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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Das Suermondt-Museum in Aachen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0104

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203

Das Suermondt-Museum in Aachen.

204

340000 Thaler angekauften, noch längere Zeit als
„Sammlung Suermondt" vereinten Elitegemälde ist,
durch welche das kvnigl. Mnseum in Berlin seitdem
auch in holländischen Meistern mit andern Welt-
galerien zu wetteifern vermag.

Daß Aachen fortan in seinem Museum eine Ge-
mäldesammlung besitzen wird, welcher der Kunsthistoriker
nicht vorbeigehen darf, der Kunstfreund nicht vorbei-
gehen wird, dafür mögen die folgenden Angaben zeugen,
gemacht nach den Notizen des Sucrinondt-Kataloges.
Für diese selbst verweisen wir auf die betreffende be-
kannte Litteratur über die ehemalige Galerie Suer-
mondt, darin die meisten der hier angeführten Ge-
mälde behandelt sind, auf den raisonnirenden Katalog
Waagens, 1859, die Übersetzung und Einführung des-
selben mit Suptzlement durch W. Burger (Thors), 1860,
die Aussätze von Camille Lemonnier (ll'art nnivorsel,
1873), von Paul Mantz, dem früheren Generaldirektvr
der Museen in Frankreich (6s.2ötts äs8 bsnnx - nrt^),
von Alfr. Woltmann im neunten Bande dieser Zeit-
schrift u. s. w.

„Ani meisten wird der Kunstfrcund dnrch die Reihe
bedeutender Bilder ans der spanischen Schule über-
rascht, welche man außer Spanien bekanntlich so selten
begegnet" — dies Wort Waagens von 1859 gilt an-
gesichts der zehn Gemälde spanischer Meister der
Schenkung noch jetzt. Dieselben stammen zum Teil aus
der 1851 verkauften Sammlung des in Aachen ver-
storbenen Obersten von Schepeler, seinerzeit bevollmäch-
tigten preußischen Ministers in Spanien.

Hervorragend darunter und ein Liebling seines
Lisherigen Besitzers ist „Der Ratsherr" von Murillv
(Sammlung des Marguis de Mop, Madrid 1821;
Oberst von Schepeler, Aachen 1851); das seltenste
Stiick ist cin Lsos lloino von Luis de Morales, sl
äivino, Halbfigur in vorzüglichster Erhaltung (derselbe
Gegenstand von Morales noch in Dresden und in der
Galerie Aguado). Pedro Orrente, Francisco Camillo,
Domenico Theotocopuli il Grecv, Franc. Zurbaran,
Pedro de Miopa, D. Pedro Nuüez de Villavicencio
geben Einblick in die unter Einfluß Tizians, van Dycks
und der großen inländischen Mcister sich schulenden
Kräfte der spanischen Malerei.

Wie einst sür die Berliner Sammlung, so bilden
die Niederländer auch in dcm jetzigen Geschcnk das
eigentliche Haupttrcffcn; sie sind durch einige 70 Bilder
vertreten. Unter den Porträts war das „Bildnis einer
jungen Frau" Rembrandt zugeschrieben und als ein
Jugendwerk desselben angekauft; cs wird trotz Namen
und Jahrcszahl 1635 von Anderen dem Govaert Ftinck
zugesprochen. Ein vorzügliches Porträt zeigt Cornelis
Le Vos; es svlgen Bildnissc von Antonis Blor, Jor-
daens, Ravestepn, Thomas de Keyser, van der Hetst,

Jacob de Backer, Janson van Keulen, Anton Pala-
medesz, Ferdinand Bol, Honthorst und Jan Steen
(das lebensgroße Selbstporträt).

Die Genremaler sind vertreten durch den höchst
seltenen Heinrich Franck, den ältesten dieser zahlreichen
Künstlerfamilie, mit einem Konversationsstück von einem
Dutzend Figuren im reichen italienischen Kostüm des
16. Jahrhunderts., durch Dirk Hals, Brouwer, David
Teuiers, Brckelenkamp, Adr. van Ostade (mit flotter
Studie eines Bauernhaus-Jnterieurs) und Willem Kals
mit einem selteneren Bild mit Figurcn: Küche mit
Personen, im Vordergrund Küchengeräte und Gemüse.

Die Gruppe der Landschaft- und Tierbilder weist
seltene und berühmteste Namen auf: Hendrik met de
Bles mit vorzüglich ausgeführter Staffage (Flucht
nach Ägypten und im Hintergrunde Bethlehemitischer
Kindermord), Jan Breughel, Jodocus de Momper,
Hendrik van Averkamp, Jan Asselyn, van Goycn,
Jezajas van de Belde, Jacob und Salomon Rnisdael,
Roeland Rogman, Poelenburg, Pijnacker, van der Meer
van Haarlem, Du Bois, A. van der Neer, Paulus
Potter, Cornelius Sachtleven (mit einem Hauptwerk).
Die Seestücke sind von dem sehr seltenen, erst durch
Kramm wieder angeführten Willem van Diest, Andries
van Arteveldt und A. van Beerestraaten (ein Seehafen).
Zn erwähnen sind noch zwei landschaftliche Stndicn
von Pieter de Hooghe, mit seinem Monogramm nnd
der Jahreszahl 1656 bezeichnet.

Der großc Aelbcrt Cuyp ist mit einem Unicnm
unter seinen sonstigen Werken vertreten: durch daS
Jnnere einer protestantischen Kirche mit einfallcndem
Sonnenlicht und vielen Figuren von seinstem Ton und
frappantester Wirkung. Kenner schätzen dies Bild höher
als sogar entsprechende Jmm. de Wit's.

Von Blumen-, Frucht- und Stilllebenmalern
nennen wir de Heem, Heda, Snyders, Melchior de
Hondckoetcr, Jan Fyt, Willem van Aalst, Jan van
Huysum, Rachel Ruysch, Jan Gillemans und den
Meister mit dem fraglichen Monogramm ?. 6., welches
am wahrscheinlichsten auf Pieter Claasze, den Vater
von Nicolas Berchem bezogen wird. Zu dem Still-
leben kommen vvn Snyders noch zwei Jagdstücke, das
eine eine Wildschweinhetze, mit lebensgroßen Figuren
von Jordaens.

Unter dcn Historien- resp. Heiligenbildern Ler
Niederländer sind zu nennen: ein sehr gutes Bildchen
in der Art des Memlinc, die heil. Magdalena in
reichem Kostüm mit Johannes dem Täufer, eine Venus
nnt Amor von Henri de Clerck, zwei Skizzen sn grisnills
von Kaisersigurcn zur kolossalen Ausführung bei dcr
Dekoration des Trinmphbogens zum Einzuge des Erz-
herzogs Ferdinand in Antwerpen von P. P. Rubens,
das mit Monogramm bezeichnete Opfer der Tochter
 
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