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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0039

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Verinischte Nachrichten.

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v. Goßler den Unterhandlunaen seine volle Teilnahme zuge-
wendet. Ferner hat der Generaldirektor der königlichen
Museen, Geh. Oberregierungsrat Dr. Schöne, die Ange-
legenheit mit der ihm eigenen Bsharrlichkeit, die vor keinen
Schwierigkeiten zurückschreckt, durch alle Jnstanzen zu fördern
gewußt. Endlich ist das Verdienst des Direktors des könig-
lichen Kupferstichkabinets Or. Lippinann rühmend hervorzu-
heben. Er hat zuerst die Behörden auf den Schatz aufmerk-
sam gemacht, darüber ausführlich Bericht erstattet, mit
diplomatischer Klugheit die Verhandlungen geleitet und zu
Ende geführt und dabei zugleich einen Sieg über französische
Agenten davongetragen, ivelche von rsichen Kunstmäcenen aus-
geschickt waren, um die kostbarsten Stücke auf der beabsichtig-
ten, aber von Or. Lippmann glücklich vereitelten öffentlichen
Versteigerung für unbegrenzte Summen, die ihnen zur Ver-
fügung standen, zu erwerben. Jm Frühjahr hatte Herr
Or. Lippmann Gelegenheit gehabt, die Sammlung eingehen-
der zu prüfen, und das Resultat dieser Prüfung war, daß er
einen Bericht darüber nn die Generaldirektion der königlichen
Museen erstattete, in welchem er den Ankauf der Sammlung
sn dloo warm befürwortete. Die Folge war, datz eine Sach-
verständigenkommission, bestehend aus den Herren Or. Bode,
v. Beckerath, Or. Lippmann und Prof. Or. Alfred
Schöne nach London entsandt wurde, welche sich ebenfalls
für den Ankauf aussprach. Herr Prof. vr. Schöne hatte ins-
besondere die Handschriften von wissenschaftlichem Werte zu
beurteilen. Auf Grund dieses Gutachtens wurden nun, nach-
dem der Herr Finanzminister Scholz über alle materiellen
Schwierigkeiten hinweggeholfen, die Verhandlungen mit den
Vertretern des Herzogs von Hamilton begonnen. Dieselben
hatten bereits alls Vorbereitungen zu der öffentlichen Ver-
steigerung der Handschristen getroffen. Der Auktionskatalog
war bereits gedruckt, und auswärtige Liebhaber hatten ihre
Experten geschickt, um sich über die hervorragendsten Stücke
zu informiren. So war der Herzog von Aumale mit zwei
Experten erschienen, ferner hatten Alphons und Edmund Roth-
schild ihre Vertreter geschickt, welche für einzelne Stücke, die
Dantehandschrift des Sandro Botticelli und das Missale des
Kardinals Giulio von Medici, welches dem Attavante zuge-
schrieben wird, ganz enorme Summen boten, die eine öffent-
liche Sammlung nicht bezahlen kann. Endlich war in Eng-
land eine Subskription im Gange, welche bezweckte, den
Schatz für ein öffentliches Jnstitut zu erwerben. Es waren
auch schon mehr als 30000 Pfd. zusammengekommen, als es
den preußischen Vertretern unter geschickter Benutzung der da-
maligen Verfinsterung des politischen Horizontes gelang, die
Vertreter des Herzogs von Hamilton zu einem Abkommen zu
bewegen, nach welchem ste bis zu einer bestimmtsn Zeit das
Vorkaufsrecht der preußischen Regierung überließen. Nach
Beseitigung weiterer Schwierigkeiten gelang es ferner, auch
die Forderungen, welche ursprünglich übertrieben waren, um
die Hälfte herabzustimmen, so daß endlich der definitive Kauf-
abschluß in den ersten Oktobertagen für eine im Verhältnis
zum Werte der Sammlung noch geringe Summe erfolgen
konnte. Die Manuskripte wurden mm in 18 Kisten verpackt
und in einem eigens dafür gemieteten, feuersicheren Raume
bei einem Londoner Banquier versiegelt aufbewahrt, bis der
Transport nach Deutschland erfolgen konnte. Die Versiche-
rung der wertvollen Sendung übernahm ein Konsortium von
Assekuranzgesellschaften, welches jedoch die Bedingung stellte,
daß der Transport der Kisten auf vier verschiedenen See-
wegen zu erfolgen hätte, um dadurch das Risiko zu vermindern.
Auf vier verschiedene Schiffe verpackt, traten die achtzehn,
40 Zentner schweren Kisten den Weg nach Berlin an, wo sie in
der letzten Oktoberwoche glücklich eintrafen und ihr Unter-
koinmen im Kupferstichkabinett fandsn.

Anselm Feucrbachs Gemälde „Urteil des Paris" ist
von einem Hamburger Kunstfreunde, der nicht genannt sein
will, angekaust und der dortigen Kunsthalle zum Geschenk ge-
wacht worden. Für dieselbe Sammlung ist kürzlich ein Por-
trät des Fürsten Bismarck von Lenbach erworben worden.

Vermischte Nachrichten.

Pictor und Dcpictor. Unter den Malern welche meinBuch
uber die Meister der altkölnischen Malerschule, nach Schreins-
urkunden, d. h. nach den Grund- und Hppothekenregistern der
Stadt, bekannt gemacht hat, erscheinen mehrere abwechselnd

als piotor und als äspiotor, oder auch blos als äspiotor
bezeichnet. Ersteres ist bei Sander (Alexander) Vogil der Fall,
der 1362 zuerst vorkommt und 1393 oder kurz vorher ge-
storben ist. Zunächst mit Bezugnahme aiif den in dem ge-
nannten Buche vorgeführten Philippus äspiotor von 1305 bis
1317 stellt W. Wackernagel in seiner Schrift: Die Deutsche
Glasmalerei, S. 143, Anm. 148 die Behauptung auf, daß
der Ausdruck äspistor „ganz deutlich einen bloßen Anstreicher"
bezeichne, und daß, da er mit dem Ausdruck piotor und
insilrs wechsele, es zweifelhaft sei, ob man auch die piotorss
und insilrs überall für Kunstmaler zu halten habe. Die
Sicherheit, womit diese Behauptung aufgestellt ist, wird jedoch,
wenn man, statt linguistischer Klügelei, sich aus dem Boden
der Erfahrung umsieht, kläglich zusammenbrechen müssen. .Zu-
nächst ist darnuf nufmerksniii zu machen, daß schon im allge-
meinen es in jener Zeit, und Jahrhunderte über dieselbe
hinaus, unter den selbständigen, zünftigen Meistern gar keine
bloßen Anstreicher gegeben hat und geben konnte. Die uralte
Einrichtung der sogenannten Meisterstücke, womit die Probe
einer höheren Befähigung abgelegt werden mußte, ehe die
selbständige Ausübung eines Kunst- oder Gxwerbefaches ge-
stattet war, verhinderte dies. Dagegen ist vielfach nachzu-
weisen und auch schon nachgewiesen worden, daß selbst sehr
angesehene und namhafte Kunstmaler jene niedere Verrich-
tung in den Kreis ihres Geschäftsbetriebes gezogen haben,
weil eben nur ein zünftiger Meister auch derartige Arbeiten
übernehmen durfte, die dann natürlich ihre Ausführung durch
die Hände untergeordneter Gehülfen erhielten. Das aber mit
dem Worteäspiotornicht„ganz deutlich ein bloßer Anstreicher",
wohl aber, gleich wie mit xiotor und msilrs, ein Kunstmaler
bezeichnet wurde, erweist sich ganz deutlich aus einer von
Böhmer (Oontss Iiist. Mrrnun.i, p. 451) mitgeteilten Chronik
des Protonotars Magister Michael de Leone vom Jahre 1354,
also aus demselben Jahrhundert, dem die Kölner Sander
Vogil und Philippus angehören. Diese Chronik rühmt einen
Meister Arnold (er lebte in Würzburg) als irmNstralis äspio-
tor, nls einen meisterlichen Maler, der ma^istralitsr, «udti-
litsr st vuläs prsoioss, d. h. meisterhaft, fein und sehr kost-
bar für ihn im Neumünster zu Würzburg gemalt habe. Die
Bmnalss Ourtusias Oolonisnsis von Ioh. Bungartz (Hand-
schrift, jetzt im Besitze des Kanonikus Or. Kessel in Aachen,
früher bei Or. von Mering in Köln) melden beim Jahre 1464,
daß die Patrizier Johann und Peter Rinck für die dortige
Kirche tadulain vstsrsni sunnni ultaris äspinAi oururunt.
Bungartz schrieb im Jahre 1728, und 1665 hatte die Kart-
häuserkirche einen neuen Hochaltar nebstSeitenaltären erhalten,
zu denen Meister Christian Erckenrath die Schreiner- und
Schnitzlerarbeiten, ein Äleister Johannes die Statuen und der
Maler FranzVriendt(Freund) das Gemäldeim Hauptaltare ge-
liefert hatten. Unter den nach dem Kölner Maler Johann
von Achen in Kupfer gestochenen Blättern befinden sich: Bild-
nis des Grafen Adolph von Schwarzenberg, gestochen von
Lukas Kilian, bezeichnet: llouu. ud iloli!iä vivuui äspiuxit.
Bildnis des Markus Bragadinus, gestochen von Dominikus
Kustos, mit der Bezeichnung: llouu: uli ^oli Oolouisus: aä
vivuiu äspiuxit Nous,otiii doioruiu L.o. 1591. Die Hirten
beten den neugeborenen Heiland an, gestochen von Johann
Sadeler, und die Grablegung Christi, gestochen von Raffael
Sadeler, beide bezeichnet: lloau ad ^oli priiuuiu äspiux.
Nach solchen Beispielen wird über die Bedeutung von äspio-
tor und äspiuAsrs kein Zweifel aufkommen können.

Köln. I. I. Merlo.

8u. Das städtischc Museum in Leipzig wird im Laufe
der nächsten Jahre durch zwei Flügelbauten eine wesentliche
Erweiterung erhalten. Nach dem von dem städtischen Bau-
direktor Hugo Licht entworfenen Projekte, das im großen
und ganzen die Zustimmung vom Rat und Stadtverordneten
erfahren, werden beiden Schmalseiten je ein geräumiger durch
beide Gestocke gehender Oberlichtsaal mit umlaufenden Galenen
vorgelegt werden; der Quadratinhalt der Anbauten wird den-
jenigen des jetzigen Museums um etwa ein Drrttel über-
schreiten. Die nüchterne Front des im Jahre 1856 von
Ludwig Lange erbauten Hauses nürd bei dieser Gelegen-
heit zum Teil umgebaut, um einen Einklang mit den Flügel-
bauten zu erzielen, deren Fronten eine an Sansovino's Libreria
in Venedig anklingende, energisch profilirte Fensterarchitektur
erhalten. Auch has Dach des alten Gebäudes soll umge-
 
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