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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Nekrologe. — Kunstunterricht und Kunstpflege. — Kunstgeschichtliches.

494

das ausschließliche Vervielfältigungsrecht jener Werke erworben,
sich nicht nur zur Herausgabe der italienischen. sondern sogar
auch der großen griechischen Landschaften des verewigten
Meisters entschlossen. Den Anfang macht die photographische
Vervielfältigung der zu Darmstadt befindlichen Kartons zu
den Arkadenfresken, die schon mit Nächstem zu erwarten steht.
Dieser solgen die gricchischen Landschasten in sorgfälligstem
Farbendruck, von denen die ersten Blätter mit Anfang nächsten
Jahres in den Handel kommen dürften, und den Beschluß
endlich wird die genaue Farbendruck-Wiedergabe der italie-
nischen Arkadenfresken bilden. Einem so schönen und groß-
artigen Unternehmen können wir im Namen dcr gesammten
dentschen Kunstfreunde nur von Herzen Glück wünschen.

Nckrologe.

LZ. Arcis de Caumont, einer der thätigsten, verdienst-
vollsten nnd zugleich berühmtesten französischen Alterthums-
forscher, Gründer (1834) und Präsident der 8oeiete kerLnssise
ponr la eonservation ckes monuinents nationaux, (geboren
am 28. August 1802 zu Bapeux) ist am 16. April, nach einer
langen Krankheit, zn Caen in der Normandie gestorben. Er
begann seine Thätigkeit auf dem Gebiete der Ärchäologie des
Mittelalters im Jahre 1824 durch jene erfolgreichen Vorträge
über die Alterthümer Frankreichs, welche er im Jahre 1830
unter dem Titel Oours «l'Lntiguitps publicirte. Es ist dies
die erste wissenschaftliche Bearbeitung der Denkmäler des
Mittelalters. Seine Hauptwcrke find: Uistoiro cls I'art äans
I'Ouest <le la k'ranoe äspuis les temps les plus reeulesjusgu'au
XVI4° sieele (1831—40 6 Vol 8">°), blistoire sommrure äe
I'arcbiteeture reliAieuse, milits.irs et civils au moz-en Lge
(Ouen 1837) und Äbeedäuire ou kuäiment ck'Äroiieologio
(Oaen 1850).

Äunstunterricht und Lunstpstegc.

Das Oesterreichische Museum iu Wien hat soeben seinen
Jahresbericht fü: 1872 ausgegeben. Wir entnehmen dem-
selben folgende Daten: Die Statistik deS Besuches, bei wel-
cher Jnhäber von Freikarten, Zeichner u. s. w. nicht in Be-
tracht genommen werden konnten, ergibl für das genannte
Jabr 129.441, für die ungefähr 8"/« Jahre seit der Eröff.
nung der Anstalt 909.010 Personen nnd im Jahresdurchschnitt
105.000 Personen. Berücksichtigt man, daß die Sammlungen
im Jahre 1872 drei Monate lang ganz geschlossen waren, so
zeigt sich ein höchst erfreulicher Aufschwung des Jntereffes.
Und daß dieser keineswegs allein auf Rechnung des neuen,
schon an sich so sehenswerthen Gebäudes zn schreiben ist,
sondern daß die durch die größern Räumlichkeiten und die
systematische Aufstellung erlcichterte Benützung der Samm-
lungen einen großen Antheil daran hat, gcht aus der steten
Uebersüllung des großen Lesesaales der Bibliothek hervor. —
Dic Sammlungen des Museums sind um mehrere hundert
Gegenstände vermehrt worden. — Die Bibliotbek wurde
im Jahre 1872 um 382 Werkc, ungerechnet die Fortsetzungen
von Zeitschriften, Lieserungswerken und dergleichen, vermehrt,
zählte somit zu Ende des Jahres 3646 Nummern. Die Zahl
der Publikationen des Museums war eine beträchtliche.—
Die Vorträge konnlen, da nnnmehr ein eigcner Saal für
diese zur Verfügung steht, eine wesentliche Erweiterung er-
fahren. Neben den Donnerstags-Vorlesungen, welche für das
gebildete Publikum im Allgemeinen berechnel sind, fanden an
verschiedenen Abenden Vorträge über Specialfächer, an den
Sonntag-Vormittagen solche für Arbeiter, Lehrlinge u. s. w.,
welche an den Abendvorlesungen nicht theilnehmen können,
statt. — Jn der Gypsgießerei wurden seit Ausgabe des
letzten Jahresberichtes 39 Gegenstände geformt, größtentheils
Ornamente, dann Gefäße und einiges Figurale. Die Zahl
der verkäuflichen Abgüsse beträgt jetzt 370. Auch eine neue
Serie von Photographien wurde herausgegeben, und zwar:
Nr. 251 bis 287 nach Zeichnungen von Dürer, 288 bis 299
nach alten Jtalienern, 301 bis 304 nach Miniaturen, 300
und 305 bir 310 nach knnstgewerblichen Arbeiten. — Die
ersten Pläne zum Bauc des neuen Museums waren noch vor
der Gründung der Kunstaewerbeschule gearbeitet worden,
und als dann auf die letztere Rücksicht genommen wurde,
ließ sich noch keineswegs voraussehen, welche Ausdehnung
diese Anstalt in kürzester Frist nehmen würde. Dem ist es
zuzuschreiben, daß auch dic Räume in dem neuen Gebäude
bei weitem nicht dem Bedürfnisse genügen, obwohl bereits ein

Corridor mit als Zeichensaal benlltzt wird. Jnsbesondere ist
es ganz unmöglich, unter den gegenwärtigen Verhältnissen
die Kunstgewerbeschule in der wünschenswerthen Weise auch
zu einer Fortbildungsanstalt für Kandidaten des Zeichen-
Lehramtes und zu einer höhern Zeichenschule für das weib-
liche Gefchlecht zu machen. Der Bau des eigenen Schulhauses
neben dem Museumsgebäude ist daher auch schon beschlossen,
und die Verhandlnngen darüber sind im Gange. — Die
Zahl der Schüler betrug im Winter 1871/72 176, im Sommer-
Halbjahr 144. Die geringere Frequenz während des Som-
mers ist eine sehr regelmäßig sich wiederholende Erscheinung.
Davon kamen auf die Vorbereitungsschule 90 und 71, auf
die Architekturschule 19 und 13, auf die Fachschule für figu-
rales Zeichnen und Malen 25 und 16, auf die Fachschule für
Blumenmalerei rc. 20 und 18, auf die Bildhauerschule 22
und 26; weibliche Zöglinge waren 31 und 28 eingeschrieben.

— Die Ueberfüllung der Borbereitungsschule führte schon
1870 zu einer Trennung derselben in eine Abtheilung für
figurales und eine für ornamentales Zeichnen, und am 15.
Mai 1871 wurde der bisherige Docent Valentin Teirich zum
Professor für die letztere Abtheilung bestellt. Die Vorträge
über Perspektive und Projektionslehre hat ein ehemaliger Zög-
ling der Knnstgewerbeschule, Herr Oskar Bayer, übernommen,
die Vorträge über Anatomie Dr. A. Frisch, die Voriräge
über allgemeine und Farben-Chemie werden — abwechselnd

— von den Professoren Dr. L. Dilscheiner und Dr. E. Lud-
wig, die über Stillehre, wie bisher, vom Architekten Hauser
gehalten. Außerdem sind mit dem Schuljahre 1872/73 dic
längst beabsichtigten Vorlesungen über Kunstgeschichte ins Werk
gesetzt worden, und zwar wurde Dr. A. Jlg mit Abhaltung
derselben betrant.

Lunstgeschichtliches.

II. II. Aus der Marienkirche zu Danzig. Die Marien-
kirche zu Danzig ist bekanntlich ungemein reich an mittelalter-
lichen Geräthen aller Art, zum Theil von hoher Kostbarkeit
und großer Seltenheit; sie übertrifft aber alle andern Kirchen
Deutschlands mit ihrem Reichthnm an mittelalterlichen Para-
menten. Alle Stücke sind interessant und kostbar, einige
von sehr hobem Alter und großer Schönheit der Zeichnung.
Daß diese Sammlung in einigen Kapellen der Kirche wohl-
geordnet anfgestellt und allen Forschern und Kunstfreunden
bequem zugänglich ist, ist wesentlich das Berdienst des Küster«
dieser Kirche, Herrn A. Hinz, welcher nicht nur ein treuer,
liebevoller Hüter dieser Schätze ist, sondern sie auch zur ver-
dienten Anerkennung gebracht hat, indem er nach einigen
frühern kleineren Publikationen vor vier Jahren ein größeres
Werk mit 88 Abbildungen in Photographien unter dem Titel:
„Die Schatzkammer der Marienkirche zu Danzig" (Verlag
von A. W. Kafemann in Danzig) über dieselbe herausgegeben
hat. Aber Herr Hinz ist auch wesentlich der Schöpfer dieser
Sammlung, indem er die einzelnen Bestandtheile derselben
aus verschiedenen Winkeln der Kirche zusammengebracht und
nach und nach, besonders in den Jahren 1861, 1862, 1863,
1864 und 1867 mehr als die Hälfte des jetzt Vorhandenen
aus bisher unbekannten Truhen und verborgenen Wand-
schränken aufgefunden hat. Und erst kürzlich hat er in einem
vermauerten Wandschrank wieder einen sehr werthvollen Fund
gemacht, indem er sechzehn Gewandstücke meist aus dem sünf-
zehnten Zahrhundert, deren Muster zum Theil von großer
Schönheit sind, und ein kleine« Altärchen, dessen Flügel
mit vier, wie es scheint bis jetzt völlig unbekannten
Holzschnitten aus dem fünfzehnten Jahrhundert beklebt
sind, entdeckte und der Sammlung einverleibte. Herr Hinz
hat auch die Gegenstände seines neuesten Fundes photo-
graphiren lassen und auf 7 Tafeln, als Ergänzung zu scinem
großen Werke publicirt.

Ueber Correggi» hat, zusolge Mittheilungen der ..Okro-
nigns ckes Lrts", Quirino Bigi intercssante Resultate seiner
Forschnngen in den Archiven der Städte Lorreggio und Parma
kürzlich veröffentlicht. Anch über Correggio'« Vorgänger und
Nachfolger giebt er werthvolle Notizen, welche die Existenz
einer blühenden Malerschule zu Correggio nachweisen und
zugleich für die Würdigung der Bedeutung der Schule von
Parma von Wichtigkeit smd.

Entdeckungen in Assyrien- Dem Daily Telegraph geht
von seinem Special-Berichterstatter George Smith anS Mossul,
26. April, folgende« Kabcl-Telegramm zu: Es sreul mich,
Jhnen mittheilen zu können, daß meine bisherigen Forschungen
 
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