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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0277

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549

Vom Kunstmarkt.

550

fand ich Carl Gebhard, dessen „Loki und Sigrun" in der
Jnternationalen Ausstellung I87g einen Ehrenplatz im Mittel-
bau des Transeptes erhalten, mit einem Bilde: „Eva an der
Leiche Abels", mit lebensgroßen Figuren, beschäftigt. Dem
Rauminhalte entspricht die Größe der Konzeption und Dar-
stellung; leider ist die Arbeit aber noch nicht soweit vorge-
schritten, daß die Vollendung des Bildes bis zum Beginne
der Ausstellung möglich wäre. Dagegen ist an der recht-
zeitigen Vollendung von Vogels „Beethoven am Klavier"
nicht wohl mehr zu zweifeln. Jch kenne kein Bild des un-
sterblichen Meisters, das dessen Löwenphysiognomie mit solcher
geistigen Krast wiedergäbe. Ein weiterer Vorzug des Werkes
ist die gänzliche Abwesenheit alles theatralischsn Aufputzes.
Beethovsn ist eben ins Zimmer getreten und hat sich seinen
Mantel abschüttelnd, ohne ein Wort zu sprechen, an sein Klavier
gesetzt, über das sein dämonischer Blick in unendliche Fernsn
schaüt. Neben ihm steht wie zufällig ein sunges Mädchen,
das den Reichtum der Töne in sich aufnimmt, während ein
paar Freunde in der Ecke regungslos lauschen. Gustav
Jgler hat ein vollendetes Genrebild voll anmutigsten Humors
auf der Staffelei. Die Scene spielt in einem Bauernhause,
in dessen sonniger Wohnstube ein alter Knasterbart, an der
hellblauen Schirmmütze als vormaliger bayerischsr Jnfanterist
erkennbar, ein halbes Dutzend Kinder um sich versammelt
hat, um sie mit liebenswürdigster Jovialität in die erstsn
Grundsätze der Taktik einzuweihen. Die Buben und Mädchen,
aus denen die lleine Armee besteht, nehmen nun an der
Sache je nach ihrer individuellen Anlage und Neigung mehr
oder minder fröhlichen Antsil. Eine junge Frau, die wohl
einen oder ein paar Rekruten gestellt, schaut dem Exerzitium
schmunzelnd zu, und am Tisch in der Fensterecke plaudert ein
junges Paar lachend miteinander, von des Alten militärischen
Bemühungen wenig oder gar nicht berührt: ihin liegt der
Gedanke ewigen Friedens nüher alS der des Krieges.

4. L. Dcr Bildhauer Giulio Monteverde in Rom hat
das Modell zu dem Denkmal für den verstorbenen italieni-
schen Exministerpräsidenten Urbano Rattazzi in doppslter
Lebensgröße vollendet. Die Figur des Staatsmannes ist in
dem Augenblicke dargestellt, in Lem er eine Rede hält. Der
Bronzsgutz der Statue soll in Florenz nusgeführt werden.
Die Aufstellung erfolgt in einer Hauptstraße der Geburts-
stadt Rattazzi's, Alessandria in Piemont.

Der Thronsessel Kaiser Heinrichs III, der sogenannte
Goslarec Kaiserstuhl, von welchem wir im 17. Bande der
„Zeitschrift" S. 106 eine Abbildung und Beschreibung ge-
geben haben, ist laut letztwilliger Verfügung seines Besitzsrs,
des verstorbsnen Prinzen Karl von Prsußen, nach Goslar
überführt und dort im Saale der alten Kaiserpfalz aufgestellt
worden. Der Stuhl ist 669 lcA schwer.

Der Ankaus dcr Manuskriptc uud Miniaturc» dcs
Lord Ashburnham wurde von der englischen Regierung ab-
gelehnt.

Ani Heidclbergcr Schloß sind die Vorboreitungs-
arbeitcn für tue Wiederherstellung am I. Mai damit einge-
leitet worden, datz durch Geometer die einzelnen Profile auf-
genommen werden. Zunachst sollen alsdann dis Fassaden
des Otto Heinrichs-Baues und des Friedrichs-Baues gemessen
und dabei die wichtigsten Architektur- und Skulpturteile in
Gips abgeformt werden. Eine genaue Untersuchung der
Fundamente wird im Juli und August als den voraussicht-
lich trockensten Monaten vorgenommen werden.

x. — Die Schillingschcn Gruppen auf der Brühlschen Ter-
rasse in Dresden haben während des Winters ein neues,
glänzendes Gewand erhalten und strahlen jetzt, nachdem die
Holzkäfige, die sie unischlossen, weggeräumt sind, in lichtem
Goldglanz. Daß dieser in nicht langer Zeit wesentlich gedämpft
sein wird, ist ebenso zu wünschen wie zu erwarten. Ob die
Vergoldung sich als ein wirksames Schutzmittel gegen die
Verwitterüng des Sandsteins auf die Dauer bewähren wird,
muß die Folge lehren.

x. — Erhöhung dcs aineiikanifchcn Zollcs auf Kunstweike.
Die jüngste Erhöhung des amerikanischen Einfuhrtarifs für
Kunstwerke auf 3V Prozent ihres Wertes hat insbesondere bei
den Künstlern Amerika's selbst die lebhafielte Opposition her-
vorgerufen. Auch die in Europa weilenden amerikanischen
Künstler beeilen sich, gegen diess unerhörte Besteuerung der
Kunst in energischer Weise zu remonstriren. Jn Paris wurds
von denselben am 28. März beMosserl, nicht nur gegen die

Erhöhung des Zolles zu protestiren, sondern im Gegenteile
! dafür zu plädiren, daß Kunstwerke überhaupt von jedem Zolle
befrsit würden. Wie die Allg. Zeitung hört, werden sich auch
die in Miinchen lebenden amerikanischen Kllnstler diesem
j Protest und der Petition ihrer Pariser Kollegen anschließen.

Vom Aunstmarkt-

Der küiistlerische Nachlaß des Bildhauers Joseph
Ernst von Bandel, des Schöpfers des Hermanns-Denkmals
im Teutoburger Walde, wird am 26. Juni in Hannover zur
Versteigsrung gelangen. Derselbe umfaßt 56Nummern und
besteht aus Bildwerken in carrarischem Marmor, aus
Statüsn, Büsten und Reliefs in Gips. Nähere Auskunft
erteilt die Buch- und Kunsthandlung von Theodor Schulze
in Hannover.

Auf der Auktion der Kupscrstiche und Nadiruiigen
des Or. Guffith in London hat das von Rembrandt
radirte Porträt des Or. Arnoldus Tholinx, auch der „Advokat
Tolling" oder „Petrus van Tol" genannt, einen Preis von
1510 Pfd. Sterling (30 200 Mk.) erlangt, angeblich den höch-
sten, der bis jstzt für ein Werk der graphischen Künste erzielt
worden ist. Von diesem Blatts sollen nur fünf Exemplare
bekannt sein, von denen sich drei in öffentlichen Sammluiigen
befinden. Der Pariser Kunsthändler Cläment hat das Blatt
sür den bekannten Sammler und Kunstschriftsteller Dutuit
gekauft.

IlAt. Schwanthalers küiistlerischer lltachlaß soll demnächst
unter den Hammer kommen. Die Mappen enthalten neben
lcicht hingeworfenen, manchmal nur andeutenden Skizzen alle
die zahlreichen Entwürfe, die der Meister im Auftrage König
Ludwigs I. gemacht. Einen großen Raum nehmen die Ent-
wllrfe von Kämpfen ein, wie die dsr Reliefs: Kampf Les
Achilleus mit den Flußgöttern, Kampf der Griechen bei den
Schiffen vor Jlion rc. Die Sammlung enthält auch die Ent-
würfe zu den fünfzehn kolossalen Statuen für das vordere
Giebelfeld der Walhalla nach Anordnung des Königs und
zum Teil nach Rauchs Entwürfen, die zwölf Wittelsbachischen
Fürsten im Thronsaal des Saalbaues der Münchener Resi-
denz rc. rc. Viele Blätter sind mit Randbemerkungen von
der Hand König Ludwigs I. versehen. Die Katalogisirung der
interessanten Sammlung hat der Kunsthändler I. Maillinger
übernommen.

V. V. Auktion Milani. Die Auktion findet nicht im Mai
statt sondern ist nuf den 4. Juni und die folgenden Tage ver-
schoben wordsn. Der vortrefflich ausgestattete Katalog ist
soebsn mit beigefügter französischer Übersetzung erschienen und
weist einem Bestand von 571 Nummern nach. Er ordnet in
systematischer Wsise die Gegenstände unter die Hauptab-
teilungen: Christliche Zeit, Ägyptische Altertümer, Griechischs
und römische Altertümer, und fügt innerhalb jeder Abteilung
nach Material und Darstellung einzelne Gruppen zusammen.
Der Katalog erhält einen bleibenden Wert sowohl durch die
sorgfältige, in der Beurteilung vorsichtige, dafür aber auch
zuverlässige Beschreibung jedes einzelnen Gegenstandes als
auch durch die Hinzufügung einer bedeutenden Anzahl photo-
lithographischer Abbildungen, welche die hervorrngendsten
Stücke der schönen Sammlung treu wiedergeben. Wir heben
hervor die Tafeln mit den prächtigen Schlüsseln, den Thür-
klopfern, den Raerener Henkelkrügen und Siegburger Schnellen,
den Terrakotten, meistens aus Tanagra, den antiken Wasfen
und Ornamentstücken, Tierfiguren u. s. w. Als Stücke von
besonderer Seltenheit erwähnen wir die auch in der AuS-
führung und Erhaltung trefflichen, hellgrau patinirten Bein-
schienen, das gleich trefflich erhaltene blaugrün patinirts
große Horn aus einem Grabe in Albano, ferner den Dionp-
sos in Terrakotta, den durch seine Darstellung (Verjüngung
des Äson durch Medea) interessanten etruskischen Spiegel,
einen silbernen Mars (Statuette aus Biainz), sowie die bron-
zenen Statuetten einer Minerva, eines Blars, eines Apoll,
eines Camillns, eines Knaben mit der Chlamys bekleidet,
eines Schauspielers, sowie die als Titelblatt beigegebene tresf-
liche Maske mit silbernem Band und Kranz, lauter vorzüg-
liche Stücke der hervorragenden, von Milani mit besonderer
Liebe geschaffenen Bronzeabteilung. Ein Vorwort schildert
des verstorbenen Kunstfreundes Wesen, seine allmühlich er-
wachende Liebe zur Kunst, dis Gesichtspunkte bei seinem
Sammeln, die sich auch in der den Katalog abschließenden
 
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