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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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696) Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0350

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689 Umgestaltung der Wiener Centralcommission. — Personal-Nachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. 696

ß 8. Den näheren Wirkungskreis der Sectionen,
sowie die Geschäftsbchandlung in den Gcsammt- und
Sectionssitzungen regeln besondere Jnstructionen und die
Geschäflsordnung, welchc vom Minister gcnehmigt werden.

K 9. Die wichtigstcn Hilfsorganc der Centralcom-
mission für Kunst- unv historische Denkmale sind die
„Conscrvatorcn"; vieselbcn haben die Zweckc der Com-
mission innerhalb vcs ihnen zugewiesencn Bezirks zu
wahren und zu fördern. Sic werden je nach der Rich-
tung ihrer Studien nnd ihres Bcrufes entweder für allc
oder für cinzelnc Scctiouen ernanut. Ebcnso kann sich
der Umkreis ihres Wirkcns auf einen Kreis oder auf
mehrere solche, eventucll auch auf verschiedene Kronlän-
der beziehcn.

Bei dcr Bestcllung der Conscrvatorcn ist dafür
Sorge zu tragen, daß mit Rücksicht auf jede der drei
Sectionen der Centralcommission das ganze Gebiet der
im Reichsrathe vertreteucn Königreiche und Länder mög-
lichst vertreten ist. Die Ernennung der Conscrvatoren
erfolgt auf Vorschlag der Centralcommission vom
Unterrichtsminister mit der Functionsdauer vou füuf
Jahren.

Z 16. Die Sectionen correspondiren mit den be-
treffenden Conservatoren nur durch die Centralcommission.

tz II. Die Commission hat mit allen für ähulichc
oder verwandte Zwecke bestehendcn Local- uud Landes-
vereinen in geschäftlichc Bcrührung zu treten und au
allen Ortcn, wo es wünschcnswerth erscheint, auf vic
Gründung neuer Vereine diescs Faches hinzuwirkeu.

Die Geschäftsverbindung mit Vereinen, sowic mit
Privaten erfolgt durch die Conservatoren, welch' letztere
überhaupt als Vermittler zwischcn diesen und dcr Ccntral-
commission im beiderseitigcn Juteresse zn wirken haben.

Z 12. Nach Maß des sich mehrenden Stoffes und
des sich erweiternden Kreises der Verbindungen kann die
Commission Persönlichkeiten, welche sich den Ruf gründ-
licher Kenntnisse und wissenschaftlichcn Strebens in Bc-
ziehung auf Kunst- und historische Deukmäler erworben
haben, zu „Correspondenten" ernennen.

Z 13. Die Commission kann aus ihrem Schooße
oder außcrhalb desselben geeignete Persönlichkciten für
besondere Zwecke ihrer Thätigkeit mit Aufträgen dahin
entscnden, wo vies zur Aufnahmc eines Objectes oder
zur Abgabe eines fachmännischen Urtheils nothwendig
erschcint.

tz 14. Am Schlusse eines jeden Jahres erstattct
die Centralkommission einen in Druck zu legenden Ge-
neralbericht über ihre Thätigkeit an das Unterrichtsmi-
nistcrium. Ueberdies publizirt sie in frcier Folge wis-
senschaftliche Abhandlungcn auf dem Gebiete ihrer Wirk-
samkeit.

ß 15. Die k. k. Behörden sind berufen, die Cen-
tralkommission und dercn Organe in ihrem Wirkcn zu

unterstützcn, sowohl über spczicllcs Ansinnen als auch
unaufgcfordcrt, insbesondere durch gceignetc Mittheilung,
wenn ihnen in ihrcm Wirkungskrcise das Vorhandenseiu
cincs Kunst- over historischen Denkmales zur Kcnntniß
kommt.

ß 16. Die Centralkomuiission hat allcs dasjcnigc
vorzubcreiten und in Antrag zu bringen, was auf dcm
Wege der staatlichen Gesetzgebung zur vollstänoigcn Durch-
sührung dcr ihr gestellten Aufgaben erforderlich ist.

Prrjoual-Nlichnchtrii.

1>r. Moriz TlMlsing wurdc zuin außerordcutlicheu Pr»!
sessor der Kunftgeschichte an der Wiene r Universität ernannt.

Alimmlinigrli uiid Äusstrllittlgru.

- Die AuSsteUlillg altcr Gcmüldc aus dem Wieucr
Privatbcsitze wurde der Ankiindigung gemäß am l. d M.
im österreichischcn Museum eröffnet und am Eröffnungstage
auch bereils der etwa vier Druckbogen umfassende, elegant aus-
gcstattetc Katalog ausgegeben. Derselbe zählt 206 Bilder aus
30 Privatsammlnngen auf; unter den 112 in der Ansstellung
vcrtrctenen Mcistcrn sind es besonders die Nicderländcr des
17. Jahrhundcrts, welche sowohl dnrch Zahl als durch Jmpor-
tanz der Werke hervorragen. So sind von Frans Hals 9
Bilder, von Rembrandt 4, von Jacob Ruisdael 1i, von van
Goyen nicht weniger als 27 Bilder ausgestellt. Unter den
Werken der van Eyck'schen Schule nenuen wir den jetzt dem
Gerard David zugeschriebenen Arlaria'schen Flügelaltar, nnter
den Bildern deutscher Meister den prächtigcn Hans Knlmbach
der Sammlung Fr. Lippmann, untcr den Spaniern den
herrlichen Murillo (S. Rosa de Lima) des Herrn A. Posonyi,
unter dcn Jtalicnern endlich dcn h. Sebastiau des Herrn
Endris, früher dem Giovanni Bellini, neuerdings dem Fr.
Buonsignori zugeschrieben, nnd zwci schöne Porträts von Mo-
retto und Tizian aus der Sammlung Sterne. NLHeres iiber
diese hvchst interessante Ausstellung, deren Besuch wir nur
dringend empfehlen können, in einem der folgendcn Hefte der
Zeitschrift.

L. 9. N. Hnmlmrg. Das Gemäldc von Gcbhardt,
Golgatha, (vgl. Nr. 35 d. Bl. unter Düffeldors) ist für die
hiesige städtische Gemäldegalerie angekaust worden Jndem
ich im Uebrigen auf die citirte Stelle verweise, muß ich mich
der Meinung eines hiesigen Kritikers, W- Nrarr, iu der „Re-
form" anschließen, wenn cr die häßliche krampfhaftc Berdrehnng
der Füße des todten Heilandes tadelt und es mißbilligt, daß
beide Schächer in Nichts von einander unterschieden stnd, sowie
daß die Landsknechte schon abziehen, obschon sie bis zum Tode
dcr Gekreuzigten hätten dablciben müffen. Diese Mängel sind
jedoch nebensächlicher Art, wenn man sich einmal mit den Geb-
hardt'schen Grundsätzen so oder so auseinandcr- nnd über die
ansgesuchte stellenweise entschieden bornirte Häßlichkeit der Ge-
sichtstypen hinwegsetzen will. Es will uns aber doch scheinen,
als ob man nüt dieser realistischen Richtung cinverstandcn sein
und doch wüuschen könne, daß es dem Maler gesallen hätte,
doch wenigstenS ein,'wenn auch nicht schönes, doch hübsches
oder ansprechendes Gesicht auf seiner Leinwand anzubringen.
Die koloristische Aussührung ist, abgeschcn von dem schrciend
rothen Talar des Johannes und der etwas unruhig bunten
Grnppc im Mittelgrunde durchaus fein und gelungen i vor-
trefflich ist namentlich die geschickte Berechnung, mit der die
weißen Lendentücher der Gekrcuzigten zur Milderung und Ab-
schwächnng der fahlen Lcichenfarbe der Stcrbendcn verwcndct
werden. Jedenfalls ist daS Gemälde eine interessante Erschei-
nnng und eine werthvolle Acquisition, wenn auch die dnrch
Gebhardt inaugnrirte Richtung nicht auf widerspruchslose Aner-
kennung rechnen darf. ES ist mindestens sehr zu bezweifeln,
ob dch täglich mehr verfallende religiöse Kunst ans diesem
Wege einer Regeneration entgegenzngeben hoffen darf. Das
^ Prinzip, welches der Auffassung des Kllnstlers zn Grunde liegt,
 
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