Wochenschrift „Kunst und Gcwcrbc", begründet
und berausgegeben von vr. C. Stegmann, Direktor des
bayrischen Gewerbemuseums in Nürnberg, erscheini seit Be-
giim dieses Jahres in größerem Format und splendiderer
Ausstattung unter der Redaktion von vr. O. v. Schorn.
prcisbkwerbungen.
Muscum der bildenden Künstc in Breslau. Znr Er-
langung eines Bauplans für dieses Museum hat das Comite
eine Konkurrenz ausgeschrieben, deren nähere Bestimmungen
aus dem in der vorliegenden Nummer d. Bl. abgedruckten
^Jnserate zu ersehen sind.
Dic zweite Societät der Teylerstiftung in Haarlem hat
folgende Preisfrage für das Jahr 1873 gestellt: „Huels titros
les llollanäais ont-ils b snlre vnloir, clspuis le eominenes-
inent <Iu «eirisine sieele susgn' L lo, ün <ln äix-kultleine,
ckuns I'urt cke reprockuetion clss clessins en luesimile st, genck-
rulement, Zs I'imprsssion su eouleur clss estumpes?" Ver-
langt werden Forschungen über die Künstler, die auf ge-
nanntem Gebiete lhätig gewesen sind, sowie ein Verzeichniß
ihrer Werke und Beschreibung der früheren Kunstweise, von
welcher sie ausgegangen. Der für die beste Arbeit ausgesetzte
Preis (selbverständlich nicht nnr die relativ beste, sondern voll-
kommen genügende) besteht in einer mit dem Münzstempel der
Societät geprägten goldenen Medaille im reellen Werthe von
400 Gulden holländ. Die Konkurrenzarbeiten müssen in
holländischer, französtscher, englischer oder deutscher Sprache
abgefaßt und mil lateinischen Buchstaben vollkommen leserlich
von einer anderen Hand, als der des Verfassers, geschrieben
sein. Ebenso ist es unbedingt nothwendig, daß die Abhand-
lungen ganz vollständlg bis zum 1. April 1874 eingereicht
werden. Das Urtbeil wird am 1 Mai 1875 publicirt. Alle
singeschickten Aufsätze bleiben Eigenlhum der Societät. Jn
thren Publicationen wird die gekrönte Arbeit im Orginal
vder in Uebersetzung veröffentlicht; der Urheber verzichtet auf
das Recht, sein Werk obne Bewilliaung der Stiftung selbst zu
pnbliclren. Die Societät bebält sich ebenso die Berechtigung
vor, von den nicht gekiönten Arbeilen nach ihrem Giirdünken
entfprechenden Gebrauch zu machen, emweder obne Erwähnnng
des Namens des Autors oder mit Angabe desselben; sie wird
indeß in diefem letzien Falle die Zustimmung des Urhebers
einbolen. Den Auioren der nicht gekrönten Abhandlungen
werden Abschriften derselben nnr auf deren eigne Kosten ge-
liesert Die Konkurremarbeiten düifen als Signatur nur eme
einfache Devise tragen; in einem veisi gelten Brieie, der als
Ausichiift dieielbe Devise trägt, ist Namen und Wobnort des
Uihebers anzugeben. Die Einsenduiigen sind an folgende
Adresse zu richien) ^ In Llnison cls >n lonclntion cke ken
Nr. k. Nexlsr vnn cker vnlst k kknrlsm."
prrsonlüiiachnchlrn.
8. Dcr Kupfcrstecher Laver Stcifensand in Dllsseldorf
bat in Anerkeniiiing seines schöncn Ltnds „Die Aiibeiung der
h. drei Könige" nach Paolo Veronese vom Könige von
Sachsen das Ritterkreuz des Albrecht-Ordens und vom Groß-
herzog von Sachsen-Weimar den Faiken-Orden erhalten.
^ Professor vr. Karl Lemcke, Verfasser der bekannten
trefflichen „Populären Aestkeiik", derzeit in München als
Honoiarius lebend, hat einen ebrenvollen Ruf als Professor
der Aestbetik und Kunstgeschichte an die Kunstakademie zu
Amsterdam erhalten und angenommen.
Lammluiigrn und ^usstrllungen.
V. 4. L1. Hamburg. Der letzte Monat des verflossenen
Jabres brachte uns ungewöbnlich viel des Anziehenden. Jn
erster Linie zu nennen sind zahlreiche Entwürfe, Stndien rc.
nebst einer Todtenmaske M. v. Schwind's als hoffenilich
recht erfolgreiche, mahnende Begleiter einer Auffordernng znr
Subscription für die znm Denkmal des verstorbenen Meisters
bestiminte Rolunde mit der ausgefübrten Schönen Melusine.
Das allmähiiche Entstehen einzelner Gestalten und Motive von
der ersten Konception an durch alle Wandlungen, Umschmel-
zungen und Verbefferungen an verschiedenen Blättern zu ver-
folgen, gewährte einen hohen Neiz, dem man sich stundenlang
ohne Ermüdung hingeben konnte. Sodann das von der Ver-
bindung für htstorische Kunst erworbene Gemälde Linden-
schmit's, Oranien's Tod, leider so ungeschickt aufgestellt, —
die Bildfläche bildete einen stumpfen Winckel mit dem Fuß-
boden —, daß nnr ein gewandler Stratege durch mehrfaches
Wechseln des Standpunktes ein Erkennen der Hanptsachen er-
möglichen konnte, die obere Hälfte aber selbst mit bewaffnetem
Auge schwer zn unterscheiden, und demnach ein Urtheil über
das Ganze uicht zu erlangen war. Endlich eine plastische
Gruppe von H. Schubert in Rom von ebenso einfacher wie
edler Bewegung und Drapirung, eine vor- und herabfchrei-
tende Frau aus Capri, die mit anmuthiger Biegung den Kopf
zu dem auf ihrer Schulter sitzenden Kinde wendet. — Eine
bemerkenswerthe Erscheinung lernen wir in Frau Jerichau
kennen. Das bedeutendste der von ihr ausgestellten drei Ge-
mälde ist der dänische Fischer, dessen Kind im Boote zu seinen
Füßen sitzt. Da ist eine Breite in der Pinselführung, eine
fast düstre Kraft in der Farbengebung, eine Energie des Ans-
drucks, die man von einer Frau nicht erwarten follle. Der
vou jeder schwächlichen Sentimentalität freie Charakter des
Bildes fesselt beim ersten Anblick und gewinnt bei längerem
Anschauen, wobei man allerdings eineu ziemlich entfernten
Standpunkt einnehinen muß, immer mehr. Die trotzig kübnen
Züge des Vaters rechtfertigen das naive Vertrauen, welches
ans den blauen Augen des Fischerkindes spricht, und in eben
diesem Kontrast liegt ein fernerer Reiz des Bildes. Weniger
Sympathie erwecken die unschönen Gestalten auf „des Groß-
vaters Geburtstag"; auch die Römerin zeigt uns das eigent-
liche Talent der Künstlerin von einer schwächeren Seite.
Seltsame Verirrungen zeigen zwei Genrebilder von Faust in
Cassel; mit dem Goldgrund. des einen, der an byzantinische
Heiligenbilder erinnert, wissen wir ebenso wenig etwas an-
zufangen, wie mit der grauen Wand, welche so sehr die Haupt-
sache des andern bildet, daß nicht allein die Katzen, sondern
auch die Nelken grau davon werden. Eine wunderliche Gabe
bringt auch Sonderland mit seinem modernen Liebesboten:
ein Briefträger natürlich, aber ein solches Original von Brief-
träger, wie^es ill prax! nicht vorkommt; junge^Damen, die