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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0288

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Ausgrabungen und Funde. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.

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bis dahin erbracht hat, dies irgend gestattet. Die Kom-
mission, neuerdings besonders durch einige Ausländer ver-
stärkt, besteht aus den Herren A. Bayersdorfer in München,

G. v. Bezold in Nürnberg, H. Boesch in Nürnberg, P. Clemen
in Bonn, S. Colvin in London, L. Dietrichson in Christiania,
B. Haendcke in Königsberg, C. Hofstede de Groot im Haag,

H. Hymaus in Brüssel, F. X. Kraus in Freiburg, Graf
Lauckor6nski in Wien, C. v. Lützow in Wien, Baron F. von
Marcuard in Florenz, J. Neuwirth in Prag, A. v. Oechel-
häuser in Karlsruhe, A. Schmarsow in Leipzig, H. Semper
in Innsbruck, H. Thode in Heidelberg, R. Vischer in Göt-
tingen, Ch. Waldstein in Cambridge, H. Weizsäcker in
Frankfurt a. M., M. G. Zimmermann in Berlin.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

*„* In Mykenae hat Ephoros Thuntas bei den dort von
der griechischen archäologischen Gesellschaft veranstalteten
Ausgrabungen ein Kuppelgrab entdeckt, das in der Anlage
dem 1870 von Schliemann ausgegrabenen sogenannten Schatz-
haus des Atreus, dem größten und besterhaltenen der Myke-
nischen Kuppelgräber, entspricht. Aus dem Befunde der
bisherigen Ausgrabungen geht hervor, dass das Grab un-
berührt erhalten ist; die Ausgrabung lässt daher eine reiche
Ausbeute erhoffen.

VERMISCHTES.

v. Gr. Florenz. — Der König von Italien hat bei seiner
letzten Anwesenheit in der toskanischen Hauptstadt dem
Bürgermeister die Absieht ausgesprochen, die keramischen
Schätze der bei Florenz gelegenen Kgl. Villa Petraia mit
denen des Palazzo Pitti zu vereinigen und in letzterem ein
keramisches Museum begründen zu wollen.

VOM KUNSTMARKT.

München. — Die Fleischmann'sche Hof kunsthandlung ver-
steigert am 22. September in ihrer Galerie die aus 185 Num-
mern moderner Meister bestehende Kollektion des Herrn
E. von Gelder in München. Dieselbe umfasst nach dem
hübschen zur Ausgabe gelangten illustrirten Katalog Gemälde
von Jul. Adam, Herrn. Baischf, Anton Braith, H. Breling,
Heinrich Bürkelf. Max Gaißer, E. Harburger, Rob. Haug,
Aug. Holmberg, Hugo Koenig, A. Laupheimer, B. Spanyi,
Max Thedy, Ferd. Wagner, J. Wenglein, Jos. Wopfner, so-
wie vieler anderer bekannter Künstler.

München. — In den Tagen vom 24. bis 26. d. Mts.
kommt durch die Firma J. M. Heberle (R. Lempertz' Söhne) in
Köln a Rh. der zweite Teil der Sammlung des im Jahre
1888 in München verstorbenen Baumeisters Max Knppelmayr
zur Versteigerung. Im vergangenen Jahre, als dieselbe Firma
den ersten Teil der Sammlung, die Waffen, auf den Anti-
quitäten-Markt brachte, haben wir bereits auf den Reichtum
und die Schönheit der Altertümer hingewiesen, die Knppel-
mayr in seiner Sammlung zusammengebracht hat. Der so-
eben ausgegebene Katalog des zweiten Teiles „Kunst und
Kunstgewerbe" giebt von neuem einen Beweis von dem
überraschend hohen Wert der Sammlung sowohl in künst-
lerischer als auch in materieller Beziehung. Den Kreisen der
Sammler werden nicht weniger als 1040 Nummern dargeboten,
welche die verschiedensten Arten kunstgewerblicher und
künstlerischer Arbeit in mustergültigen Exemplaren repräsen-
tiren. Wir finden neben Möbeln, Bildern, Hausinventar
und Geräten aller Art Prähistorisches aus Thon, Stein,

Bein und Bronze, mittelalterliche Töpfereien, Fayencen,
Majolika, Porzellan und Terrakotta, Messing- und Kupfer-
Geschirre, Zinn- und Silbergefäße, Elfenbein, Perlmutter,
endlich Gobelins- und Lederpressungen. Der splendid aus-
gestattete Katalog giebt auf 85 Seiten eine Schilderung jedes
Stückes der Sammlung; die interessantesten gelangen außerdem
als Textillustrationen oder auf 30 vortrefflich ausgeführten Licht-
drucktafeln zur Darstellung, so dass der Katalog ein kostbares
Denkmal der Sammlung Kuppelmayr bleiben wird. Auf den
Inhalt der Sammlung selbst, die sich in 10 Abteilungen mit
zahlreichen Unterabteilungen gliedert, einzugehen, verbietet
uns der zur Verfügung stehende Raum, indessen möchten wir
aus der Abteilung Gemälde, die 48 Stücke umfasst, einige her-
vorheben. Bemerkenswert ist eine aus der ehemaligen Hof-
garten-Galerie in München stammende Darstellung der Mutter
Gottes mit dem Jesuskinde in einer Gruppe von Aposteln und
Heiligen von Hans Schäufelein. Aus dem Imhof sehen Hause in
Augsburg stammt ein Flügelaltärchen von Holbein d. ä., doppel-
seitig mit Malereien (die hl. Maria Magdalena und hl. Bar-
bara, neben jeder der Tod als Skelett) geziert, die sich den
besten Leistungen des Künstlers zur Seite stellen. Im Innern
des Altärchens befindet sich ein polychromirtes Holzrelief
(Christus und Magdalena), ein schönes Werk vermutlich
fränkischen Ursprungs. Mit der allgemeinen Bezeichnung
„Niederdeutsch" benennt der Katalog unter den Nummern
1004 und 1005 zwei herrliche, aus der ehemaligen Hofgarten-
Galerie in München stammende Bilder: die Geburt Christi
und den Tod der hl. Jungfrau darstellend, vielleicht von
dem Meister von Kappenberg. Von Lucas Cranaoh d. ä.
bietet die Sammlung, außer einer das Porträt eines jugend-
lichen Mannes darstellenden Tuschzeichnung, ein schönes
Bild des Reformators Melanchthon aus dem Jahre 1528 und
die meisterhaften Porträts des nachmaligen Kaisers Ferdi-
nand I. und seiner Gemahlin Anna, beide im Alter von
17 Jahren (1521). Wiederholungen dieser Bilder finden sich
in Wien und Stuttgart.

Frankfurt a. M. — Am 24. und 25. d. Mts. findet durch
Rudolf Bangel eine Versteigerung von Gemälden und Kunst-
gegenständen aus den Sammlungen Cr. Äagw-mo-Neapel statt.
Der 629 Nummern umfassende Katalog enthält 191 Gemälde,
darunter viele von bedeutenden Meistern, Kunstgegenstände
aus Porzellan, Fayence, Majolika, Steingut, Glas, Metall und
Bronzen; ferner Möbel, Uhren, Teppiche, Dosen, Miniaturen,
Fächer und verschiedene andere wertvolle Gegenstände.

Berlin. — In Rud. Lepke's Kunst-Auktionshause, Koch-
straße 28/29, findet eine Versteigerung der Sammlung des
Herrn Adolph Thiem am 13. und 14. Oktober d. J. statt. Diese
hervorragende Sammlung von Kunstobjekten wird wegen
Übersiedelung des Besitzers nach dem Auslande unter den
Hammer gebracht. Sie enthält eine ganze Anzahl Stücke,
die jeder Sammlung zur Zierde gereichen dürften. Wir finden
an Möbeln alle Perioden von der italienischen Hochrenaissance
bis zum Rokoko vertreten, besonders reich die italienische
Hochrenaissance. Auch Holland, Süddeutschland und der
Niederrhein sind in ausgesucht schönen Stücken vertreten,
besonders durch Möbel des 17. Jahrh., Nürnberg durch ein
pompöses Bettgestell von überreicher Architektur aus Nuss-
baum, Ebenholz und Esche mit gedrehten Säulen, Nischen,
kräftigen Füllungen etc., Augsburg, Ulm durch Schränke,
welche ganz die Eigentümlichkeit der Zeit charakterisiren.
Holland zeigt um diese Periode Mahagoni-Möbel, mit den
bekannten prächtigen bunten Intarsien, und im Norden
(Danzig) baut man die Schränke äußerst massiv, überaus starke
Gesimse und hochgebuckelte Füllungen aus Polisanderholz,
wovon ein Prunkschrank in der Sammlung Zeugnis giebt.
 
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