igy Sammlungen — Vereine jgg
Kuder, in welchen der Künstler Szenen aus dem Arbeiter-
Bataillon VIII, dem er angehörte, darstellt. Es sind natur-
wahre flotte Zeichnungen nach dem Leben; von den zwölf
Blättern seien als besonders geglückt hervorgehoben der
»Auszug zur Arbeit«, »Schanzengraben«, »Abkochen« und
»Essenempfang«. Vier der Blätter hat der Autor dem
Roten Kreuz überwiesen. K-
SAMMLUNGEN
Das Städtische Museum in Elberfeld hat abermals
reiche Zuwendungen erfahren. Der Museumsverein stiftete
eine Landschaft von Ernst te Peerdt. Professor L. Tuaillon
in Berlin überwies dem Museum einen Fries, Kohlezeich-
nung von Hans von Marees. Der bekannte Numismatiker
Alfred Noß in München schenkte eine wertvolle Münz-
sammlung aus der Münzstätte Düsseldorf.
VEREINE
In der letzten Sitzung der Archäologischen Gesell-
schaft in Amsterdam am 14. Dezember sprach der Haager
Archivar und Museumsdirektor Dr. H. E. van Gelder
über die Geschichte des Haager Porzellans. Die im
Haag 1776 gegründete Porzellanfabrik war nicht die erste
in Holland. Früheren Datums war die von und für Amster-
damer Regenten 1764 in Weesp bei Amsterdam gestiftete.
Es gehörte im 18. Jahrhundert zu dem notwendigen
Decorum eines Hofes, eine Porzellanfabrik zu unterhalten;
der Hof im Haag duifte natürlich nicht zurückstehen, zu-
mal da ihm die Amsterdamer Patriziergeschlechter, zu
denen man im Haag immer in einem gewissen Gegensatz
stand, schon zuvor gekommen waren. Außerdem versprach
man sich auch finanzielle Vorteile von einer solchen Unter-
nehmung. Nun ist die Gründung der Haager Manufaktur
nicht direkt vom Hofe ausgegangen, aber der Statthalter
Wilhelm V. und seine Familie waren doch dabei beteiligt.
Er zeichnete selbst als erster verschiedene Anteile und die
Herren, die den Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft der
Haager Fabrik bildeten, standen dem Hofe sehr nahe.
Unter den Bestimmungen, die auf den noch erhaltenen
Obligationen abgedruckt sind, ist eine sehr merkwürdig,
daß nämlich die Erzeugnisse der Fabrik um 33°/0, also
ein Drittel billiger verkauft werden mußten, als die
Meißener Fabrikate; den praktischen Zweck, mit Erfolg
dem deutschen Porzellan Konkurrenz zu machen, verlor
man also nicht aus dem Auge. Der Mann, dessen Leitung
man die Fabrik anvertraute und der die Seele des Ganzen
war, war ein Deutscher A. Lyncker, der schon seit mehreren
Jahren mit deutschem, speziell sächsischem Porzellan im
Haag Handel trieb und auf den Haager Kirmessen einen
flotten Stand hatte. Dieser Lyncker hatte wahrscheinlich
auch mehrere deutsche Arbeitskräfte, die in der Herstellung
und Bemalung von Porzellan Erfahrung besaßen, aus
seinem Vaterlande mitgebracht oder hergerufen. Denn in
dem Jahre vor der Eröffnung der Fabrik 1778/79 ließen
sich verschiedene Porzellanarbeiter im Haag nieder, die
vorher in Frankenthal und in Höchst tätig gewesen waren.
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn auf einigen Er-
zeugnissen der Haager Manufaktur die Bemalung und die
Farbengebung an deutsche Vorbilder erinnern. Doch ent-
wickelt im allgemeinen die Haager Fabrik in der Bemalung
die meiste Eigenart und ihren Hauptreiz, während gerade
die Formen oft der Fremde entlehnt oder sogar in der
Fremde hergestellt waren. So gibt es Haager Stücke, die
offenbar in Ansbach fabriziert und im Haag nur bemalt
worden sind, bei denen das A der Ansbacher Fabrikmarke
in den Storch des Haager Merkzeichens verändert worden
ist. In andern Fällen findet sich die Haager Marke,
ebenso wie der Dekor, meistens unter der zweiten Glasur.
Ebenso ist man mit aus Tournai (Doornik) stammenden
Produkten verfahren. Doch sind die Haager Arbeiten nichts
weniger als Plagiate, sie haben im Gegenteil ihren ganz
eigenen Charakter, und die fremden Stücke, die ihnen als
Vorbild oder als Rohmaterial dienten, sind mit feinem Gefühl
in etwas ganz Neues umgewandelt worden, so daß man
hier von einem »Veredelungsverkehr« sprechen kann. Bis
1778/79 beschränkte sich die Tätigkeit der Haager Fabrik
auf das Dekorieren des von auswärts gelieferten weißen
Porzellans; erst von da ab wurde das Porzellan in der
Fabrik selbst hergestellt; von 1784 ab verlegte man sich
wieder ausschließlich auf das Bemalen. In finanzieller
Hinsicht entsprach die Fabrik nicht den Erwartungen, die
man an sie geknüpft hatte. Ob der junge Johann Franz
Lyncker, der 1781 seinem Vater als Leiter der Fabrik
folgte, und der ein echter Industrieritter gewesen zu sein
scheint, seiner Aufgabe nicht gewachsen war oder ob die
Konkurrenz zu groß war, ist nicht bekannt. Fest steht
nur, daß der junge Lyncker in immer größere Zahlungs-
schwierigkeiten geriet, so daß er sich 1789 sogar genötigt
sah, den Haag zu verlassen. Er kehrte dann aber bald
zurück, um noch einmal sein Heil mit der Fabrik zu ver-
suchen. Doch umsonst! Seine Gläubiger ließen ihm keine
Ruhe, und so ging er 1790 zum zweiten- und letztenmal
davon. Damit hat die Haager Manufaktur ein Ende.
Lyncker, der sich nach seiner Verheiratung mit der belgi-
schen Baronesse de Colyn de Beusdaal den Adelstitel
beigelegt hatte und der als Herr von Lyncker den Titel
Landgräflich Hessischer Legationsrat erhalten hatte, kommt
als solcher bis 1812 in Darmstadt vor. Das Haager Por-
zellan, das natürlich hauptsächlich im Haag und in Holland
seine Abnehmer fand, wurde, wie aus notariellen Akten
jener Zeit hervorgeht, auch vielfach nach der Türkei ex-
portiert. Über die finanzielle Geschichte der Fabrik sind
wir jetzt durch reiches archivalisches Material orientiert;
dasselbe war bis vor kurzem völlig unbekannt und ist
erst durch den Vortragenden, Dr. van Gelder, zutage ge-
fördert und durchforscht worden. So wissen wir z. B.
aus den Akten über den Verkauf der Konkursmasse,
welche Preise für die verschiedenen Stücke gezahlt wurden.
Die bedeutendsten Sammlungen Haager Porzellans be-
finden sich im Haag: im Städtischen Museum, das in den
letzten Jahren unter seinem neuen Direktor gerade zahl-
reiche schöne Stücke erworben hat, und beim Baron Dr. jur.
J. A. N. van Zuylen van Nyeveld. Von den wertvollsten
Stücken hatte der Vortragende Zeichnungen in Wasser-
farben im Haag anfertigen lassen, die in der Sitzung die
Runde machten; außerdem wurde der interessante Vortrag
durch eine Menge zum Teil farbiger Lichtbilder erläutert.
— Nach dem Vortrag ließ Professor Dr. J. Six aus
seiner Sammlung einen in Silber gefaßten Krug aus Elfen-
bein sehen, dessen reicher Schnitzarbeit, Darstellungen von
Tritonen und anderen Seegottheiten, Six ein Werk des
wenig bekannten holländischen Bildhauers Tetrode oder
Tetroh erkennen zu müssen glaubt. Tetrode muß zu
seiner Zeit, das heißt in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, sehr berühmt gewesen sein, denn verschiedene
Landgenossen haben sein Hauptwerk, einen Hochaltar
aus Marmor und Alabaster, der in der Alten Kirche in
Delft gestanden hat, in lateinischen Versen als ein Wunder-
werk ersten Ranges besungen. Erhalten geblieben ist von
dieser Herrlichkeit nichts, wie man überhaupt, abgesehen
von einigen Ornamentstichen nach seinen Entwürfen, kein
Werk von der Hand Tetrodes kennt. Six brachte die
Elfenbeinschnitzereien in Zusammenhang mit einem Orna-
mentstich von Jacques de Gheyh nach Tetrode, einem
Rundbild mit mythologischen Figuren, der als Entwurf für
Kuder, in welchen der Künstler Szenen aus dem Arbeiter-
Bataillon VIII, dem er angehörte, darstellt. Es sind natur-
wahre flotte Zeichnungen nach dem Leben; von den zwölf
Blättern seien als besonders geglückt hervorgehoben der
»Auszug zur Arbeit«, »Schanzengraben«, »Abkochen« und
»Essenempfang«. Vier der Blätter hat der Autor dem
Roten Kreuz überwiesen. K-
SAMMLUNGEN
Das Städtische Museum in Elberfeld hat abermals
reiche Zuwendungen erfahren. Der Museumsverein stiftete
eine Landschaft von Ernst te Peerdt. Professor L. Tuaillon
in Berlin überwies dem Museum einen Fries, Kohlezeich-
nung von Hans von Marees. Der bekannte Numismatiker
Alfred Noß in München schenkte eine wertvolle Münz-
sammlung aus der Münzstätte Düsseldorf.
VEREINE
In der letzten Sitzung der Archäologischen Gesell-
schaft in Amsterdam am 14. Dezember sprach der Haager
Archivar und Museumsdirektor Dr. H. E. van Gelder
über die Geschichte des Haager Porzellans. Die im
Haag 1776 gegründete Porzellanfabrik war nicht die erste
in Holland. Früheren Datums war die von und für Amster-
damer Regenten 1764 in Weesp bei Amsterdam gestiftete.
Es gehörte im 18. Jahrhundert zu dem notwendigen
Decorum eines Hofes, eine Porzellanfabrik zu unterhalten;
der Hof im Haag duifte natürlich nicht zurückstehen, zu-
mal da ihm die Amsterdamer Patriziergeschlechter, zu
denen man im Haag immer in einem gewissen Gegensatz
stand, schon zuvor gekommen waren. Außerdem versprach
man sich auch finanzielle Vorteile von einer solchen Unter-
nehmung. Nun ist die Gründung der Haager Manufaktur
nicht direkt vom Hofe ausgegangen, aber der Statthalter
Wilhelm V. und seine Familie waren doch dabei beteiligt.
Er zeichnete selbst als erster verschiedene Anteile und die
Herren, die den Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft der
Haager Fabrik bildeten, standen dem Hofe sehr nahe.
Unter den Bestimmungen, die auf den noch erhaltenen
Obligationen abgedruckt sind, ist eine sehr merkwürdig,
daß nämlich die Erzeugnisse der Fabrik um 33°/0, also
ein Drittel billiger verkauft werden mußten, als die
Meißener Fabrikate; den praktischen Zweck, mit Erfolg
dem deutschen Porzellan Konkurrenz zu machen, verlor
man also nicht aus dem Auge. Der Mann, dessen Leitung
man die Fabrik anvertraute und der die Seele des Ganzen
war, war ein Deutscher A. Lyncker, der schon seit mehreren
Jahren mit deutschem, speziell sächsischem Porzellan im
Haag Handel trieb und auf den Haager Kirmessen einen
flotten Stand hatte. Dieser Lyncker hatte wahrscheinlich
auch mehrere deutsche Arbeitskräfte, die in der Herstellung
und Bemalung von Porzellan Erfahrung besaßen, aus
seinem Vaterlande mitgebracht oder hergerufen. Denn in
dem Jahre vor der Eröffnung der Fabrik 1778/79 ließen
sich verschiedene Porzellanarbeiter im Haag nieder, die
vorher in Frankenthal und in Höchst tätig gewesen waren.
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn auf einigen Er-
zeugnissen der Haager Manufaktur die Bemalung und die
Farbengebung an deutsche Vorbilder erinnern. Doch ent-
wickelt im allgemeinen die Haager Fabrik in der Bemalung
die meiste Eigenart und ihren Hauptreiz, während gerade
die Formen oft der Fremde entlehnt oder sogar in der
Fremde hergestellt waren. So gibt es Haager Stücke, die
offenbar in Ansbach fabriziert und im Haag nur bemalt
worden sind, bei denen das A der Ansbacher Fabrikmarke
in den Storch des Haager Merkzeichens verändert worden
ist. In andern Fällen findet sich die Haager Marke,
ebenso wie der Dekor, meistens unter der zweiten Glasur.
Ebenso ist man mit aus Tournai (Doornik) stammenden
Produkten verfahren. Doch sind die Haager Arbeiten nichts
weniger als Plagiate, sie haben im Gegenteil ihren ganz
eigenen Charakter, und die fremden Stücke, die ihnen als
Vorbild oder als Rohmaterial dienten, sind mit feinem Gefühl
in etwas ganz Neues umgewandelt worden, so daß man
hier von einem »Veredelungsverkehr« sprechen kann. Bis
1778/79 beschränkte sich die Tätigkeit der Haager Fabrik
auf das Dekorieren des von auswärts gelieferten weißen
Porzellans; erst von da ab wurde das Porzellan in der
Fabrik selbst hergestellt; von 1784 ab verlegte man sich
wieder ausschließlich auf das Bemalen. In finanzieller
Hinsicht entsprach die Fabrik nicht den Erwartungen, die
man an sie geknüpft hatte. Ob der junge Johann Franz
Lyncker, der 1781 seinem Vater als Leiter der Fabrik
folgte, und der ein echter Industrieritter gewesen zu sein
scheint, seiner Aufgabe nicht gewachsen war oder ob die
Konkurrenz zu groß war, ist nicht bekannt. Fest steht
nur, daß der junge Lyncker in immer größere Zahlungs-
schwierigkeiten geriet, so daß er sich 1789 sogar genötigt
sah, den Haag zu verlassen. Er kehrte dann aber bald
zurück, um noch einmal sein Heil mit der Fabrik zu ver-
suchen. Doch umsonst! Seine Gläubiger ließen ihm keine
Ruhe, und so ging er 1790 zum zweiten- und letztenmal
davon. Damit hat die Haager Manufaktur ein Ende.
Lyncker, der sich nach seiner Verheiratung mit der belgi-
schen Baronesse de Colyn de Beusdaal den Adelstitel
beigelegt hatte und der als Herr von Lyncker den Titel
Landgräflich Hessischer Legationsrat erhalten hatte, kommt
als solcher bis 1812 in Darmstadt vor. Das Haager Por-
zellan, das natürlich hauptsächlich im Haag und in Holland
seine Abnehmer fand, wurde, wie aus notariellen Akten
jener Zeit hervorgeht, auch vielfach nach der Türkei ex-
portiert. Über die finanzielle Geschichte der Fabrik sind
wir jetzt durch reiches archivalisches Material orientiert;
dasselbe war bis vor kurzem völlig unbekannt und ist
erst durch den Vortragenden, Dr. van Gelder, zutage ge-
fördert und durchforscht worden. So wissen wir z. B.
aus den Akten über den Verkauf der Konkursmasse,
welche Preise für die verschiedenen Stücke gezahlt wurden.
Die bedeutendsten Sammlungen Haager Porzellans be-
finden sich im Haag: im Städtischen Museum, das in den
letzten Jahren unter seinem neuen Direktor gerade zahl-
reiche schöne Stücke erworben hat, und beim Baron Dr. jur.
J. A. N. van Zuylen van Nyeveld. Von den wertvollsten
Stücken hatte der Vortragende Zeichnungen in Wasser-
farben im Haag anfertigen lassen, die in der Sitzung die
Runde machten; außerdem wurde der interessante Vortrag
durch eine Menge zum Teil farbiger Lichtbilder erläutert.
— Nach dem Vortrag ließ Professor Dr. J. Six aus
seiner Sammlung einen in Silber gefaßten Krug aus Elfen-
bein sehen, dessen reicher Schnitzarbeit, Darstellungen von
Tritonen und anderen Seegottheiten, Six ein Werk des
wenig bekannten holländischen Bildhauers Tetrode oder
Tetroh erkennen zu müssen glaubt. Tetrode muß zu
seiner Zeit, das heißt in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, sehr berühmt gewesen sein, denn verschiedene
Landgenossen haben sein Hauptwerk, einen Hochaltar
aus Marmor und Alabaster, der in der Alten Kirche in
Delft gestanden hat, in lateinischen Versen als ein Wunder-
werk ersten Ranges besungen. Erhalten geblieben ist von
dieser Herrlichkeit nichts, wie man überhaupt, abgesehen
von einigen Ornamentstichen nach seinen Entwürfen, kein
Werk von der Hand Tetrodes kennt. Six brachte die
Elfenbeinschnitzereien in Zusammenhang mit einem Orna-
mentstich von Jacques de Gheyh nach Tetrode, einem
Rundbild mit mythologischen Figuren, der als Entwurf für