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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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367

Wettbewerbe — Funde — Sammlungen

368

Dr. Haberditzl, einer der letzten Schüler Franz Wick-
hoffs, entstammt dem Kreise Wiener Kunsthistoriker, die aus
dem Institut für österreichische Geschichtsforschung hervor-
gegangen sind. Seine Institutsarbeit über die Siegel der deut-
schen Herrscher vom Interregnum bis Kaiser Sigmund ist im

XXIX. Band der Mitteilungen dieses Instituts veröffentlicht.
In erster Linie beschäftigte sich der Gelehrte bis jetzt mit
der vlämischen Kunst des 17. Jahrhunderts, insbesondere
mit Rubens. Seine Hauptarbeiten : Die Lehrer des Rubens
und Studien über Rubens betitelt, erschienen im XXVII. bzw.

XXX. Band des Jahrbuchs der Kunsthist. Sammlungen des
Ah. Kaiserhauses. Zu erwähnen ist ferner der Artikel:
Anton van Dyck in Thieme-Beckers Künstlerlexikon. Seine
kleineren Funde veröffentlicht H. zumeist in den Graphi-
schen Künsten. Ebenso ist er ein sehr tätiger Mitarbeiter
der Kunstgeschichtlichen Anzeigen. Gegenwärtig ist er
beschäftigt mit der Herausgabe einer Publikation über Holz-
schnitte des 15. Jahrhunderts und mit der Vorbereitung
über eine Herausgabe der sämtlichen Zeichnungen von
Rubens, die er gemeinsam mit Direktor Glück unternimmt.

Die neue Berufung Dr. Haberditzls wurde sowohl vom
Kreise seiner Wiener Fachgenossen als von dem kunst-
verständigen Teil des Publikums wärmstens begrüßt. Man
erwartet von ihm, daß er die wichtigste Aufgabe des Leiters
einer im Entstehen befindlichen Sammlung, die Vermehrung
ihres künstlerischen Bestandes, in einwandfreier Weise
lösen wird. l. v. b.

Die venia legendi für neuere Kunstgeschichte an der
philosophischen Fakultät der Universität Wien erhielten
Dr. Oskar Pollak, Assistent am Istituto austriaco di
studii storici in Rom und Dr. Max Eisler. Ersterer weilt
als Kriegsfreiwilliger in der österreichischen Armee im Felde.

WETTBEWERBE

Der Wettbewerb um die neue Berliner große Markt-
halle ist entschieden. Das Preisgericht hat beschlossen,
den Preis in Höhe von 10000 Mark zu teilen. Die eine
Hälfte wurde dem Berliner Architekten Hermann Jansen
wegen der Gesamtanlage seines Entwurfes zuerkannt, die
andere Hälfte dem Baurat Körte wegen der Durcharbeitung
der technischen Einzelheiten. — Die Berliner große Markt-
halle wird etwa 2l/2 mal so groß wie die jüngst fertig-
gestellte Automobilhalle am Kaiserdamm in Charlottenburg,
die bisher die größte Halle der Welt genannt worden ist.
Die Gesamtkosten des Unternehmens, dessen Plan zum
Teil auf die Münchener große Markthalle zurückzuführen
ist und das in hervorragender Weise dem Binnenschiffahrts-
verkehr mit Hamburg dienen soll, belaufen sich auf 34,2
Millionen Mark.

Einen Wettbewerb für Bildhauer schreibt das
Direktorium der Herrmann-Stiftung (Vorsitzender G. Hein-
sius v. Mayenburg) in Dresden aus. Es handelt sich um
einen plastischen Schmuck für die Vorhalle des Künstler-
hauses in Dresden Albrechtstraße. An dem Preisaus-
schreiben düifen sich nach den Satzungen der Herrmann-
Stiftung alle selbständigen Künstler beteiligen, die das
Königreich Sachsen zu ihrem bleibenden Aufenthalt ge-
macht haben Sächsische Künstler, die sich dauernd oder
vorübergehend außerhalb Sachsens aufhalten, auch fremde
Künstler, die sich nur vorübergehend in Sachsen aufhalten,
ebenso Akademiker und Atelierschüler sowie Gehilfen sind
von der Beteiligung ausgeschlossen. Die Wettbewerbsbe-
dingungen sind vom Sekretariat der Dresdner Kunstge-
nossenschaft zu beziehen. Die Entwürfe sind bis zum
1. Juni 1915 abends 6 Uhr ebendaselbst einzureichen.

FUNDE

Im Besitze Sr. K. Hoheit Erzherzog Leopold Salvators
fand sich ein bisher unbekanntes, 1832 datiertes Gemälde
von Ferdinand Waldmüller, das, obgleich es zu den
schwächeren Arbeiten des Meisters gehört, wegen des dar-
gestellten Gegenstandes allgemeinstes Interesse erweckt.
Es handelt sich um ein Bildnis Sr. Majestät Kaiser
Franz Josephs I. im zweiten Lebensjahre. Der kindliche
Prinz ist mit kriegerischen Utensilien ausgestattet und von
Soldatenspielzeug umgeben. Die Gesellschaft für verviel-
fältigende Kunst ließ durch die Hof- und Staatsdruckerei
eine wohlgelungene farbige Reproduktion des Bildes her-
stellen, deren Ertrag zum Teil dem Witwen- und Waisen-
hilfsfonds zufließt und die sehr großen Absatz findet.

SAMMLUNGEN

Vorgeschichtliche Skulpturen im Berliner Mu-
seum für Völkerkunde. Bereits im Jahre 1912 hat das
Berliner Museum für Völkerkunde eine Reihe prähistorischer
Skulpturen aus der Dordogne erwerben können, die teil-
weise aus den Ausgrabungen des Schweizers Otto Hauser
in Les Eyzies bei Perigueux herrühren, dessen Lebensarbeit
vandalische Hände der Franzosen zu Beginn des jetzigen
Krieges beschädigt haben, da man ihn für einen deutschen
Spion hielt. Andere und zwar hochwichtige Zugänge des
Berliner Museums stammen von den Ausgrabungen des
Dr. Laianne (Bordeaux) in dem Abri (Felsenschutzdach)
von Laussei, 5 km nördlich von Les Eyzies. Ihr Übergang
in deutsche Hände hat seinerzeit in Frankreich großes und
unliebsames Aufsehen erregt, da die Funde von dem Vor-
arbeiter Dr. Laiannes unterschlagen sein sollten (wie Salomon
Reinach in auffälliger Weise in seinem »Repertoire de l'art
quaternaire« betont) und nach Berlin verkauft worden sind.
Da aber ein Pendant des Hauptstückes, von dem noch die
Rede sein wird, im Besitze des Dr. Laianne geblieben ist,
so können sich die Franzosen trösten. Die deutschen Käufer
resp. Vermittler kann aber kein Vorwurf treffen; die aus-
ländischen Verkäufer geben sich als rechtmäßige Erwerber
aus. Wo sollten unsere Museen hinkommen, wenn alle
gesetzmäßig von ihnen erworbenen Ausgrabungsstücke, die
gegen die strengen Ausfuhrverbote aus Griechenland, Italien,
der Türkei und sonst woher heimlich herauskommen, den
Heimatländern zurückgegeben werden müßten, wie die Fran-
zosen in diesem Falle verlangten?

In dem Märzheft der »Amtlichen Berichte aus den König-
lichen Kunstsammlungen« schildert nunmehr Karl Schuch-
hardt, der auch »Die Anfänge der Kunst« in der soeben
erschienenen, von Paul Wolters bearbeiteten 10. Auflage
von Michaelis-Springer »Die Kunst des Altertums« ge-
schrieben hat, die neuerworbenen Stücke künstlerischen
Wandschmucks, die aus Höhlen Südfrankreichs stammen.
In den Felshöhlen und unter vorspringenden Felsdächern
(abris), unter deren Kalkdächern die diluvialen Menschen
hausten und die sich dort in Südfrankreich erhalten haben,
während die an Rhein und Donau, wo gleiche Bevölkerung
wohnte, spärlich sind, fanden sich die in der Aurignaczeit
entstandenen Skulpturen auf heruntergefallenen Blöcken des
Daches. Es ist einmal ein Tierkopf, ein Steinbock, der in
dünnen Linien umrißhaft eingeritzt ist, dann die rückwärtige
Hälfte eines Pferdes in erstaunlich entwickelter Reliefkunst,
die den Tierkörper mit einer breiten und tiefen Furche um-
gibt, die sich von der Steinfläche aus gegen die Kontur
des Körpers scharf hinabböscht. Der Tierkopf stammt aus
derselben Lagerschicht wie das gleichfalls im Berliner Mu-
seum befindliche Skelett eines Urmenschen, des sogenannten
Homo Aurignacensis. Das interessanteste Stück ist das
Flachrelief einer nackten Frauengestalt. (Sie stammt aus
den Laianneschen Ausgrabungen, während die Tierreliefs
 
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