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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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579

Vermischte Nachrichten.

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Nacht in den Tropen sind alle Abstufungen des Lichts und
der Stimmung vertreten. Wo der Künstler eine von feiner
Empfindung getragene Naturstimmung mit den cinfachsten
Mitteln wiedergiebt, da ist er am glücklichsten, z. B. in den
Kreidezeichnungen aus französischen und deutschen Städten.
Unter dsn Aquarellen ragt der „Abend in einer Karavanserei"
durch Feinheit des Tons, die Ansicht von Jerusalem durch
Grötze hervor. Jn manchen Ansichten aus dem Orient artet
die Farbigkeit in Buntheit aus. Auch mehrere figürliche
Kompositionen und einige charakteristische Porträtstudien be-
finden sich in der Sammlung. Der Gesamteindruck ist ein
zu wenig gleichartiger, um wirklich bedeutend genannt werden
zu dürfen.

z-. — Für die Louvresammlung hat die französische Regie-
rung das bekannte, angeblich von Raffael gemalte Brld:
„Apollo und Marsyas", welches sich seit über dreißig Jahren
im Besitze des Herrn Morris Moore (zuletzt in Rom) befand,
für 280 080 Francs angekauft.

.1. l< Die internationale Kunstausstellung in Rom, welche
ursprünglich am 30. Mai geschlossen werden sollte, wurde bis
zum 30. Juni verlängert.

Vermischte Nachrichten.

— u. Der Dresdener Kunstgewerbeverein hat am 29. Mai
die von ihm errichtete Kunstgswerbehalle in Gegenwart des
Königs und der Königin von Sachsen foierlich eröffnet.

— Dic Wandmalcreien im Zeughause zu Berlin werden
in der Herrscherhalle durch dis Anton v. Werner über-
tragene Darstellnng der Krönung Friedrichs I. zum ersten
Könige Preußens ihren Abschlutz'finden. Fllr den kllnstleri-
schen Schmuck der Feldherrnhalle, welche für größere geschicht-
liche Momente 18 Felder zur Verfügung hat, sind von der
Kommission zunächst folgende Wandmalereien in Aussicht
genommen: 1) eine Episode aus der Schlacht von St. Privat,
von Professor Bleibtreu; 2) die Schlacht von Turin unter
Fllrst Leopold von Anhalt-Dessau, von Professor Knackfuß;

3) die Schlacht von Fehrbellin, von Professor Janssen;

4) der Marsch der Brandenburger über das gefrorene Haff,
von Professor Simmler; 5) die Begegnung des Kaisers
und des, Kronprinzen vor Sedan, von Professor Hünten;
6) die Übergabe des Briefes Napoleons III. durch General
Neille an Kaiser Wilhelm vor Sedan, Darstellung von
Professor Steffeck. Dis Skizzen zu diesen sechs Wand-
gemälden sind dem Kaiser zur Genehmigung unterbreitet.

Das kaiscrlich deutsche archäologische Znstitut in Rom
beging am 20. April in hsrkömmlicher Weise durch eine feier-
liche Sitzung den Jahrestag der Gründung Roms, zugleich
denjenigen seiner eigensn Stiftung. Zuerst besprach Herr
Lanciani die Topographie der neunten Region des alten
Rom, welche sich vor den anderen namentlich durch ihre zahl-
reichen und ausgedehnten Säulenhallen auszeichnete, -- eine
Eigentümlichkeit, welche ihre Erklärung in der völlig ebenen
Beschaffenheit ihres Terrains finde. Hier, in der Tiber-
ebene, seien fast alle bedeutenderen Gebäude durch Säulen-
hallen verbynden; in republikanischer Zsit eine Seltenheit
und nur praktischen Zwecken dienend, seien sie seit Augustus
recht eigentlich Mode geworden. Jn einem Zeitraume von
zwanzig Jahren habe sich das ganze Marsfeld mit ihnen
bedeckt, das Beisprel aber des Augustus und seiner Freunde
und Höflinge habe Nachahmer gefunden bis in die Zeiten
des späten Kaisertums. Der Vortragende zählte die vorzüg-
lichsten Anlagen dieser Art auf, und besprach dann in ein-
gehender Weise diejenigen unter ihnen, welche durch neuere
Ausgrabungen odsr durch Entdeckungen von Dokumenten
früherer Jahrhunderte in letzter Zeit besser bekannt geworden
sind. Zu jenen gehören namentlich die Portikus der Argo-
nauten mit dem Neptunstempel, bekannt durch die Relief-
figuren von Provinzen und Trophüen, wslchs teils früher,
terls in den letzten Jahren ausgegraben wurden; zu diesen
die dem Diokletian und Maximian zugeschriebenen Säulen-
hallen in der Nähe des Pompejus-Theatsrs, durch Jnschriften
als xortieus ckovia und ilsroulsa bezeichnet und von Herrn
Lanciani mit der Wiederherstellung jenes Theaters selbst in
Verbindung gebracht. Die Kürze der Zeit verhinderte ihn,
des näheren auf die Erläuterung der pompejanischen Ge-
bäudegruppe einzugehen; vielmehr beschränkte er sich darauf, I
ein Fragment des kapitolinischen Stadtplanes zu bespreche»,

welches zwei Tempel, einen runden Peripteros und einen
rechteckigen Hexastylos Peripteros, zur Anschauung bringt,
welche bisher noch nicht richtig untergebracht worden sind.
Er zeigte, daß sie der Ostseite der xortious koiax>sis,llA.s
angehören. Der runde Tempel sei im Hofe dss Klosters von
S. Nicolo a Cesarini noch jetzt vorhanden und werde näch-
stens, bei Gelegenhsit der Verlängerung der Via Nazionale,
freigelegt werden; der rechteckige sei noch zu Anfang des
lö.Jahrhunderts von Sangallo aufgenommen und beschrreben,
wahrscheinlich aber bei dem Bau der Kirche S. Nicolo zu
Grunde gegangen. Herr Lanciani schloß mit siner lebendigen
Schilderung der Garten- und Villenanlagsn, welchs daS älte
Rom einerseits vom Pincio über den Esquilin bis nach
Sa. Croce, anderenteils am Janiculus umgaben, aber diese
Anlagen seien weder im hohen Sommer, noch im kalten
Wint'er benutzbar gewesen. Um den Einwohnern Spazier-
gänge für jede Jahreszeit zu verschaffen, dazu seien die
Säulenhallen angelegt worden; in diesen habe man das
Marsfeld von einem Ends bis zum anderen durchwandern
können. Der Vortragende wiss die gewaltige Ausdehnung
dieser Anlagen durch sine Berechnung ihres Flächeninhalts
nach, beschrieb dieselben den Angaben der alten Schriftsteller
gemäß und behandelte sodann ausführlicher die Nachrichten,
welche uns über Wiedsrherstellungen oder Neubauten in der
späten Kaiserzeit erhalten sind, indem er namentlich bei den
unter Gratian, Valentinian und Theodosius erwähnten xorti-
eu8 illaximg.s verweilte. Nach seiner Ansicht erbauten diese
Kaiser allerdings einen Säulengang, der von dem pompejani-
schen bis zum pons L.elius führte und mit dem Triumph-
bogen von S. Celso endigte; dazu gehörige Säulen seien im
Iahre 1880 gefunden worden. Außerdem aber hättsn jene
Kaiser dis vorhandenen älteren Säulenhallen durch neue mit
einander verbunden, und xortivus illaxiiuas sei der Nanie
geworden für den ganzen Komplex von Säulengängen, welche
vom xous ttzsiius bis an dis porta Ostisusis sührten — eine
Ansicht, welche übrigens bereits einmal von Herrn de Rossi
ausgesprochsn sei. Den mit vielem Beifall aufgenommenen
Erörterungen Herrn Lanciani^s folgts ein Vortrag des ersten
Sekretärs des Jnstituts, Professors Henzen, über ein vor
kurzem in das Ungarische Nationalmuseum zu Pest auf-
genommeneS Militärdiplom. (Münch. Allg. Zeitg.)

Beleuchtung des Partheuon. Nach eine Mitteilung
der ..KuiläiuA Hsrvs" hat der englische Architekturhistoriker
Fergusson neuerdings ein Modell vom Parthenon in >/<» der
natürlichen Größe anfertigen lassen, um durch dasselbe seine
Vermutung über die Beleuchtung der Cella klar zu legen.
Als Gründe gegen die übliche Annahme einer unmittelbaren
Hypäthral-Beleuchtung führt er an: die Unmöglichkeit
einss Abschlusses gegen Regen, die unschöne Unterbrechung
des Dachfirstes und die Ungleichheit der Beleuchtung durch
das unmittslbare Sonnenlicht, wobei die künstlerische Wirkung
der Götterbilder srheblich beeinträchtigt sein würde. Diese
Übelstände will Fergusson durch Ilnordnung eines Seiten-
oberlichtes über der obersn inneren Säulenstellung vermeiden.
Das durch dis Dachöffnung eindringende Regenwasser soll
dabei auf der Decke der oberen Seitenschiffhallen nach dem
Pteron abgeleitet werden, während in. einem dritten Säulen-
stockwerk das Licht durch vergitterte Offnungen in die Mitte
der Cella einfällt. Dis Wirkung dsr in dem erwähnten
Modell in dieser Weise angeordneten Beleuchtung soll eine
sehr gute sein

« Professor Nudolf Weyr in Wien hat kürzlich für den
Bau des nsuen Burgtheaters ein großes dekoratives
Bildwerk vollendet, welches durch die Lebendigkeit seiner
Komposition und die virtuose Ausführung ein neues glänzen-
des Zeugnis für die Begabung des jugendlichen Meisters ab-
legt. Es ist ein Fries, welcher sich an der Fasfade des Ge-
bäudss gegen die Ringstraße zu, in einer Höhe von 78Fuß
über dem Boden, als Schmuck der Attika hinzieht und 45
gegen 5 Fuß hohe Relisffiguren enthält, die eine Fläche von
etwa 8 Fuß Höhe und 60 Futz Länge bedecken. Die Dar-
stellung zeigt den Triumphzug des Bacchus und der Ariadne.
Der jugendliche Gott, welcher mit der Geliebten auf seinem
Pantherwagen dahinführt, bildet den Mittelpunkt der Kom-
pofition: rechts und links reihen sich die halbgöttlichen Wesen
aus seiner Gefolgschaft, Satyrn und Silene, Panisken und
Bacchantinnen, ünd eins Fülle von menschlichen und tieri-
schen Gestalten, von ernsten und heiteren Gruppen an, welche
 
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