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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Heft 39 (11. Juli 1873)
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Kunstwissenschaftlicher Congreß in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0315

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Kunstwissenschastlicher Congreß in Wien. — Nekrolog.

620

den Congreß wird das Nähere hierüber enthalten. Ueber
die Verhandlungen sollen stenographisch aufgenommene
und vom Präsidium redigirte Berichte veröffentlicht
werden-

Wir glauben, daß schon der Congreß allein sämmt-
liche Vertreter des Faches bestimmen könnte, den von
ihnen aus Anlaß dcr Weltausstellnng beabsichtigten Besuch
Wien's auf den oben angegebenen Zeitpunkt zu verlegen.
Das Comitv (verstärkt durch zwei Wiener Kunstfreunde,
die Herren Prinz Hohenlohe und Graf C. Lancko-
ronski) hat jedoch außerdem noch darauf Bedacht ge-
nommen, den Congreßmitgliedern ihren Aufenthalt in
Wien durch eine Ausstellung in besonderer Weise
interessant und lehrreich zu machen. Diese Ausstellung,
welche ebenfälls in den Räumen des österreichischen Mu-
seums und zwar in den Monaten August und Septem-
ber stattfinden wird, soll die ausgezdichnetstenBil-
der alter Meister, welche sich im Wiener Privat-
besitz befinden, in bisher noch niemals erzielter Voll-
ständigkeit kritisch gesichtct und an der Hand eincs sorg-
fältig gearbeiteten Kataloges den Kunstfreunden vorführen.
Die Vorbereitungen dazu sind soweit gediehen, daß wir
uns das Beste versprechen dürfen. Unsere folgende
Nummer wird weitere Details über den Umfang und
die Dauer der Ausstellung bringen.

Wir empfehlen letztere der Beachtnng unserer Leser
auf's Wärmste und werden nicht versäumen, auch über
den Congreß alle nähexen Bestimmungen rechtzeitig den
Fachgenossen mitzutheilen.

N e k r o l o g.

Johaml Corl Schultz, ein um die Kunst und
das geistige Leben der Provinz Preußen und besonders
der Stadt Danzig hoch vertzienter Mann, der zugleich
zu unsern bedeutendsten Architektllrmalern älterÄ Schüle
gehört, ist uns nach einem langen, thatenreichen Leben
am 12. Äuni d. I. durch den Tod entrissen worden.

I. C. Schultz wnrde am 5. Mai 1801 zü Danzig
geboren, wo sein Vater ein geachteter Kaufmann war.
Jhm gehörte ein Haus in der Jopengasse, dasselbe,
dessen malerischen Hausflur Schultz auf dem letzten Blatte
seines großen Werkes über Danzig in seincm alten Zu-
stande dargestellt hat. Der Vater starb schon fünf Iahre
nach der Geburt des Sohnes. Da der Letztere Neigung
und Anlagen für die bildende Kunst zeigte, legte die
liebevolle Mutter seinem sehnlichen Wunsche, Künstler
zu werden, kein Hinderniß in den Weg, gestattete ihm,
sich der Kunst widmen zu dürfen. Zü diesem Zwecke
besuchte er zuerst die Kunstschule seincr Vaterstadt, er-
hielt von dem verdienstvollen Direktor derselben, Prof.
Adam Breysig, den ersten, für sein ganzes Leben
bestimmenden Unterricht im Zeichnen. > Jm Jahre
1820 begab er sich sodann nach Berlin, wo er die
Kunstakademie, damals unter Leitung des berühmten
Bildhauers Joh. Gottfr. Schadow, besuchte, zuletzt auch

im Atelier des besonders durch sein Lehrbuch der Per-
spektive bekannten Prof. Hummel malte. Schon jetzt
zeigte er besondere Vorliebe für Landschaften mit Archi-
tektur und kopirte zunächst einige Bilder von Schinkel.
Da er, als Schüler Breysig's und Hummel's, besonderes
Gewicht auf perspektivisch richtige Zeichnung legte, wid-
mete er sich bald ganz der Architektur-Malerei, einem
damals noch wenig angebauten Felde.

Seine erste Studienreise ruachte Schultz in
Gesellschaft des Malers Blechen nach Dresden und
Meißen. Jm Jahre 1823 ging er dann durch den
Harz über Cassel, Bayreuth und Nürnberg nach München,
wo er sich enge an den damals schon berühmten Archi-
tekturmaler Domenico Quaglio anschloß und unter
seiner Leitung sich weiter ausbildete. Hier malte er seine
ersten selbständigen Bilder, innere Ansichten des Domes
zu Meißen, der Elisabethkirche zu Marburg (im Besitz
der Frau von Brünneck auf Belschwitz in Westpreußen),
des Domes zu Regensburg u. A. Zm Herbste des Jahres
1824 ging er dann, mit einem jährlichen Reisestipen-
dium von 150 Thlr. von Seiten der Westpreußischen
„Friedens-Gesellschaft" versehen, in Gesellschaft von C.
Grüncisen, später Ober-Konsistorial-Rath in Stuttgart,
durch Tirol nach Ätalien, dem gelobten Lande der
Künstler. Ueber Mailand, Mantua, Bologna, Florenz
und Siena eilte er zunächst nach Rom, das ihn am
meisten anzog und fesselte. Hier fand er die würdtgsten
Gegenstände für seine Kunst im Ueberfluß. Aber
gerade diese Masse wirkte so drückend auf ihn, daß er
zwar Studien zeichnete, jedoch zu einem selbständigen
Werke vorerst' nicht kam.

Auf der Durchreise hatte der großartige Dom von
Mailand mit seiner reichen Architektur von Marmor so
großen Eindruck auf den jungen Künstler gemacht, daß
er nach Mailand zurückkehrte, an und in dem Dome
Bieles zeichnete und dann, nach Rom zurückgekehrt,
eine große innere Ansicht desselben tnalte,- welche
großes Aufsehen erregte, ihm die Achtung dcr damals
in Rom lebenden Künstler (Führich, Fr. Overbeck, Koch,
Ä. Schnorr, Ph. Veit, Reinhaxd, Thoxwaldsen, von
Klöber , E. Wolf, W. Stier, Ludw. Richter) erwarb
und seinen Künstlerruf begründete. Er schickte dieses
Bild, nebst einer Ansicht des Oumxo Vneciino zu Rom,
im Jahre 1826 auf die akademische Ausstellung nach
Berlin. Auch hier fand es allgemeinen Beifall. Der
Kronprinz, später König Friedrich Wilhelm IV., taufce
es, und der schon damals eifrig sammelnde Konsul Wag-
ner in Berlin bestellte eine Wiederholung desselben.
Schultz nialte sie, jedoch von einem anddren Standpunkte
aus. Als dieses zweite Bild auf der Berliner Aus-
stellung erschien, wünschte König Friedrich Wilhelm III.
die Erwerbung desselben. Der Konsul trat daher zurück
und erhielt dafür später eine verkleinerte Wiederholung
des ersten Bildes, sywie ein zweites kleineres Gemälde,
eine Partie auf dem Däche dos Mailänder Doms dar-
stellend. Beide besinden sich jetzt in der National-Ga-
lerie zu Berlin. Einige Iahre später bestellte und er-
hielt der Kommerzienrath Heidfeld in Danzig abermals
eine Wiederholung des ersten Bildes, sowie ein Pendant
dazu, eine innere Ansicht des Münsters zu Straßburg.

Schultz blieb vier Jahre (1824—28) in Jtalien,
weilte meist in Rom, besuchte mit Wilh. Zahn
und Julius Schnorr v. Carolsfeld aber auch 9leapel
und Sicilien und sammelte einen großen Schatz
 
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