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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 9 (Juniheft 1928)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0241

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Silber und das milde Zinn! Hier etwas
Zurückhaltendes, Gedämpftes, Borneh-
mes. Em Unterschied, wie behaglicher
Feicrabend und gepflegtes Festefeiern.
— Was soll bei alledem noch ein Orna-
menk? Es könnte nur stören, wie ein
Fremder, der sich in eine geschlossene Ge-
sellschafk drängt, deren Geist und Sprache
er nicht versteht.

Die Schönheik deö Einfachen, Schlichten,
Treuherzigen wie des Gediegenen und Er-
wählten künden uns diesc Metallarbeiten.
Man läßt immer wieder das 2luge über
sie hingleiten, und man wird allmählich
oerstehen, daß ein solches Stück einen
Tisch zieren, den Besitzer beglücken kann.
Daß auch schon in der Serienherstellung
solchc Formenschönheit erreicht wird, ist
ein erfreuliches Zeichen, wie erste deutsche
Firmen mit dem Qualitätsgedanken Ernst
machen und wie sich Künstler von Ruf
solchen Aufgaben mit Erfolg widmen. —
Für Kultur solcher 2lrt treken seit Jahren
der Werkbund und Münchener Bund ein;
sie sind die Nachfolger der früheren
Kunstgewerbeoereine, die da und dort
auch allmählich in solchem Sinne sich oer-
jüngen, obwohl sie immer mehr zu Ver-
kaufsstellen und Pflegestätten handwerk-
licher Kleinarbeit werdcn, nur zaghaft
sich zur heukigcn Form bekennend, immer
noch umgarnt von dem Wahn, daß daS
Ornament dem handgcarbeiteten Stück
die künstlerische Note gibt. Das Ein-
fachste ist allenthalben daS Schwerste,
wenn es zugleich Konzentration und Reifc
bcdeutet — wie hier. I. P.

ermann Zilchers Eigenart ist
eine köstliche Mischnng von Lyrik und
Humor, wie wir sie seit Peter Cornelius
nicht mehr crlebt habcn. Jn unserer Bei-
lage kommt der Humorist zu Worte. Das

kleine „Marionettentheater", das wir mit
freundlicher Erlaubnis des Münchner
Musikoerlags Otto Halbreiter bringen,
bedarf kaum einer Erläuterung. Jm
rein verstandesmäßigen Sinne wird cher
Leser alles „kapieren"; der Zusammen-
hang zwischen dem Charakterisierenden
der Musik und dcn Überschriften des
AukorS kann nicht mißvcrstanden werden.
Trotzdcm erschlicßt sich die künstlerische
Pointe des Ganzen nur dem, der das
Stück so fein und launig spielen oder
wenigstens hören kann, wie es geschrieben
ist. Das ist schwerer, als es den Anschein
hat. Hier muß man gewissermaßen unter
der Lupe musizieren. Zilchers durchsich-
tiger, mit größter Sparsamkeit der Mit-
tel gebautcr Klaviersatz verlangt einc
Klarheit, dynamische Biegsanikeit und me-
trische Sicherheit des DortragS, wie sie
heute selbst unter Berufspianisten seltcn
geworden sind.

Schon die vom Autor mit äußerster Ge-
nauigkeit gegebenen Dorschriften über Ar-
tikulation und Pedalgebrauch bedürfen
cines SonderstudiuinS. Erst wenn das
Elementare der Vortragstcchnik sichergc-
stellt ist, fängt unser Stückchen an zu
sprechen und seme Vorzüge ins Licht zu
stellen: die feine, leicht parodistisch ge-
färbte Automatenhaftigkeit seiner Rhyth-
mik, die dynamische und metrische Koket-
terie und über allem gcistvollen Detail
die schöpferisch naive Zwanglosigkeit des
Melos selbst.

Der Leser versäume nicht, sich das „Bil-
derbuch" op. zch dem die Beiiage ent-
nommen ist, anzuschaffen. Er wird dann
von selber zum Bewunderer dieser Musik
und nach nnd nach alle Klavier- und
Kammermusikwerke von Zilcher, eins nach
dem andern, erwerben.

Alerander Berrsche

Derlag vrn Georg D. W. Callwey, Druck von KastnerL Callwenin München. — Aerantworllich:
Dr. Herinann Rinn, München. Jn Österreich verantwortlich: Paul Sonnenfeld, Wien IX., Liechtenstein-
straße iS. — Geschästsstellc für Berlin: Georg Siemeng, XV g7, Kursürstenstraße 8; Geschästostelle für Wien:
Goe lh e-Buchban dlun g, IX., Liechkensteinstraße 18

Eendungen für den Tert nur nach vorheriger Bereinvarung, da sonst keine Verantwortung übernommen werden
kann, an den Kunstwart'Verlag Georg D. W. Callwey in München XIV 12, Finkenstraße 2.
 
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