Von einer leisen Salire durchzogen isl auch der schmale, knrzlich erschienene
Novellenband „Nkarren", in dessen Milte die über ihre Geschwister hinaus-
ragendc lragische Novelle „Ein Besuch" des Dichkers eminenle Gestalkungs-
kraft aus engstem Raume voll enlsallet zeigk. Es ist die Geschichte eines
klcinen harmloscn Beamlen, der in crolischcm Versolgnngswahn irre wird und
ans der Anstall in unbewachlcn Neinulen ausbrichk, nm noch einmal für Slun-
den in seinem Heim zu sein, bis die Jrrenwärler den Dahindämmernden lvic-
der in seine Zelle zurücksühren. Das ist packend; und in wenigen Seilen ist
cin seltsamcs Schicksal bis in seincn lehlen Grund cnlschleicrl.
So weil gehl bis heule der Weg dieses Dichkers. Jn einigen mächligen Büchern
und zwei kleinercn Nebenwerken ragk die Gestall eincr im Erkennen unbeirr-
barcn, im Gemül unendlich reichen und lief geistigen Nakur anf. Uud er,
Frank Thieß, den Goll so übervoll begnadele, er begnadel diejenigen, die dem
Kern seines Wcscns und Werkes verwandl sind odcr werden wollen: daß sie
wiederum dic hohe Allmachk in ihrcm Innern fühlcn nnd fchanen.
Wissenschaft llnd Franensrage
Von Gabricle Reuler
O^or kurzem erschiencn zwei Bücher, die, scheinbar den gleichen Gegenstand:
'^-^das Mullerrechl dcr Nrzeilen, behandclnd, von einem so gegensätzlichen
Geiste erfüllk sind, daß es sich als nolwendig crweisen dürfle, sich näher mil
diesem Gegensatz zu befchäfligcn. Es handell sich um „Das Rätsel dcr Mnl-
lerrechtsgesellfchafl" von Paul Krifchc (unler Milarbeil von Maria Krischc),
München bci Georg Müller, und: „Fraucnfrage und Fennnismus" von K
A. Wiclh-Knudsen, Franckhfche Verlagsbuchhandlung, Skullgarl, aus dem
Dänischen übersetzl von O. Schönmann, bearbeilel von Fr. Wenker.
Als zum Ende des ig. Jahrhunderls die Frauen in DeuLschland dcn Kampf
um Gleichberechligung mil den Männern encrgifch zu führen begannen, mußle
sie das geniale Lebenswerk von Bachofen über das Mullerrechl in der Vorzeil
sowie über llrreligion und anlike Symbole aufs lebhaftefte befchäfligen. Sahen
sie doch in seiner Darftellung des Muklerrechks in der prähiftorifchen Ent-
wicklungsftufe dcr Menfchhcil eine ewige Rechlferligung ihrer Beftrcbungeu.
Es halle einmal Frauenftaalen gegeben — die Frauen haltcn die erfte primi-
live Kulkur in dcn Gerälen hes Ackerbaus, des HaushalLs gefchasfen; aus
ihrer eigenen Mutlerfchafl ftieg ahnungsvoll das erfte Gölkliche — die llr-
oder Allmukker empor. Jene in unbestimmlen llmrisscn auflauchendcn Peri-
oden erfchicnen mik ihren cinfachen Gemcinfchafksformcn faft wie ein Paradies
— ein goldenes Zeitaller. Doch Bachofen wurde in scinen Offenbarungeu von
der KaLhederwissenschafk abgelehnk — faft vcrgessen. Die ncucn, fchönen Auf-
lagen seiner Werke, von Bäumler uud Schröler (Beck), sowie von Carl
Albrechl Bernoulli (Reclam) bearbeilel, krikisch gesichlel und zusammengezogen,
habcn den Basler Forscher wiedcr in den MiLlelpunkk des allgemeinen Jn-
leresses gerückl. An diese Neubelebung knüpfl Paul Krifchc scin Buch, das
er befcheiden nennt: „Eine Skndie über die Frühepoche der Leiftung und Gel
lnng des Weibes."
Novellenband „Nkarren", in dessen Milte die über ihre Geschwister hinaus-
ragendc lragische Novelle „Ein Besuch" des Dichkers eminenle Gestalkungs-
kraft aus engstem Raume voll enlsallet zeigk. Es ist die Geschichte eines
klcinen harmloscn Beamlen, der in crolischcm Versolgnngswahn irre wird und
ans der Anstall in unbewachlcn Neinulen ausbrichk, nm noch einmal für Slun-
den in seinem Heim zu sein, bis die Jrrenwärler den Dahindämmernden lvic-
der in seine Zelle zurücksühren. Das ist packend; und in wenigen Seilen ist
cin seltsamcs Schicksal bis in seincn lehlen Grund cnlschleicrl.
So weil gehl bis heule der Weg dieses Dichkers. Jn einigen mächligen Büchern
und zwei kleinercn Nebenwerken ragk die Gestall eincr im Erkennen unbeirr-
barcn, im Gemül unendlich reichen und lief geistigen Nakur anf. Uud er,
Frank Thieß, den Goll so übervoll begnadele, er begnadel diejenigen, die dem
Kern seines Wcscns und Werkes verwandl sind odcr werden wollen: daß sie
wiederum dic hohe Allmachk in ihrcm Innern fühlcn nnd fchanen.
Wissenschaft llnd Franensrage
Von Gabricle Reuler
O^or kurzem erschiencn zwei Bücher, die, scheinbar den gleichen Gegenstand:
'^-^das Mullerrechl dcr Nrzeilen, behandclnd, von einem so gegensätzlichen
Geiste erfüllk sind, daß es sich als nolwendig crweisen dürfle, sich näher mil
diesem Gegensatz zu befchäfligcn. Es handell sich um „Das Rätsel dcr Mnl-
lerrechtsgesellfchafl" von Paul Krifchc (unler Milarbeil von Maria Krischc),
München bci Georg Müller, und: „Fraucnfrage und Fennnismus" von K
A. Wiclh-Knudsen, Franckhfche Verlagsbuchhandlung, Skullgarl, aus dem
Dänischen übersetzl von O. Schönmann, bearbeilel von Fr. Wenker.
Als zum Ende des ig. Jahrhunderls die Frauen in DeuLschland dcn Kampf
um Gleichberechligung mil den Männern encrgifch zu führen begannen, mußle
sie das geniale Lebenswerk von Bachofen über das Mullerrechl in der Vorzeil
sowie über llrreligion und anlike Symbole aufs lebhaftefte befchäfligen. Sahen
sie doch in seiner Darftellung des Muklerrechks in der prähiftorifchen Ent-
wicklungsftufe dcr Menfchhcil eine ewige Rechlferligung ihrer Beftrcbungeu.
Es halle einmal Frauenftaalen gegeben — die Frauen haltcn die erfte primi-
live Kulkur in dcn Gerälen hes Ackerbaus, des HaushalLs gefchasfen; aus
ihrer eigenen Mutlerfchafl ftieg ahnungsvoll das erfte Gölkliche — die llr-
oder Allmukker empor. Jene in unbestimmlen llmrisscn auflauchendcn Peri-
oden erfchicnen mik ihren cinfachen Gemcinfchafksformcn faft wie ein Paradies
— ein goldenes Zeitaller. Doch Bachofen wurde in scinen Offenbarungeu von
der KaLhederwissenschafk abgelehnk — faft vcrgessen. Die ncucn, fchönen Auf-
lagen seiner Werke, von Bäumler uud Schröler (Beck), sowie von Carl
Albrechl Bernoulli (Reclam) bearbeilel, krikisch gesichlel und zusammengezogen,
habcn den Basler Forscher wiedcr in den MiLlelpunkk des allgemeinen Jn-
leresses gerückl. An diese Neubelebung knüpfl Paul Krifchc scin Buch, das
er befcheiden nennt: „Eine Skndie über die Frühepoche der Leiftung und Gel
lnng des Weibes."