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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0334

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663

Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Kunsthistorisches.

661

Mit Klein ging eine spezielle Richtung eines durch
ihn typisch gewordenen Zweiges österreichischer Knnst
zn Grabe. Was er im Gebiete der Kleinkunst nnd
der Glasmalerei geschaffen, entströmte einer kunst-
Legeisterten Seele und einem tiefgläubigen Gemüte.
Nie wird ein Griffel in profaner Hand, wenn auch
höchste Meisterschaft ihr eigen, der Kunst im Sinne
Kleins dienen können, und es kann die Bollendung,
welche seine Schöpfungen auszeichnete, in unserer ideal-
armen und überzeugungsdürftigen Zeit nur selten und
nur dann erreicht werden, wenn ein ebenso wahrhast
frommer und gottbegnadeter Künstler diese Bahn betritt.

Kleins Ruhm und mit demselben der Ruhm
paterländischer Kunst drang weit über die Grenzmarken
Österreichs hinaus. Seiner künstlerischen Kraft war es
möglich, trotz der engen Schranken, in welche ihn sein
Lehrberuf bannte, ein mächtiges Schaffen zu entwickeln;
hatte sich doch diese Kraft selbst die Bahn bezeichnet
und geebnet und das Feld des Wirkens aus Eigenem
gebildet!

Wir schieden nur von der irdischen Hülle des
edlen Freundes mit dem flammenden Auge und der
gottbegeisterten Brust; das Andenken an ihn und an
sein treues Streben ist uns tief in die Seele ge-
schrieben, und lange, lange Zeit wird er noch leben
in den Herzen all der vielen, welche ihn verehrten
und liebten. _Zulius Koch.

Hermann Wal-e, Kupferstecher und Radirer, der am
3. Juni d. I. im rüstigsten Mannesalter zu München starb,
war anl 3. Juli 1827 zu Bautzen im Königreiche Sachsen
geboren und wurde bei entschieden hervortretender Neigung
und Begabung zur Kunst frühzeitig zuin Studium derselben
bestimmt. Jnfolgedessen begab er sich nach Drssden und
widmete sich dort unter Leitung Thäters der Kupferstechkunst.
Als sein Meister im Jahre 1848 nach München übersiedelte,
folgte ihm Walde dorthin und verblieb daselbst bis an das
Ende seines Lebens. Zu Walde's bedeutendsten Arbeiten
gehören fünf Blätter zu Arnolds „Dresdener Galeriewerk",
„Der Engel mit der Weltkugel" nach Johann Schraudolph,
drei Blätter nach Fresken in der Münchener Basilika des
heil. Bonifazius von Heinrich von Heß, ein Blatt nach „Bar-
barossa's Tod" von Julius Schnorr im Festsaalbau der
königlichen Residenz zu München, ein Blatt aus Karl Heinrich
Hermanns deutschem Geschichtswerk, das Blatt „vr. Martin
Luther examinirt Kinder" nach Gustav König, das „Bildnis
Joh. Wolfgang von Goethe's in seinem 46. Lebensjahre, an
einem Tische sitzend", Knisstück nach dem bekannten Aquarell-
gemälde seinss römischen Freundes Johann Heinrich Meyer,
drei Blätter Gewandstudien (1851), die „Kreuzabnahme"
nach Jos. Anton Fischer, „Der heil. Michael stürzt den Teufel"
nach Moritz von Schwind, „Die Muttsr Gottes mit dem
Kinde" (Radirung) nach demselben Meister und „Das Tisch-
gebet" nach Franz Defregger (Münchener Kunstvereinsblatt).

Carl Albert.Regnet.

ll. L. E. Fabris ch. Am 28. Juni starb in Florenz der
Dombaumeister Emilio Fabris, welcher zweimal bei der Preis-
bewerbung dsn ersten Preis für dsn Bau der Fassade von
Sta. Maria del Fiore in Florenz davontrug und schließlich
mit der Ausführung derselben beaustragt wurde. Wie die alten
Baumeister des Florentiner Domes, Giotto, Brunellesco rc.
sollte auch Fabris sein Werk nicht vollendet sehen. Der
Hauptteil desselben wird erst im Oktober fertig sein. —
Emilio Fabris wurde 1808 in Florenz geboren. Er widmete
sich zunächst der Aquarellmalerei; erst später ging er zur
Architektur über, welche er, hauptsächlich als Stipendiat des
Großherzogs von Toscana, mehrere Jahre hindurch in Rom
studirte. Mehr als dreißig Jahre hindurch war er Professor
der Architektur an der florentinischen Akademie. Gleich-
zeitig war er lange Zeit Dombaumeister von Sta. Maria
del Fiore und Sta. Croce. Sein Werk ist auch die Tribüne,

in welche das Meisterwerk Michelangelo's, der „David", ge-
bracht wurde, als man denselben von dem Platze vor dem
Palazzo Vscchio entfernte, um ihn gegen Wind und Wetter
zu schützen-

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

—x. Zntcrnationale Kunstausstellung in München. Der
mit Autorisation dss Centralkomits's von der Verlagsanstalt
für Kunst und Wiffenschaft, vormals Friedrich Bruckmann,
herausgegebene illustrirte Katalog der internatio-
nalen Kunstausstellung ist soeben ausgegeben. Derselbe
ist im Gegensatz zum nichtillustrirten Kataloge nach Sälen
geordnet, eine Methods, deren Vorteile auf der Hand liegen.
Wer, der roten Führungslinie des vorgehefteten Situations-
planes folgend, mit dem illustrirten Katalogs in der Hand
dis Ausstellung durchwandert, wird nicht nur die Bildertitel
in bequemer Folge finden können, — ein nicht zu unter-
schätzender Vorzug vor dem nichtillustrirten Kataloge —
sondern auch von den eingestreuten Jllustrationen reiche An-
regung empfangen, die auch beim spätersn, vielleicht nach
Monaten oder Jahren erfolgenden Durchblättern nicht aus-
bleiben wird. Der illustrirte Katalog ist ein stattlicher Band
von ca. 300 Seiten und enthält etwa 170 zinkographische
Jllustrationen der bedeutendsten Bilder der Ausstellung in
vorzüglicher Reproduktion zum weitaus größten Teile nach
den Originalzeichnungen der betr. Künstler.

8n. Jn -er Pfarrkirche zu Güstrow befindet sich eins der
herrlichsten Altarwerke niederländischen Ursprungs aus dem
ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Das innere Feld des
mit doppelten Flügeln versehenen Altars und die Jnnenseite
der inneren Flügel sind mit einem Schnitzwerk von der Hand
des Brüsseler Bildschnitzers Jan Borman bedeckt. Auf
vierzehn Feldern, die von spätgotischem Stabwerk umrahmt
und mit baldachinartigen Krönungen versehen sind, stellt es
in figurenreichen Kompositionen die Leidensgeschichte Christi
dar. Der Name des Meisters ist auf dem Schwerte eines
der Kriegsknechte in der Scene der Kreuztragung deutlich
eingegraben. Die äußere Seite der inneren Flügel und beide
Flächen der äußeren Flügel sind mit Ölgemälden geschmückt,
als deren Urheber mit größter Wahrscheinlichkeit Bernaert
v an Orley anzusehen ist. Die inneren Flügel zeigen einer-
seits die Verkündigung, andererseits das Martvrium der heil.
Katharina, die äußeren Flügel aus der Jnnenseite in ganzen
Figuren die Madonna und die heil. Katharina, auf der Außen-
seite in gleicher Weise die Apostel Petrus und Paulus; sämt-
liche Darstellungen sind mit reichem, in der Weise des Patenier
.behandeltem landschaftlichenHintsrgrundeversehen,aufwelchem
sich Scenen aus der Legende der betresfenden Heiligen ab-
spielen. Dies bisher wenig bekannte Kunstwsrk an das Licht
der Öffentlichkeit gezogen zu haben, ist das Verdienst des
Hofrat l>r. Schlic in Schwerin, auf deffen Veranlassung
eine vorzügliche photographische Publikaston im Verlage von
Opitz L Co. in Güstrow erschienen ist. Dieselbe giebt in
neun Blättern das ganze Altarwerk wieder, und wenn noch
ein Wunsch in Bezug auf die Art der Publikation auszu-
sprechen wäre, so würde es der sein, daß wenigstens eine
oder die andere der Holzschnitzereien in etwas größerem Maß-
stabe hinzugefügt wäre, damit eine deutlichere Vorstellung von
der Ausführung und Behandlung der Figuren hätte ermög-
licht werden können. Wir denken später in einsm ausführ-
licheren Aufsatz auf die in hohem Grade intereffante und
dankenswerte Publikation zurückzukommen.

Aunsthistorisches.

.1. L. Archäologische Funde in Rom. Am 20. Juni stieß
I man bei den in der Nähe der Kirche von Sta. Maria sopra
Minerva in der Via S. Jgnazio aus baulichen Zwecken vor-
genommenen Ausgrabungen auf Bruchstücke eines Obelisken
aus rotem Granit, welcher jedoch nichts zu thun hat mit
dem von dem Professor Maes in der Nähe der Kirche San
Luigi dei Francesi gesuchten. Auf allen vier Seiten des ge-
fundenen Bruchstückes befinden sich hieroglyphische Jnschriften.
Bis jetzt fand man nur die Basis, hofft jedoch auch den Rest
noch aufzufinden. Nach den zu Tage gekommenen Bruchstücken
würde der Obelisk etwa dis Größe des Elefantenobelisken vor
der Minervakirche, sowie des ebenfalls in der Nähe vor dem
 
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