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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Korrespoudcnz, — Sammlunjzcn und Ansstellungen.

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Muscum zu Drcsden, der Fürst von Schwarzburg- ^
Rudvlstadt, Graf vvn Gicch, dcr histvrische Vcrein zu !
Würzburg und Hofantiquar Pickerl hier haben in
entgegenkommendster Weise zur Ausführung des dankens- I
werthen Untcrnehmens beigetragen.

Die Ausstcllung cnthält hervorragende Leistungen ^
der älleren Gvldschmiedcknnst nnd des Emaillirens, eine
große Zahl von Elfcnbcinarbeitcn des NürnbcrgerMcistcrs
Lorenz Zick (-j- 1666) und andercr, Tafelaufsätzc, Pokalc
nnd svnstigc Trinkgesäße, namentlich abcr eine Anzahl
dcr schvnstcn Prachtschwerter nnd Schicßgewchre aus
dem 16, und 17. Zahrhundert. Erstcre sind vorzugs-
weise Nürnberger und Augsburger Arbeiten; die Grisfe, !
Stichblätter und Gesäße derselbcn zeigen vollcndetc Bei-
spiele der damalö zur hvchsten Blüthe gelangten Kunst
des Eisenschnitts, des Gravirens und Tauschirens. Die !
Schäfte der Gcwehre dagcgen gehören zu den glänzcndsten
Leistungen von Einlegearbciten in Mctall, Pcrlmutter
und Elfcnbein.

Bvn der hohen Stufe, welche die Kunstschlvsserei
im 17. Jahrhundert einnahm, zeugt ein in reicher pla-
ftischer Kompvsitivn ausgeführtes Schloß des Nürnberger
Meisters Bartholomäus Hoppert (vom Jahre 1695), ^
wclcher scmer Zeit in Paris für Ludwig XIV. thätig
war nnd auch in Hvlland und England arbeitete. Eine
besondere Abtheilung bilden Webereien und interessante
ältere Lederarbeiten, zum Theil aus dem eigenen Besitze
des germanischen Mnseums.

Unker den Emailarbeiten mvchten wir auf die
herrliche Platte, den Triumph der Galathea nach Raffael
darstellend, und die dazu gehörigen Schalen mit alttestamen-
tarischen Darstelluugen von dem berühmten Meister
Pierre Courtvis aus Limoges besonders hinweisen,
Unter den Tafelanfsätzen ist ein hciliger Georg (17.
Jahrh.), cin als Trinkgefäß bestimmtcr Mvrser und ein
gothisches, in Silber gefaßtes, mit schönen Gravirungen
versehenes Trinkhorn, eine vorzügliche Arbeit des XV.
Jährhundcrts, hervorzuheben. Prachtstückc der Ausstel-
lung sind dcr im Besitze des Fürsten von Rudolstadt
befindliche Nautilospokal, der von der Figur des heiligen
Georg getragen, auf dem silbernen Deckcl von einem
Neptun mit schwellendem Segel gekrönt wird, eine
von einer silbernen weiblichen Figur getragene Achat-
Schale, deren Fuß mit Muscheln reich verziert ist, und
ein in Silber gefaßter Pokal aus Bergkrystall, Als
Glanzpunkt aber sehen wir seit gestern einen im Besitze
Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm I. bcfindlichen, in Silber
getriebenen und vergoldeten, mit reichster Berzierung ausge-
statteten Prachtpokäl von 0,79 Höhe, muthmaßlich eine
Nürnberger Arbeit aus der Zeit von 1560,

Es wärc zu wünschen gewesen, daß auch in dicsem
Jahre, wie es früher geschehen ist, ein beschreibender
Katalog, wenn auch nur in Form eines fliegenden Blattes,

den Besuchern das Verständniß der einzelnen Gegenstänve
vcrmittclt hätte.

Gleichzeitig mit dieser ist in einem Saale der Burg
eine Ausstellung von Gcmälden, theils ällcrer, theils
noch lebendcr Meister zum Bestcn der Kasse deö hiesigcn
Künstler-Unlerstützungsvcreins erösfnct wcrden.

Neben ältercn Werkcn der hicsigen Künstler A. v,
Kreling, Th. Rothbarth, C Zäger, I. Eberhardt, F,
Wanderer und F. C. Mayer schen wir Kartons von W.
v. Kanlbach und Wislicenus, ältere Landschaftsbilver
von Schleich, Bambergcr, A, Zimniermann, Scheuren
u. a.; Architcktnrbilder von Gerhard, Kirchner, Nehcr,
A. v. Bayer und Knab. Die Genre- und Thiermalerei
ist ebenfalls in würdiger Weise durch ältere Werke von
G. Flüggen, C. Becker, Hübner, Spitzweg, Voltz u. a,
vertreten. Unter den Arbeiten neuesten Datums erfreuen
uns „Dic Weinprobe eines Mönchs" von Grützner in
München, ein feingestimmleö Chiemsce-Bildchcn von
C. Raupp, Professor an bcr hiesigcn Kunstschule, und
Defregger's frische, lebensvolle Skizze zu seinem in Wien
befindlichen „Tanz auf der Alm".

Ein Thcil dcr ausgestellten Bilder ist von den
Besitzern freundlichst geliehen, ein anderer gehört zu den
Geschcnken, wclche seitens deutscher Künstler dem ger-
manischen Museum übermittelt wurden, damil aus ihrer
Berwerthung die für den Wiederaufbau des alten Augustiner-
Klosters erforderliche Summe vervollständigt wcrdc. Jm
Hinblick auf diese zum Theil sehr werthvollen Gaben
können wir das Bedauern nicht unterdrücken, daß die-
selben, vielleicht burch eine Verloosung, zersplittert und
nach allen Seiten zerstreut werden sollen. Wir zwei-
feln nicht, daß es dem für die Förderung der nqtionalen
Anstalt unerinndlichen Direktor, Herrn vr. Essenwein,
gelingen würde, einen Wcg zu finden, nni diesen schönen
Anfang einer Sammlung von Gemälden moderner Meister
! dem germanischen Museurn zu erhalten und dabei doch
dem von den Gebern beabsichtigten Zwecke gerecht zu
werden. L. V. SchM'll.

Slimmlungcn und (Ausstklluiigen.

6. Düsseldorf, Fiir die Herausgabc von Lessing's „Nathan
dem Weisen" in Photozraphien durch Fr. Bruckmann's
! Berlag in Mnnchen hat Direktor Ed. Bendemann zweiBilder
sn Arisnills ausgesührt, welche die Rückkehr Nathan's und dic
Begegnnng des Juden mit dem Templer unter den Palmen
darstellen. Dieselben warcn kürzlich bei Ed, Schnlte ausge-
stellt, wo sich auch ein sehr hübsches Genrebild von Salentrn
befand, das den Kirchgang einer alten Matrone und ihrer En-
kelin mit glücklicher Betonung der charakteristischen GegensLtze
zum Gegenstand hatte, Ein großes Gemalde von Frl, Auguste
Ludwig, ,,<LchwereTrennnng" vctitelt, war sehr lobenswerth
j in der Farbe und der malerischen Behandlung, hielt sich aber
in Zeichnung nnd Charakteristik nicht auf derselben Höhe.
Deslo Ersreulicheres bot hierin ein Portrait von Crola von
ungemein sprechendem Ansdruck. Auch daS „RumLnische Zi-
geunerlager" von E. Bol kers und besonders zwei esthländische
Motive von G. von Bochmann fesselten durch die charak-
teristische Anfsassung in hohem Grade. Ein kleines Bild von
 
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