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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Personalien

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taktvollen Restaurators waren allgemein bekannt. In Kreisen
der Wiener Kunstfreunde wird der Tod des vornehm gesinn-
ten und stets liebenswürdigen Mannes aufrichtig betrauert.

Dr. Karl Adrian f. Am 20. Juli verstarb in Dresden
der junge hoffnungsvolle Kunsthistoriker Dr. Karl Adrian.
Sein Tod bedeutet für das Dresdener Kunstleben, um
dessen Stärkung sich Adrian durch Vorträge mannigfach
bemüht hat, einen betrübenden Verlust; und seine Freunde,
die zu beurteilen vermögen, welche Kräfte in dem Ver-
storbenen noch schlummerten, beklagen den Tod eines
zukunftsreichen Kunsthistorikers, der sich der Ergründung
allgemeiner künstlerischer Probleme mit Erfolg widmete.
Ein zurückgelassenes Werk, »Form und Weltanschauung«,
das nach Beendigung des Krieges erscheinen soll, wird
dafür zeugen.

Baron Nikolaus Wrangel, ein geschätzter und auch
in Deutschland wohlbekannter russischer Kunsthistoriker,
ist in Warschau, wo er als russischer Vertreter des roten
Kreuzes tätig war, 35 jährig gestorben. Besonders bekannt
wurde sein Name als Veranstalter mehrerer interessanter
kunsthistorischer Ausstellungen in Petersburg und als einer
der Leiter der Zeitschrift »Starye Gody«; auch für den
Schutz der russischen Kunstdenkmäler hat Baron Wrangel
viel getan.

August Flockemann f. In Radebeul bei Dresden ist
am 17. Juli der Bildhauer August Flockemann gestorben.
Er war am 6. April 1849 in Hiddersdorf (Hannover) als
Sohn eines Landmanns geboren. Er erlernte zuerst die
Tischlerei, ging dann zur Holzbildhauerei über und wurde
weiter Schüler von Friedrich Eggers in Berlin, sodann von
Johannes Schilling in Dresden. Werke von ihm: eine
Iphigenie, eine gefesselte Psyche, anmutige Statuetten,
Maiblümchen, Rose, Veilchen, Grabdenkmäler, Büsten usw.

Bei den Kämpfen an den Dardanellen fiel nach einer
Meldung französischer Blätter der bekannte Archäologe
Gabriel Leroux, Professor an der Universität Bordeaux.

Albert Schickedanz. Am 11. Juli starb in Budapest
der Architekt Albert Schickedanz und wurde in einem von
der Hauptstadt gespendeten Ehrengrabe beigesetzt. Sein
Name wird in einigen, im klassizistischen Stile ausgeführten
Monumentalbauten, die Budapest zur Zierde gereichen,
fortleben. Er war ein echter Künstler, jeder Äußerlichkeit
abhold. Ungarn betrauert in dem Dahingegangenen nicht
nur einen schaffenden Meister von schöpferischem Geist,
sondern auch einen Mann von tiefer, gründlicher Bildung,
gepaart mit edler Seelengesinnung. Er wurde 1846 zu Biala
in Galizien geboren. Sein Vater, der Sproß einer alten ein-
gewanderten sächsischen Familie, ließ sich in Kesmärk in
Oberungarn nieder und veranlaßte den Sohn, seine Studien
im Auslande zu absolvieren: an der Hochschule in Karls-
ruhe und hernach bei Tietz in Wien. Von 1868 ab arbeitete
Schickedanz während etwa zehn Jahren in der Baukanzlei
des damals ersten Architekten in Budapest, Nicolaus Ybl.
Sodann wurde er Professor an der Kunstgewerbeschule,
wo er auf die heranwachsende studierende Jugend von her-
vorragendem Einflüsse war. 1894 eröffnete er im Verein
mit Ph. Herzog eine eigene Baukanzlei und entwickelte
auch auf praktischem Gebiete eine regere Tätigkeit. Seine
erste selbständige Arbeit war der Entwurf für das Mauso-
leum des Freiheitshelden Ludwig Batthäny im Kerepeser
Friedhof in Budapest (1869), sodann folgten die Sockelent-
würfe für die Denkmäler von Franz Dedk und Johann Arany,
für die Freiheitsstatue in Arad und für das Honveddenkmal
in Ofen. Gelegentlich des Millenniumsjahres (1896), also an-
läßlich der Feier des tausendjährigen Bestehens von Ungarn,
bot sich für den Künstler reichliche Gelegenheit, sein Talent

vollauf zu entfalten. Jedem Besucher von Budapest dürfte
jener großangelegte Platz im Stadtwäldchen in Erinnerung
sein, welcher den Abschluß der Andrässystraße bildet. Hier
schuf Schickedanz eine in sich geschlossene harmonische
Trilogie von Werken: in der Mitte das Millenniumsdenkmal
(mit Skulpturen von Georg Zala usw.), rechts davon das
Künstlerhaus, links das Museum der bildenden Künste mit
seiner imposanten Front (drei, durch Säulen miteinander
verbundene Tempelbauten). Nach Vollendung dieser großen
Bauten zog sich Schickedanz 1904 von der öffentlichen Tätig-
keit zurück, beschäftigte sich aber auch dann noch mit künst-
lerischen Entwürfen. Er betätigte sich mit Erfolg auch als
Maler und stellte seine in Mußestunden gemalten Bilder
im Künstlerhause aus. So entstand u.a. sein feinempfundenes
Selbstbildnis, welches der ungarische Staat ankaufte. Es
hat im Museum der bildenden Künste einen würdigen Platz
gefunden — also in jenem Bau, in welchem er sein ganzes
Wissen und Können zum Ausdruck gebracht hat.

G. v. Tcrey.

Mit Ehrenfried Hessel, der auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz gefallen ist, verliert Berlin einen der wenigen
hoffnungsvollen jüngeren Baukünstler. Die Synagoge in
der Fasanenstraße bewies eine sichere Hand und ein tüch-
tiges Können. Sie zeigte, daß hier ein Talent war, von dem
man mehr noch erwarten durfte als die bestenfalls geschmack-
vollen Leistungen im üblichen Häuserbau. Gestaltungs-
kraft, die auch vor größeren Aufgaben nicht versagt, ist
wenigen gegeben. Hessel war ein echtes Talent. Das
Schicksal bestimmte es nicht zur Vollendung.

PERSONALIEN
Professor German Bestelmeyer hat den Ruf an die

Berliner Akademie der Kunst angenommen und wird vom
1. Oktober ab das seit vier Jahren verwaiste Meisteratelier
Johannes Otzens übernehmen. Damit ist eine seit langem
schwebende Frage, die zu allerlei Erörterungen Anlaß gab,
erledigt worden, und das Weiterbestehen des Meisterateliers
ist für die nächste Zukunft gesichert. Die ähnlichen Dis-
kussionen, die sich erst vor einem Jahre in Dresden um
das entsprechende Atelier der sächsischen Kunstakademie
drehten, sind noch in so guter Erinnerung, daß die Fragen
hier nicht aufs neue aufgerollt werden sollen, um so mehr
als sie ja an anderer Stelle unserer heutigen Nummer berührt
werden. Durch die äußeren Schwierigkeiten und Kämpfe,
die Bestelmeyer in Dresden zu bestehen hatte, wurde
sein Name in weiteren Kreisen bekannt. Als Architekt
ist Bestelmeyer, der am 8. Juni 1874 in Nürnberg
geboren wurde, bisher nur einmal in den Vordergrund
getreten, mit dem sehr geschickten und geschmackvollen
Umbau der Münchener Universität, den er 1906 begann.
1911 erbaute er die deutsche Kunsthalle auf der Internatio-
nalen Ausstellung in Rom. 1910 wurde er ordentlicher Pro-
fessor an der Technischen Hochschule zu Dresden, am 1. Ok-
tober 1911 übernahm er als Wallots Nachfolger die Leitung
des Ateliers für Architektur an der dortigen Akademie.
Man darf gespannt sein auf die Werke, die nun diese un-
gewöhnlich rasche und glänzende Laufbahn rechtfertigen
sollen, nachdem Bestelmeyer einen wohl dauernden
Wirkungskreis gefunden hat. Platz genug ist in Berlin für
einen wahrhaft schaffenden Baukünstler.

Ludwig Dettmann beging am 25. Juli seinen 50. Ge-
burtstag. Der Name des Künstlers war nie mehr genannt
worden als gerade in diesem Kriegsjahre, das ihm bei der
Ausstellung seiner Zeichnungen vom östlichen Kriegsschau-
platz den großen äußeren Erfolg gebracht hatte. Wir haben
seinerzeit, als die Arbeiten in der Berliner Akademie ge-
zeigt wurden, zu ihnen Stellung genommen, und die andere
 
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