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Kunstlitteratur.
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so kostspieligen, wenn auch noch so Vvrtrefflichen Publi-
kation nur ein sehr geringer bleiben, und es wurde
Vvn keinem zweiten Kabinete mehr der Versuch ge-
macht, Handzeichnungen in ähnlicher Weise zu publi-
ziren, da man von vvrnherein auf den Erfvlg verzichte»
zu müssen glaubte.
Jn Frankreich ist mau offenbar andcrer Ansicht.
Der sranzvsische Verleger geht von dem Grundsatze
aus, daß ein Buch billig sein muß, wenn es gekauft
werden soll. Mit diesem Kalkül veröffentlicht soeben
die Pariser Berlagshandlung L. Baschet ini Vereine
mit dem Kupferstccher Ch. Gillvt einc Kollektion vvn
Heliogravüren nach den Handzeichnungen der Louvre-
sammlung, welche in zwanglosen Bänden erscheint.
Ein solcher Band enthält 65 Facsimiles und kostet ele-
gant gebunden 26 Frcs., also ca. 30 Pf. xro Blatt.
Man darf deshalb nicht glauben, daß diese Reprv-
duktionen wcniger gelungen wären als dic Berlincr;
sie sind ganz ebensogut, sind anf verschiedcnlönigem
Papiere mit entsprechender roter, brauner oder schivarzer
Farbe gedruckt und geben ein so deuttiches Bild vvn
dem Originale, daß es unbillig wäre, wenn man daran
mäkeln wollte. Der Untcrschied zwischen den Berliner
und den Louvrc - Handzeichnungen liegt nur in dcr
Papierqualität. Die Pariser Zeichnungcn sind auf
neuem Maschinenpapier, die Berliner auf Büttenpapier
gedruckt, welches je nach Ton und Struktur dem alten
Papier des Originals gleichzukommeu trachtet.
Wir haben diese Unterschiede deshalb besonders
hervvrgehoben, wcil wir sür künstlerische Bildungs-
mittel — und als solche sind Phvtographien nach
Handzeichnungen alter Meister unbedingt anzusehen, —
im Jnteresse der Sache derartige horrende, durch nichts
zu rechtfertigende Prcise, wie die der Berliner Ausgabe,
prinzipiell perhorresziren.
Es bleibt uns nur noch übrig, einige Worte über
die hier getroffene Wahl der Louvre-Handzeichnungen
hinzuzusügen. Der vorliegende Band reproduzirt
Zeichnungen Vvn Michelangelo, Raffacl, Tizian, Par-
megianino, Murillo, RubenS, Ostade, Jan Stcen,
Liotard, DUrer, Elienne de Laune, Dumoustier, Poussin,
Watteau, Boucher, Bouchardon, Greuze und Göricault.
Die Auswahl ist im ganzen nicht unglücklich getroffen,
nur sind die Blätter von Bouchardon nicht wert der
Reproduktion, da sie an sich unbedeutend sind. Bci
svlchen Publikationen wäre auch die Richtung der
momentanen Zeitströmung Vvr allem ini Auge zu
behalten, und dicse wendet sich unbedingt den deutschen
und niederländischcn Meistern des 15. und 16. Jahr-
hunderts, den Meistern der Renaissance und den Niedcr-
ländern des 17. Jahrhunderts zu. Den Franzosen
werden wir eine Borliebe für ihre Landsleute und die
Meister des vorigen Jahrhunderts gerne cinräunien, !
aber in allen Fällen ist doch nur das Beste oder
Jnteresianteste zu berücksichtigen. Bouchardons hier
reproduzirte sechs Blätter bieten aber ein ganz geringes
Jnteresse.
Für die Authentizität der einzelnen Bezeichnungen
wollen wir jedoch nicht eintreten, und nur beispielsweise
bemerken, daß die dritte hier publizirte Handzeichnung
von Tizian, „Das Urteil des Paris'si eine Arbeit von
Domenico Campagnola ist. Das angebliche Por-
trät des Erzherzogs Albert, des Gvuverneurs der Nieder-
lande, von Rubens ist dagegen eine Skizze van Dycks
zu dem berühmten Reiterporträt des Herzogs von
Mvncada. Die Handzeichnung hat nichts, was an
die Rubenssche Technik erinnern würde, mahnt aber
svfort an das erwähnte Gemälde des van Dyck. Daß
der Kvpf hier ein anderer ist, entscheidet gar nichts,
denn zu dieser Reiterskizze hat der Herzog von Mvncada
gewiß nicht selbst Modell gestanden.
Die übrigen Handzeichnungen scheinen annühernd
richtig benannt zu sein, nur ist das als Jan Steen
bezeichnete Blatt unseres Erachtens die Arbeit eines
späteren hvlländischen Malcr-Oiadircrs.
A. v. Wmsi'ach.
Strunlr, A.., Us8Üiivsnä6 Lutalog over Uor-
traitsr ul äst Ounslrs UonKsbnns. Ussbsn-
Imvn. 1881. 8.
Das bezcichnete Werk, welches bereits vor einem
Jahr erschien, scheint außerhalb Däneniarks noch wenig
bekannt zu sein. Da es neben der Pietät, die der
Verfasser deni vaterländischen Königshause entgegen-
bringt, auch ein allgemein kunsthistorisches Jnteresse
besitzt, so dürste eine Hinweisung auf dasselbe an dieseni
Orte gerechtfertigt erscheinen. Der Verfasser hat die
flcißigsten und eingehendsten Studien unternoiumeii,
um eineu möglichst erschöpfenden Katalog von Bild-
nissen des dänischen Königshauses fertig zu bringen.
Die Bildnisse der Könige, ihrer Gemahlinnen, Prinzen
und Prinzessinnen sind chronologisch geordnet und be-
ginnen mit Christian I. (1426 — 1481). Ein alpha-
betisches Register am Schlusse erleichtert das Aussuchen.
Bei jedem Porträt wird die Lebenszeit nnd eine kurze
klare Beschreibung des Dargestellten, bei Stichen die
getreue Unterschrift nebst Maßen angegeben. Wie
weit der Verfasser seine Studien ausdehnte, ist daraus
zu ersehen, daß er nicht allein durch den Druck ver-
viclsältigte Bildnisse anführt (nebst Angabe der Werke,
in denen sie allenfalls vorkommen), sondern auch Ge-
mälde, Monumente und Medaillen in seine Forschung
einbezieht. Bei den gestvchenen Bildni>sen begegnen
tvir nicht allein dänischen Künstlern, wie in erster
Reihe dem Haelwegh, sondern auch vielen deutschen
(wie I. Bink, Falck, Fr. Brun, Kilian), holländischen
Kunstlitteratur.
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so kostspieligen, wenn auch noch so Vvrtrefflichen Publi-
kation nur ein sehr geringer bleiben, und es wurde
Vvn keinem zweiten Kabinete mehr der Versuch ge-
macht, Handzeichnungen in ähnlicher Weise zu publi-
ziren, da man von vvrnherein auf den Erfvlg verzichte»
zu müssen glaubte.
Jn Frankreich ist mau offenbar andcrer Ansicht.
Der sranzvsische Verleger geht von dem Grundsatze
aus, daß ein Buch billig sein muß, wenn es gekauft
werden soll. Mit diesem Kalkül veröffentlicht soeben
die Pariser Berlagshandlung L. Baschet ini Vereine
mit dem Kupferstccher Ch. Gillvt einc Kollektion vvn
Heliogravüren nach den Handzeichnungen der Louvre-
sammlung, welche in zwanglosen Bänden erscheint.
Ein solcher Band enthält 65 Facsimiles und kostet ele-
gant gebunden 26 Frcs., also ca. 30 Pf. xro Blatt.
Man darf deshalb nicht glauben, daß diese Reprv-
duktionen wcniger gelungen wären als dic Berlincr;
sie sind ganz ebensogut, sind anf verschiedcnlönigem
Papiere mit entsprechender roter, brauner oder schivarzer
Farbe gedruckt und geben ein so deuttiches Bild vvn
dem Originale, daß es unbillig wäre, wenn man daran
mäkeln wollte. Der Untcrschied zwischen den Berliner
und den Louvrc - Handzeichnungen liegt nur in dcr
Papierqualität. Die Pariser Zeichnungcn sind auf
neuem Maschinenpapier, die Berliner auf Büttenpapier
gedruckt, welches je nach Ton und Struktur dem alten
Papier des Originals gleichzukommeu trachtet.
Wir haben diese Unterschiede deshalb besonders
hervvrgehoben, wcil wir sür künstlerische Bildungs-
mittel — und als solche sind Phvtographien nach
Handzeichnungen alter Meister unbedingt anzusehen, —
im Jnteresse der Sache derartige horrende, durch nichts
zu rechtfertigende Prcise, wie die der Berliner Ausgabe,
prinzipiell perhorresziren.
Es bleibt uns nur noch übrig, einige Worte über
die hier getroffene Wahl der Louvre-Handzeichnungen
hinzuzusügen. Der vorliegende Band reproduzirt
Zeichnungen Vvn Michelangelo, Raffacl, Tizian, Par-
megianino, Murillo, RubenS, Ostade, Jan Stcen,
Liotard, DUrer, Elienne de Laune, Dumoustier, Poussin,
Watteau, Boucher, Bouchardon, Greuze und Göricault.
Die Auswahl ist im ganzen nicht unglücklich getroffen,
nur sind die Blätter von Bouchardon nicht wert der
Reproduktion, da sie an sich unbedeutend sind. Bci
svlchen Publikationen wäre auch die Richtung der
momentanen Zeitströmung Vvr allem ini Auge zu
behalten, und dicse wendet sich unbedingt den deutschen
und niederländischcn Meistern des 15. und 16. Jahr-
hunderts, den Meistern der Renaissance und den Niedcr-
ländern des 17. Jahrhunderts zu. Den Franzosen
werden wir eine Borliebe für ihre Landsleute und die
Meister des vorigen Jahrhunderts gerne cinräunien, !
aber in allen Fällen ist doch nur das Beste oder
Jnteresianteste zu berücksichtigen. Bouchardons hier
reproduzirte sechs Blätter bieten aber ein ganz geringes
Jnteresse.
Für die Authentizität der einzelnen Bezeichnungen
wollen wir jedoch nicht eintreten, und nur beispielsweise
bemerken, daß die dritte hier publizirte Handzeichnung
von Tizian, „Das Urteil des Paris'si eine Arbeit von
Domenico Campagnola ist. Das angebliche Por-
trät des Erzherzogs Albert, des Gvuverneurs der Nieder-
lande, von Rubens ist dagegen eine Skizze van Dycks
zu dem berühmten Reiterporträt des Herzogs von
Mvncada. Die Handzeichnung hat nichts, was an
die Rubenssche Technik erinnern würde, mahnt aber
svfort an das erwähnte Gemälde des van Dyck. Daß
der Kvpf hier ein anderer ist, entscheidet gar nichts,
denn zu dieser Reiterskizze hat der Herzog von Mvncada
gewiß nicht selbst Modell gestanden.
Die übrigen Handzeichnungen scheinen annühernd
richtig benannt zu sein, nur ist das als Jan Steen
bezeichnete Blatt unseres Erachtens die Arbeit eines
späteren hvlländischen Malcr-Oiadircrs.
A. v. Wmsi'ach.
Strunlr, A.., Us8Üiivsnä6 Lutalog over Uor-
traitsr ul äst Ounslrs UonKsbnns. Ussbsn-
Imvn. 1881. 8.
Das bezcichnete Werk, welches bereits vor einem
Jahr erschien, scheint außerhalb Däneniarks noch wenig
bekannt zu sein. Da es neben der Pietät, die der
Verfasser deni vaterländischen Königshause entgegen-
bringt, auch ein allgemein kunsthistorisches Jnteresse
besitzt, so dürste eine Hinweisung auf dasselbe an dieseni
Orte gerechtfertigt erscheinen. Der Verfasser hat die
flcißigsten und eingehendsten Studien unternoiumeii,
um eineu möglichst erschöpfenden Katalog von Bild-
nissen des dänischen Königshauses fertig zu bringen.
Die Bildnisse der Könige, ihrer Gemahlinnen, Prinzen
und Prinzessinnen sind chronologisch geordnet und be-
ginnen mit Christian I. (1426 — 1481). Ein alpha-
betisches Register am Schlusse erleichtert das Aussuchen.
Bei jedem Porträt wird die Lebenszeit nnd eine kurze
klare Beschreibung des Dargestellten, bei Stichen die
getreue Unterschrift nebst Maßen angegeben. Wie
weit der Verfasser seine Studien ausdehnte, ist daraus
zu ersehen, daß er nicht allein durch den Druck ver-
viclsältigte Bildnisse anführt (nebst Angabe der Werke,
in denen sie allenfalls vorkommen), sondern auch Ge-
mälde, Monumente und Medaillen in seine Forschung
einbezieht. Bei den gestvchenen Bildni>sen begegnen
tvir nicht allein dänischen Künstlern, wie in erster
Reihe dem Haelwegh, sondern auch vielen deutschen
(wie I. Bink, Falck, Fr. Brun, Kilian), holländischen