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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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503

Literatur

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treten, so sieht man für das Barock mehr das, was fehlt,
als das Vorhandene, und kann sich nicht verhehlen, daß
es so gut wie ausgeschlossen erscheint, hier noch jetzt
etwas jener Vertretung der Frühzeit einigermaßen Gleich-
wertiges zu schaffen.

Diese Bestände nun, die für das italienische Quattro-
cento die hauptsächlichsten Typen inlehrreicherGeschlossen-
heit vorführen, werden der wissenschaftlichen Forschung
durch die beiden vorliegenden Bände erschlossen. Mit Stolz
darf man in dieser Zeit hervorheben, daß keine öffentliche
Sammlung des Auslandes, sei es in England, Frankreich
oder Italien, eine Veröffentlichung aufzuweisen hat, die sich
damit vergleichen läßt. Nicht nur ist jeder Gegenstand in
knappster Fassung beschrieben und mit allen notwendigen
Angaben (auch bezüglich der Erhaltung) versehen: beson-
ders wichtig erscheint, daß in kleinen gedruckten Anmer-
kungen die bekannten anderen Exemplare angeführt und
etwaige literarische Erwähnungen angemerkt sind, was frei-
lich erst durch die beiden Monumentalwerke über italienische
Skulptur, die Bodes Namen tragen, möglich gemacht wor-
den ist.

Wenn wir auf dem Gebiet der Malerei eine gewisse
Ubereinstimmung in den Hauptfragen und eine annähernde
Sicherheit in den Zuschreibungen erlangt haben, so liegen
die Dinge auf dem Gebiet der Plastik, namentlich der Klein-
plastik, nicht annähernd so günstig. Schon darum nicht,
weil die Zahl an dokumentarisch oder inschriftlich gesicherten
Arbeiten im Verhältnis zu dem Erhaltenen ungleich geringer
ist. Unsere Kenntnis einzelner Persönlichkeiten reicht
teilweise in die jüngste Vergangenheit hinunter; Namen
wie Francesco da Sant'Agata oder Maffeo Olivieri sind uns
erst seit kurzem vertraut geworden. Daher ist es erklärlich,
daß die Gruppen viel weiter gefaßt werden, daß mehr mit
Sammelnamen operiert wird, als dies etwa bei der gleich-
zeitigen Malerei der Fall zu sein braucht. Entgegen der
Ansicht eines Kritikers betrachte ich die Vorsicht, die man
bei der Zuschreibung hat walten lassen, als einen Vorzug;
ein falsch angewandter Name hat leicht Verwirrung im Ge-
folge, und das Eingeständnis, daß man vor der Hand nicht
mehr weiß, als Richtung und Epoche, will mir um so lobens-
werter erscheinen, als das Gegenteil in unserem Fache so
viel häufiger zu beobachten ist — nicht zu dessen wissen-
schaftlichem Ansehen.

Ich darf es mir daher ersparen, eine Kritik im ein-
zelnen zu üben, zudem eine solche nur, von größerem Ab-
bildungsmaterial begleitet, für Dritte Wert haben könnte,
und um so mehr, als niemand besser, wie die beiden Heraus-
geber, weiß, an welchen Stellen noch weiter zu kommen
ist. Nur einen schlüssig beweisbaren Irrtum will ich hier
richtig stellen: das S. 159 abgebildete Bildnis (Nr. 378) stellt
nicht den Herzog von Urbino aus dem Haus della Rovere
dar, dessen kühne Hakennase man aus Tizians Bildnis kennt;
vielmehr sicher einen Medicaeer, entweder Lorenzo, den
Herzog von Urbino, oder den Florentiner Herzog Alessandro.
Sie zeigt ganz unverkennbar die außergewöhnlich lange
und spitze Nase, die auch einem dritten Medicaeer, Papst
Clemens VII., eigen war (vgl. die Medaillen bei Fabriczy
Abb. 113, 115, 118). Bei Nr. 106 der Bronzen — Simson-
gruppe — ist mir nicht klar, warum man nicht die nahe-
liegendste Zuschreibung, nämlich an Daniele da Volterra,
gewählt hat, da doch dessen Zeichnungen und seine weit-
gehende Beschäftigung mit dem Bronzeguß auf ihn hinführen.

Bei Nr. 36, dem Marsyas, wäre der Hinweis auf das Vor-
kommen dieser Bronze auf einem der Fresken in der Scuola
del Carmine in Padua (vgl. jetzt L'Arte, XVIII, 1915, S. 145)
um so wünschenswerter gewesen, als man hier über die
gelegentliche Verwendung der Kleinbronzen einen Auf-
schluß erhält. — Bemerken will ich endlich, daß im Bronzen-
katalog die Abbildung Nr. 251 (angeblich auf T. 63) nicht
zu finden ist.

Womit man sich bei der Publikation der Marmorskulp-
turen am wenigsten wird einverstanden erklären können,
ist die durch die Einordnung der Abbildungen in den Text
bedingte Satzform. Gewiß hat auch die Vereinigung der
Abbildungen auf Tafeln, wie sie für den Band über die
Bronzen gewählt ist, kleine Nachteile: man muß stets
blättern, zumal die Folge der Abbildungen nicht mit der
Nummernfolge parallel läuft. Aber der Obelstand ist dort
gering im Verhältnis zu der zeitweisen Verwirrung, die durch
die Textabbildungen hervorgerufen wird, besonders weil
man die Katalognummern in fetter Schrift und die Ab-
bildungsnummern in Petitschrift an den Rand gerückt hat.
Da nun der Satz sich nach der Abbildung richten muß,
weiß man manchmal nicht, wo man die Fortsetzung des
Textes zu suchen hat. Ich verweise als besonders kom-
pliziert auf S. 86 und S. 90. Hier wäre etwas weniger
Rücksichtnahme auf das ästhetisch beste Satzbild im Inter-
esse der Vereinfachung für den Benutzer entschieden vor-
zuziehen und Einzelabbildungen, anstatt in die Mitte, besser
rechts oder links an den Rand zu stellen, die Nummern
aber unbedingt einzurücken. Onnau.

Dr. Hans Lehner, Provinzialmuseum in Bonn. Führer
durch die antike Abteilung. Mit 32 Tafeln. Bonn, 1915.
Kommissionsverlag von Friedrich Cohen. Preis 2 M.
238 Seiten und 32 Tafeln.
Nach dem trefflichen Katalog der mittelalterlichen und
neueren Schätze des Bonner Provinzialmuseums, der Walter
Cohen verdankt wird, gibt jetzt der Direktor der Sammlung
einen nicht minder vorzüglichen Führer durch die antike
Abteilung heraus. Durch die kulturhistorischen Einleitungen,
die den einzelnen Denkmälergruppen vorangestellt sind,
wird dieser Wegweiser zu einem für Studierende und für
jeden Altertums- und Kunstfreund wertvollen Grundriß der
rheinischen Altertumskunde. Reichliche Literaturnachweise
erhöhen noch den Wert des Buches, das auch dem gelehrten
Spezialforscher willkommen sein wird. b.

Arthur Hanke, Ein Gang durch das Städelsche Kunst-
institut in Frankfurt am Main. Frankfurt, Verlag von
Moritz Diesterweg, 1915. 210 Seiten 8°. Geheftet M. 2.80.
Das Büchlein ist ein populärer Führer, der das Ver-
ständnis der Bilder und ihrer Meister erleichtern soll. Die
Darstellung ist knapp, aber sie vermeidet den trockenen
Führerton nach Möglichkeit. b.

Dr. Erwin Rosenthal in München hat ein Verzeichnis
aller Schriften von Max Lehrs zusammengestellt und
im Verlage von Carl Kuhn in München erscheinen lassen.
Das mit großer Sorgfalt gearbeitete und mit Geschmack
gedruckte Heft läßt die reiche Schaffensfrucht von Lehrs
überblicken. Besonderes Vergnügen hat es uns bereitet,
aus dem Büchlein zu ersehen, daß die erste literarische
Äußerung von Lehrs, ebenso wie seine derzeit letzte, in
unserer »Zeitschrift für bildende Kunst« niedergelegt ist.

Inhalt: Oskar Pollak t. Von Hans Tietze. — Personalien. — Wettbewerb für Skizzen einer österreichischen Völker- und Ruhmeshalle. — Der
Krieg und das Kunsthistorische Institut in Florenz. — Ausstellungen in Wien und Hamburg. — Neubau für die neuzeitliche Abteilung der
Kgl. Gemäldegalerie in Dresden ; Leipziger Museum für Völkerkunde; Stiftung an das Stettiner Museum; Vermächtnis an die Antikensammlung
des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien. — Evangelistenbilder des Giovanni di Paolo; Schätze des Musee Alaoui zu El Bardo bei Tunis.
— Standbild des »Kölner Bauern in Eisen« in Köln enthüllt; Gegen die Krieger-Gedenksteine. — Vermischtes. — Literatur.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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