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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0164

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Stadt und ihrer Einwohner jede irgendwie kostspielige Maß-
nahme aus und zwingt das Bessere da zurückzustellen, wo
es mit irgendwie erheblichen Mehrkosten verknüpft ist.

Nicht viel anders liegt es auf dem platten Lande. Auch
hier muß neben wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit äußerste
Sparsamkeit die oberste Richtschnur sein, die es freilich
nicht zu verhindern braucht, nach dem Auge wohlgefälligen
und sich dem Landschaftsbilde anpassenden Formen zu
streben. Der Krebsschaden des ganzen ländlichen und
kleinstädtischen Bauwesens hat freilich bis vor kurzem we-
niger in der Häßlichkeit der Bauformen als in der wirt-
schaftlichen Unzweckmäßigkeit der Bauten gelegen, welche
durch die Unzuverlässigkeit und Unkenntnis vieler kleinerer
Bauunternehmer, die Sachunkunde der Bauherren, das
mangelhafte Funktionieren der ländlichen und kleinstädti-
schen Baupolizeibehörden und das Fehlen jeder wirksamen
Beratung bei der Aufstellung und Durchführung des Bau-

planes bedingt war. Die von Jahr zu Jahr umfangreicher
werdende Tätigkeit der vor fünf Jahren ins Leben gerufenen
Bauberatungsstelle der Landwirtschaftskammer und das Ein-
greifen der Landesversicherungsanstalt, welche bei den von
ihr beliehenen Wohnhausbauten auf verständige Ausge-
staltung hingewirkt hat, haben in den letzten Jahren in dem
ländlichen Bauwesen erhebliche Fortschritte erzielt. In ein-
zelnen Kreisstädten sind in allerletzter Zeit auch Bau-
beratungsstellen für Stadt und Land eingerichtet, die aber
noch zu neu sind, um sichtbare Erfolge zu zeitigen.

Aus alledem folgt, daß die in Frage kommenden bau-
künstlerischen Aufgaben verhältnismäßig bescheidene sind,
daß es sich dabei zum großen Teil darum handelt, das
Häßliche und Unvernünftige zu vermeiden und durch ge-
eigneten Materialbezug wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.

Die Neueinteilung des Baubodens und des Straßen-
netzes, die in Gegenden mit stark steigender Bevölkerung

Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVI. H. 8

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