189 Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst igo
uns erhaltenes Werk der Erzbischof Friedrich im Magde-
burger Dom ist, eines der reifsten des strengen romanischen
Stils überhaupt. Viel enger ist die Abhängigkeit von by-
zantinischen Elfenbeinreliefs bei den Erztüren des Doms
zu Onesen. Provencalischer Einfluß endlich zeigt sich in
der Galluspforte des Basler Münsters (von der ausgezeich-
nete Details gegeben werden). Anordnung und Gewand-
stil der Statuen kommt von S. Gilles her. Die übrigen
Tafeln zeigen eine mehr oder minder klotzige Provinz-
kunst aus Westfalen und Alpirsbach.
Von der Blütezeit des 13. Jahrhunderts bietet das
Werk die ausführlichsten Proben von Straßburg, von wo
Statuen und Reliefs, mit Ausnahme des mittleren West-
portals und des Engelspfeilers, nahezu lückenlos erscheinen,
und zwar noch sämtlich nach den Originalen am alten
Standort (die jetzt bekanntlich zum Teil ins Frauenhaus
gewandert und durch Kopien ersetzt sind). Ganz ausge-
zeichnet sind die Aufnahmen von Kirche, Synagoge, Figuren
der Westporlale; weniger bekannt die (4) Figuren vom
Lettner, deren monumentaler Manierismus wohl auf die
Apostelstatuen der Sainte Chapelle zurückgeht, und die
dekorativen Figuren, die aus der gleichen Werkstatt wie
der Engelspfeiler stammen.
Vom Bamberger Dome sind bis jetzt nur Kirche und
Synagoge, die Reliefs vom Grabmal Clemens II. und ein
paar Köpfe erschienen, von denen die Gegenüberstellung
von Kaiser Heinrich II. mit einem der Naumburger Stifter-
statuen besonders interessieren wird. Von der großen
sächsischen Kunst sind im wesentlichen Frühwerke des
13. Jahrhunderts berücksichtigt: Reliefs aus Wechselburg
nach Gips), die Freiberger Kreuzigun gfgiuppe im Alter-
tumsverein zu Dresden und das Grabmal des Wiprecht
von Groitzsch in Pegau mit seinem dünnfaltigen Stil. An
die Naumburger Lettnerreliefs erinnert sehr stark das Jüngste
Gericht im Dom zu Mainz mit seinem starken und drama-
tischen Ausdruck. Sonst gibt es noch ein paar Figuren
aus Münster und aus Museen, welche die provinziale Ab-
wandlung des großen Stiles repräsentieren, und Proben
von den sehr reizenden Kölner Chorgestühlen, deren voll-
endete Grazien die Nähe Frankreichs und des 14. Jahr-
hunderts verrät.
Die eigentlich gotische Epoche des 14. Jahrhun-
derts bringt mit den Münsterfiguren von Freiburg i. Br.,
denen ein breiter Raum gewidmet ist, zunächst den sicht-
baren Verfall, mit Einflüssen von Straßburg und Reims,
der sich am Lorenz-Portal von Nürnberg noch fortsetzt.
In Nürnberg aber setzt auch mit den Tonaposteln und den
Statuen des Schönen Brunnens (die die verwitterten Ori-
ginale geben) eine neue Bewegung ein, deren Quellen zu-
gleich sich zeigen: die Prager Plastik, repräsentiert durch
einige der Porträtbüsten vom Domtriforium. Schwaben ist
sehr gut durch zwei herrliche Verkündigungsfiguren aus
Überlingen vertreten, Westfalen durch ein paar Statuen
von charakteristisch einseitigem Ausdruck. Einen breiten
Raum aber nimmt mit Recht das Grabmal ein, dessen
Entwickelung zu verfolgen hier schon möglich wird. Schon
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts meldet sich das
Tumbengrab mit trauernden Mönchen an den Wandungen
in Breslau (Herzog Heinrich IV.); die Mischung von Stand-
und Liegemotiven in der Gestalt des Beigesetzten erhält
sich dann bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Typisch
ist das Tuniben Grab Ottos III. von Ravensberg und seiner
1. u. 2 (Mitte). Überlingen, Münster: Verkündigung. Holzstatuen im Chor. Um 1320-1340.
3.-6. Rottweil, Lorenzkapelle: Apostel von Schnitzaltären in S. Georgen auf dem Schwarzwald (oben) und Laitz bei Sigmaringen (unten)
(Dehio und v. Bezold, Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst)
uns erhaltenes Werk der Erzbischof Friedrich im Magde-
burger Dom ist, eines der reifsten des strengen romanischen
Stils überhaupt. Viel enger ist die Abhängigkeit von by-
zantinischen Elfenbeinreliefs bei den Erztüren des Doms
zu Onesen. Provencalischer Einfluß endlich zeigt sich in
der Galluspforte des Basler Münsters (von der ausgezeich-
nete Details gegeben werden). Anordnung und Gewand-
stil der Statuen kommt von S. Gilles her. Die übrigen
Tafeln zeigen eine mehr oder minder klotzige Provinz-
kunst aus Westfalen und Alpirsbach.
Von der Blütezeit des 13. Jahrhunderts bietet das
Werk die ausführlichsten Proben von Straßburg, von wo
Statuen und Reliefs, mit Ausnahme des mittleren West-
portals und des Engelspfeilers, nahezu lückenlos erscheinen,
und zwar noch sämtlich nach den Originalen am alten
Standort (die jetzt bekanntlich zum Teil ins Frauenhaus
gewandert und durch Kopien ersetzt sind). Ganz ausge-
zeichnet sind die Aufnahmen von Kirche, Synagoge, Figuren
der Westporlale; weniger bekannt die (4) Figuren vom
Lettner, deren monumentaler Manierismus wohl auf die
Apostelstatuen der Sainte Chapelle zurückgeht, und die
dekorativen Figuren, die aus der gleichen Werkstatt wie
der Engelspfeiler stammen.
Vom Bamberger Dome sind bis jetzt nur Kirche und
Synagoge, die Reliefs vom Grabmal Clemens II. und ein
paar Köpfe erschienen, von denen die Gegenüberstellung
von Kaiser Heinrich II. mit einem der Naumburger Stifter-
statuen besonders interessieren wird. Von der großen
sächsischen Kunst sind im wesentlichen Frühwerke des
13. Jahrhunderts berücksichtigt: Reliefs aus Wechselburg
nach Gips), die Freiberger Kreuzigun gfgiuppe im Alter-
tumsverein zu Dresden und das Grabmal des Wiprecht
von Groitzsch in Pegau mit seinem dünnfaltigen Stil. An
die Naumburger Lettnerreliefs erinnert sehr stark das Jüngste
Gericht im Dom zu Mainz mit seinem starken und drama-
tischen Ausdruck. Sonst gibt es noch ein paar Figuren
aus Münster und aus Museen, welche die provinziale Ab-
wandlung des großen Stiles repräsentieren, und Proben
von den sehr reizenden Kölner Chorgestühlen, deren voll-
endete Grazien die Nähe Frankreichs und des 14. Jahr-
hunderts verrät.
Die eigentlich gotische Epoche des 14. Jahrhun-
derts bringt mit den Münsterfiguren von Freiburg i. Br.,
denen ein breiter Raum gewidmet ist, zunächst den sicht-
baren Verfall, mit Einflüssen von Straßburg und Reims,
der sich am Lorenz-Portal von Nürnberg noch fortsetzt.
In Nürnberg aber setzt auch mit den Tonaposteln und den
Statuen des Schönen Brunnens (die die verwitterten Ori-
ginale geben) eine neue Bewegung ein, deren Quellen zu-
gleich sich zeigen: die Prager Plastik, repräsentiert durch
einige der Porträtbüsten vom Domtriforium. Schwaben ist
sehr gut durch zwei herrliche Verkündigungsfiguren aus
Überlingen vertreten, Westfalen durch ein paar Statuen
von charakteristisch einseitigem Ausdruck. Einen breiten
Raum aber nimmt mit Recht das Grabmal ein, dessen
Entwickelung zu verfolgen hier schon möglich wird. Schon
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts meldet sich das
Tumbengrab mit trauernden Mönchen an den Wandungen
in Breslau (Herzog Heinrich IV.); die Mischung von Stand-
und Liegemotiven in der Gestalt des Beigesetzten erhält
sich dann bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Typisch
ist das Tuniben Grab Ottos III. von Ravensberg und seiner
1. u. 2 (Mitte). Überlingen, Münster: Verkündigung. Holzstatuen im Chor. Um 1320-1340.
3.-6. Rottweil, Lorenzkapelle: Apostel von Schnitzaltären in S. Georgen auf dem Schwarzwald (oben) und Laitz bei Sigmaringen (unten)
(Dehio und v. Bezold, Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst)