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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Rosenberg, Adolf: Die Baugeschichte Berlins von Alfred Woltmann, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0220

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z 429

Kunstliteratur.

430

- kleinliche Ausbildung des Details, die überwuchernde
r Ornamentik, das absichtliche Hinarbeiten auf das Ge-

- fällige uud Zierliche thun der Gesammtwirkung Eintrag.

- Dies zeigt sich besonders bei der kürzlich eröffneten großcn
i Passage von den Linden zur Behrenstraße (von Kyllmann
e und Heyden). Hier kommeu die konstruktiren Glieder

- unter der sie bedeckenden Ueberfülle der dekorativen Ele-
; niente nicht zur vollen Wirkung; durch Ueberladung ent-
e steht ja immer Kleinlichkeit; Größe erzielt man durch Ein-
e falt. Höher stehen unter diesem Gesichtspunkte zwei andere

- bedeuteude Bauten jüngster Zeit: die Häuser der Central-
i straße und das Haus der Bodenkreditgesellschaft, äußerst

- glückliche Schöpfungen von Ende und Boekmann. —

- Das Hauptverdienst, das sich Woltmann mit seinem

- Buche erworben hat, besteht darin, daß er das Jntereffe

; der Gegenwart wieder auf die Bauten der Vergangenheit

> hingelenkt hat. Die Masse der modernen Menschen geht

- an den alten DenkmLlern der Borzeit vorbei uuaufhalt-

! sam zur Tagesordnung über, unbekümmert darum, wer

> oder welche Zeit jene Steinhaufen aufgethürmt und organi-

i sirt hat, sletS bereit aber ihr perönl! zu rufen, wo ein

: ehrwürdiges Denkmal die Wogen des Verkehrs hemmt.

Und doch wollen wir dieser Mengc, deren Berständniß
. erst geweckt werden soll, nicht Unrecht thun. Den Bauten
der Gegenwart trägt sie stets ihr lebendigstes Jnteresse
zu. Die Baukunst ist ja bevorzugt vor allen übrigen
. Küiisteu, die Kunst des öfsentlichen Lebens zu sein.

Adolf Roscnberg.

Aunßlitrratur.

2r. G. Schäfer, Die Denkmäler der Elfenbein-
plastik des Großherz. Museums zu D arm-
stadt in kunstgeschichtlicher Darstellung. Von dem
histor. Verein f. d. Großherzogthum Hessen heraus-
gegebene Festschrift zur Fcier der vom 16. bis 20.
September 1872 in Darmstadt tagenden General-
versammlung der deutschen Geschichts- und Alter-
thumsvereine. Darmstadt. 1872.

Wie der Titel der vorliegenden Schrift lehrt, giebt
uns der Verfaffer am Faden kunstgeschichtlicber Entwick-
lung eine Beschreibung der im Darmstädter Museum be-
findlichen Elfenbeinwerke. Da er jedoch auch die be-
deutendsten Denkmäler anderer Sammlungen, welche diesem
Kunstzweige angehörcn, in den Kreis seiner B.trachtung
zieht, haben wir es nicht mit einem Kataloge im engeren
Sinne zu thun, sondern mit einer zusammenhängenden
Darstellung der Geschichie der Elfenbeinplastik überhaupt.
Dieser erste Versuch aus einem Felde, auf welchem bisher
Nur wenige zerstreute Vorarbeiten vorlagen, tritt „mil
aller Anspruchslosigkeit" auf, und hat nach des Verfassers
Absicht nur den Zweck, „zu weiteren Forschungen anzu-
regen".

Das gesammte Stoffgebiet zerfällt naturgemäß in
swei Abschnitte, eine Theilung, die weniger ihren Grund
>n dem plötzlichen Erlöschen und Wiederaufleben dieses
Kunstbetriebes hat, also vorwiegend stilistisch begründet
ware, sondern ihre Ursache in politischen Veränderungen

findet, in dem gänzlichen Verfall des byzantinischen
Kaiserreichs.

Nach einer kurzen Uebersicht über den Gebrauch
und die künstlerische Verwendung des Elfenbeius bei den
klassischen Völkern, namentlich m seiner Verbindung mit
dem Golde, wendet sich der Verfasser zu eiuer ausführ-
licheren Betrachtung der Diptycha. Der Gebrauch des
Elfenbeins zu künstlerischem Schmucke scheint den Griechen
^ jedoch schon vor Homer bekannt gewesen zu sein, also
j früher, als der Verfasser annimmt. Er kennt nur eine
^ Stelle der Jlias (5,582), wo von der Verwendung des
i Elephantenzahnes zum Schmucke eines Zaums die Rede
ist. Doch wird noch an einer zweiten Stelle bei Gelegen-
heit eines Gleichnisses (Jlias 4,141) ein Zaum erwähnt,
dessen Elfenbeinzier eine Sklavin mit Purpur färbt.
Gerade diese Art der Technik spricht für ein höheres Alter
und weist direkt auf den Handelsverkehr mit Asien hin. —
Von Cousulardiptychen besitzt das Darmstädter Museum
i ein ansgezeichnetes Exemplar, das des Consuls Flavius
Astyrius aus dem I. 449 (oder 448), in der Reihe
der durch Jnschriften chronologisch gesicherten allerdings,
i wie der Verf. meint, das vierte, in der Reihe der er-
haltenen überhaupt aber das sechste, da dievonPulszky
(Lutnlo^uk ok tlis b'sjkrvÄix ivories. Invsrpool, 1856)
dem M. Julius Philippus und M. Aurelius Romulus
zugeschriebenen Diptycha aller Wahrscheinlichkeit nach älter
sind. Die auf der einen nur noch erhaltenen Tafel be-
findliche Inschrift hat der Verf. nicht richtig geleseu; auch
auf der ersten aus Gori citirten Hälfte derselben fehlt ein
! An die Stelle der Consulardiptycha treten in

! der kunstgeschichtlichen Entwicklung später die Diptycha
zu kircklichen Zwecken, meist zur Zierde von Evangelien-
und Meßbüchern. (Weshalb der Verf. die mythologischen
E Diptycha gar nicht erwähnt, ist nicht recht ersichtlich.) —

^ Natürlich waren jene liturgischen Büchertafeln mit Dar-
j stellungen aus der heiligen Geschichte in antiker Formen-
gebung gesckuuückt. — Aus der byzantinischen Periode,
welcher der Verf. größere Gerechtigkeit widerfahreu läßt
j als bisher geschehen ist, besitzt das großherzogl. Museum
eine Tafel mit dem verkündigenden Engel, (die Maria
fehlt) uud einen ziemlich umfangreichen Schrein mit geure-
haften Reliefscenen aus dem Lebeu des ersten Menschen-
paares. Das Diplychon eines Evangeliariums mii sechs
Apostelbüsten und der Gurt eines liturgischen Gefäßes
mil der Heilung eines Krauken uud der Auferweckuag dcs
Lazarus gehören dem 9.—12. Jahrhuureri an. — Der
Einfluß, den die byzantinischen Künstler aus die dentickieu,
besonders der Karolingerzeit ausüblen, zeigt sich in eiuer
ansehnlich vertrelenen charakleristischen Gruppe vou Kuiist-
werken, die der Versasser mit Rechi byzauiinisch -1 oma-
nisch nennt, da man sich bei der Thäligkeit byymtiniicher
Künstler auch in beutschen Lauden nicht miuer bestuuini
sür den orientalischen oder occideuia>isch-u Ur pvuu der
einzelnen Denkmäler eniscbeiden kann. Km 12. Iahr
hundert regte sich nameiitlich in den rheinischen Srädten
ein neuer Geist, ber zuerst in ver Jndividuallsirung der
Köpfe zum Durchbruch kam. Dieser rheinisch-ronianischeu
Epoche gehören zwei berühmte Reliquienschreine des
Museums an; nächst diesen wurden besonders iragbare
Altäre mit Elfenbeinschmuck versehen.

Die Änschrisl tautel vollständig: teisuvlus) ^stvrius
v(ir) ollurisslwus) ot instustrissiiuus) oom(es) ex muAÜstro)
utriusci(uo) niil(itiue) oons(ul) 0M)(inurius), nicht OL0.
 
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