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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0231

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Personalien — Ausstellungen

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kennung dafür. Nie habe ich in fünf Jahren des Zusammen-
arbeitens aus seinem Munde ein ungerechtes oder vor-
schnelles Urteil über das Schaffen der Jugend vernommen;
wieviel feine und verstehende Worte dagegen. Und da
sein Name in der Umgebung, in der er seit so vielen
Jahren lebte, die größte Autorität genoß, hat er mehr als
ein anderer getan, die künstlerischen Bestrebungen der
Gegenwart in Kassel zu fördern. Sein Tod bedeutet für
das Kunstleben in der Hauptstadt des Hessenlandes einen
sehr schweren Verlust. Oeorg Gronau.

Am 7. März fiel — 37 Jahre alt — in Nordfrankreich
der Münchner Maler Nikolaus Schtnid - Dietenheim,
nachdem er den Feldzug von Anfang an, und zwar als
Unteroffizier eines Landwehrregiments, mitgemacht und
sich das Bayerische Militärverdienstkreuz mit\ Schwertern
erworben hatte. Schmid-Dietenheim war seit Jahren Mit-
glied der Münchner Luitpoldgruppe und stellte seine meist
in Tempera gemalten Landschaften alljährlich im Glas-
palast innerhalb dieser Gruppe aus. Seine Motive ent-
lehnte er in erster Linie dem Chiemgau, dann dem Hoch-
gebirge, und vor allem waren es Schneelandschaften, die
ihn immer wieder reizten, und die er mit einer starken
persönlichen Note wiedergab. Auch eine größere Anzahl
trefflicher Radierungen hat er geschaffen.

Dr. H. ffaymann-Kreuzlmgen (Schweiz).

Mit Hans Gsell (geb. in Hagenau am 19. Febr. 1884),
welcher am 30. April bei Savonnieres den Heldentod ge-
storben ist, verliert die elsässische Kunst einen ihrer fähigsten
jüngeren Bildhauer, dessen Bedeutung über die Grenzen
seiner engeren Heimat hinausragte. Seine künstlerische
Ausbildung empfing er an den Akademien in Dresden,
Karlsruhe und München. Hier war er zuletzt Schüler von
H. Zügel, bis er die Malerei mit der Bildhauerei vertauschte.
Sein hauptsächliches Interesse wandte sich der Darstellung
des Tieres zu. Zahlreiche Tierplastiken haben auf den
verschiedenen deutschen Kunstausstellungen allgemeine
Anerkennung gefunden. Sie sind zum Teil in Majolika,
zum Teil in Bronze ausgeführt. Es seien unter diesen
hervorgehoben: junger Tiger (1908), sitzender Kater (1909),
Edelfalke (Bronze, 1908), liegende Löwin (Architekturrelief
in Bronze, 1911/12) junger Löwe (Bronze, 1913). Werke
von seiner Hand befinden sich in verschiedenem Privat-
besitz, sowie in der Kunsthalle zu Mannheim und im
Straßburger Museum. k.

PERSONALIEN
Zu Mitgliedern des Akademischen Rates der
Dresdner Kunstakademie wurden ernannt: der Maler
Prof. Robert Sterl, der als Nachfolger Gotthardt Kuehls
zum Vorsteher eines akademischen Meisterateliers ernannt
wurde, ferner Prof. Dr. Herrmann, als Nachfolger Georg
Treus Direktor der Kgl. Skulpturensammlungen, und end-
lich Geh. Hofrat Prof. Max Klinger in Leipzig. Dies ist
ein besonderes Ereignis, weil bisher nur Dresdner Künstler
und zwar nur Lehrer an der Kunstakademie sowie einige
Kunstgelehrte Mitglieder des Akademischen Rates waren.
Da aber der Akademische Rat in allen staatlichen Kunst-
angelegenheiten Sachsens mitzuraten hat, so ist es im
Grunde nur gerecht, daß auch hervorragende Künstler aus
anderen Orten Sachsens ihm angehören. Dazu ist Klingers
Ernennung der erste Schritt. — Außer den Mitgliedern des
Akademischen Rates gibt es noch Mitglieder der Akademie,
darunter Geh. Rat Prof. Dr. Karl Wörmann, Maler Geh. Rat
Prof. Herrmann Prell, Bildhauer Prof. Hans Hartmann und
Prof. Peter Pöppelmann, endlich einige Ehrenmitglieder,
darunter Maler Geh. Hofrat Prof. Paul Kießling in Dresden.
Dazu kommen eine Reihe auswärtiger Künstler.

Der Maler Franz Hoffmann-Fallersleben beging am
19. Mai seinen 60. Geburtstag. Als Sohn des Dichters von
»Deutschland, Deutschland über alles« wurde er in Weimar
geboren. Seine Jugend verlebte er in der Abtei Corvey,
wohin sein Vater als Bibliothekar des Herzogs von Ratibor
berufen worden war. Hoffmann-Fallerlebens Darstellungen
deutscher Schlösser und seine Landschaften sind von vielen
Ausstellungen ja bekannt. Die Kunsthandlung Amsler &
Ruthardt in Berlin zeigt jetzt, um den Jubilar zu ehren,
eine Anzahl seiner Radierungen und Zeichnungen, die die
gleichen Themen wie seine Bilder variieren.

Prof. Dr. Gustav Pazaurek vollendete am 21. Mai
sein 50. Lebensjahr. Er ist in Prag geboren und hat dort
auch seine Studien vollendet. 1892 wurde er zum Direktor
des Nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg
ernannt, 1905 mit der Leitung des Kgl. Württembergischen
Landesgewerbemuseums in Stuttgart betraut. Durch sein
Museum der »Gegenbeispiele«, die Schreckenskammer
moderner Geschmacklosigkeiten, die er in Stuttgart ein-
richtete, machte er seinen Namen auch in weiteren Kreisen
bekannt. Sein Buch »Vom guten und schlechten Geschmack«
verfolgte literarisch die gleichen Absichten wie diese Samm-
lung. Wissenschaftlich hat Pazaurek sich insbesondere um
die Kenntnis des Glases verdient gemacht. Seine Arbeiten
auf diesem Gebiete sind bekannt. Andere Schriften be-
schäftigen sich mit Söreta, dem Kunstfreunde Grafen Sporck,
den Schlössern Nachod und Friedland und einer Geschichte
des Nordböhmischen Gewerbemuseums.

Der Kupferstecher Wilhelm F. Grohmann, der sich
in den Berliner Künstlerkreisen großer Popularität erfreut,
feierte am 20. Mai seinen achtzigsten Geburtstag. Seit vielen
Jahren ist er Bibliothekar der Königlichen Akademie der
Künste und der Hochschule für bildende Künste. Er ist
der Sohn eines Universitätsbeamten, kam 1850 auf die Vor-
schule der Akademie und war dann bis 1856 Schüler der
Akademie selbst. Seine Radierungen und Stiche sind zu-
meist in Roulettemanier gehalten. Auch als Sammler hat
sich Grohmann betätigt, besonders auf dem Gebiete des
Kupferstichs und der Lithographie.

Das 60. Lebensjahr vollendete am 23. Mai der Lehrer
für Landschaftsmalerei an der Königsberger Kunstakademie,
Professor Olaf Jernberg. Der im Jahre 1855 in Düsseldorf
geborene Künstler erhielt seine erste künstlerische Ausbildung
in seiner Vaterstadt und ließ sich nach einer Studienreise im
Ausland für längere Zeit in Paris nieder. Später wirkte er
an der Kunstakademie seiner Heimatstadt und wurde dann
im Jahre 1901 nach Königsberg berufen. Von seinen Bildern
befindet sich »Zur Erntezeit« in der Berliner Nationalgalerie
(radiert von H.Struck in der »Zeitschrift für bild. Kunst« 1901).

AUSSTELLUNGEN
Berliner Ausstellungen. Mit dem Frühjahrsbeginn
belebt sich wie alljährlich so auch in dieser Kriegszeit das
Berliner Ausslellungsleben. Die großen Ausstellungen
fehlen oder bereiten doch in veränderter Form ihre Er-
öffnung vor. So werden andere Verkaufsgelegenheiten ge-
sucht. In einem kleinen Laden der Tauentzienstraße sollen
vierzehntägig wechselnde Ausstellungen geboten werden.
Kleine Preise sollen die Kauflust des Publikums locken.
Der Gedanke ist gut. Aber die Durchführung verspricht
nicht eben reichen Erfolg. Ein geschickter Händler ist
kaum entbehrlich als Vermittler zwischen Künstlern und
Publikum. Eine Ausstellung mit reichhaltigem Programm
in so kleinem Rahmen ist ein Ding der Unmöglichkeit,
und andererseits gehört zu einem Laden, in dem man Kunst-
werke verkaufen will, mehr als nur vier Wände, an denen
Bilder hängen.
 
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