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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0193

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381

Kunstlitteratur.

382

ilmgearbeitet'; jcdenfalls sind hicr und da Zusätze ge-
macht. Es wtirde uicht nvtig sein, auf diese Arbeiten
zurückzukvmmen, wenn nicht Demmins Name doch
irgend einen Neuling in keramischen Dingen veranlassen
könnte, diese „Studien" seriös zu nehmen und dort
seine Weisheit zu holen. Letzteres ist srcilich nicht gut
möglich. Allerdings gerirt sich der Verfasser überall,
als vb cr die Keramik allcin gepachtct hätte, als ob
er allein etwas von Keramik verstündc, als ob in der
Keramik alles entschieden wäre, wenn cr seine Weis-
heit verlundet, wenn er sein Urteil abgegcben hat. Er
citirt andere Autoren überhaupt nicht oder nur da,
wo er ihnen ctwas am Zeuge flickcn kann — ein
Buch wic das Vvn Jacunicke sollte man doch lieber gar
nicht citiren. Oucllen, aus denen cr scine Angabeu
schöpft, giebt er höchst selten an, daher letztere ziemlich
wcrtlos sind, sv lange man ihren Ursprung uicht kcunt.

Jn den „Studien" stehen nun allcrlei Dinge, die
richtig sind: die kannten wir meist schon, aber auch
viele, sogar rccht viele, die falsch sind: das sind meist
neue Entdeckungen des Verfassers. Darauf im einzelnen
einzugehen ist hier unmvglich, wenige Proben mögen
genügeu.

Der Name „Majolika" kommt nicht Vvn Majorka
— Grund, wird nicht angegeben, auch nicht, woher
die Bezeichnung svnst kvmmt. Die Majolika selbst teilt
Demmin in vier Epochen: die gotische, welche bis 1525
(in Jtalien!) reicht, die Raffaelistische, Übergang und
Verfall. Ein nettes Systcm. Daß Raffael „einige
Kartvns (!) sür Keramikmalerci" cntworfen habe, diese
alte Fabel, wird auch wieder ausgewärmt. So geht
es weiter. Die Eintcilung der deutschcn Fayencc in fünf
„Schulen" ist auch höchst crbaulich; wie man zwischen
den Fayencen von Schaper und Koler (von Anna-
berg), den braunschweigischen, holstcinischen, branden-
burgischen :c. einc Schulverwandtschaft erkennen kann,
ist wirklich ein Kunststück. Auch hier sind massenhafte
Fchler leicht nachweisbar, zum Teil solche, die lediglich
aus Unkenntnis der einschlägigen Littcratur entspringen,
die Deminin zn lescn nicht für nötig hält.

Daß dcr Versasser von Bcrnard Palissy nicht vicl
hält, hat er an cinem andern Ort zur Gcnügc aus-
gesprochen; trotzdem ist die Thätigkcit dieses bedeuten-
den Mannes eine Thatsache: die Fnnde an der Stellc
seiner alten Werkstätte im Hose dcs Tuilerien, jetzt im
Louvre und in Sövres, sind doch nicht gut wegzn-
leugneu. Was die Zuteilung gewisscr, später in der
Manier Palissy's gearbeiteterFayencen angeht, so würde
sich Demmin seinc Anssälle gegen die kennlnisreichen
Beamten des Louvre haben sparen könneu, wenn er
den Katalog der betreffenden Abteilnng anzusehen sich
die Mühe genommen hütte; dort wird er finden, daß

allc in Rede stehenden Stücke als „vools" oder „suito
cko Ualiss^" bezeichnet sind.

Die zweite Folge der Studien ist Vvn derselben
Art wie die erste: flüchtig in der Arbeit und anniaßend
im Ton. Daß es eine vorzügliche Arbeit über das
chinesische Porzellan giebt (von Du Sartel), scheint
Demmin nicht zu wissen oder will es nicht. Die alte,
längst als gemeiner Betrug nachgewiesene Geschichte, daß
iu altägyptischen Gräbern chinesische Porzellanfläschchen
gefunden seien, ist wiedernm hier zu lesen; die sehr
verbreitete, aber verkehrte Nachricht, in Japan habe
man kurz uach Christi Geburt begonnen Porzellan
zu machen, ist durch die kaiserl. japanische Kommission
der Pariser Weltausstellung 1878 (Dcmmin „ver-
deutscht": die „gewerblichen Welt-Comitien") aus-
drücklich in Abrede gestellt: vor 1510 ist in Japan
Porzellanfabrikation nicht nachzuweisen. Überhauptist die
Behandlung der chinesischen und japanischen Porzellane
höchst kläglich. Dagegen enthalten die Abschnitte über
die deutschen Fabriken manche gute Zusammenstellung,
namentlich von Malernamen, auch einige ncue Angabcn,
dic man allerdings erst aus ihre Ouelle zu prüsen hat.

Einen besvnderen Haß hat Demmin auf das so-
genanntc „Mcdici-Porzellan". Daß es kein eigentliches
Porzclian ist, wissen wir längst; aber ebensogut vder
ebeusvsehr mit Uurecht, wie alles weiche Pvrzellan als
„Porzellan" bezeichnet wird, darf man auch diese Gruppe
so bcneunen. Denn es hat nicht bloß „ein" Teller
der Sövres-Sammlung „allerdings ctwas Durch-
scheinendes", sondern diescrTeller ist schr stark „durch-
scheinend", so stark wie irgend ein Stück Frittcnporzellan,
die andern Teller uur wcniger.

Das dritte Heft trägt gleich einen verkehrtcn
Titel: Steingut; Demmin meint Steinzeug, dcnn
so bezeichnet man hente nach dem Vorgang der Tech-
niker (und mit seinen tcchnischen und chemischen —
oder wie dcr Verfasser geschmackvoll verdeutscht: werk-
weislichen und scheidkundigen — Kenntnissen renom-
mirt Dcmmin doch sehr gern) jenc Masse, wetche vhne
knnstliche Beimischnng versintert. Steingnt ist cinc
künstliche Mischnng, zu der auch dic Fayenee gehört.
Das ist dcr Unterschied zlvischen beiden Bezeichnungen,
den Demmin, wie aus seinen Bemcikungen hervvrgeht,
noch nicht crsaßt hat. Jn diescr dritten „Folge"
briugt der Versasser einiges Neuc bei, — vor alleni
die Notizen über den Töpfereibetrieb in Creußen:
übrigens epistiren auch außcr den von Demmin auge-
sührten Formen svlche uoch im Hamburger Museuni,
Originalmvdelle von Gcvrg Vcst ii» Kunstgewerbe-
inuseum in Bcrlin. An Ausfällen fchlt es auch hier
nicht: gegen dcn vcrstorbenen Dornbusch, hauptsächlicki
aber gegen den Vikar Schmitz. Jm ersleu Heft hattc
Denimin die Fabrikation von Steinzeug in Belgien
 
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