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Kunstwart und Kulturwart — 28,1.1914

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1914)
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Corbach, Otto: Ostasien und der europäische Krieg
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14418#0027

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kann. Dann wird Iapan namens der gesamten wimmelnden asiatischen
Menschheit in den Ländern der weißen Rasse dem Prinzip der offenen
Tür für (Linwanderer mit Gewalt Bahn zu brechen suchen, wie die west-
liche Kulturwelt dem Prinzip der offenen Tür sür billige, mit Maschinen
hergestellte Waren in den Ländern des fernen Ostens mit Gewalt Bahn
gebrochen hat. In Kanada, den Weststaaten der nordamerikanischen Union
und vor allem in Australien bereiten sich die leitenden Staatsmänner
schon auf den drohenden Einbruch gelber Menschen in die Grenzländer
der weißen Kulturmenschheit vor. Wie unbedeutend nimmt sich in diesen
Zusammenhängen das Schicksal Kiautschaus aus! Aber es kann zu dem
Steine werden, der eine Lawine ins Rollen bringt. Otto Corbach

Lose Blätter

Schillers Fragment „Deutsche Größe"

fDas nachfolgende Fragment ist einer der wenigen Gedichtentwürfe, die
Schiller nicht selbst vernichtet hat. Es ist zuerst von Suphan in einer
Faksimile-Ausgabe erschienen. In der Cottaschen Säkular-Ausgabe findet
es sich unter den Anmerkungen des zweiten Bandes.

Der Entwurf scheint uns für eine philologische Einsargung zu schade.
Die Gedanken, die er enthält, sind für unsre Zeit geradezu bewegend. Sie
berühren uns heute wie Weissagung. Wenn wir wirklich einem end-
gültigen Siege entgegengehen, wie wir alle hoffen, dann sollen uns Schillers
Worte das Verantwortlichkeitsgefühl gegenüber der Menschheit stärken.
Sollten wir aber doch unterliegen, wohl, so könnten sie uns einen Trost
auf die Iukunft geben.

Wir sehn davon ab, das Fragment in allen Einzelheiten wiederzugeben.
Die angefangenen Verse, die da auf dem Papier durcheinander gekritzelt
sind, mögen den interessieren, der Schillers Arbeitsweise nachgehen will.
Wir heben lediglich aus dem ersten prosaischen Entwurf die Gedanken
heraus, die für unsre Gegenwart von lebendigem Wert sind. Sie bilden
im Ganzen eine innere Einheit. StZ

G

^^eutsches Reich und deutsche Nation sind zweierlei Dinge. Die Majestät
(-HBdes Deutschen ruhte nie auf dem tzaupt seiner Fürsten. Abgesondert
^^von dem politischen hat der Deutsche sich einen eigenen Wert ge-
gründet, und wenn auch das Imperium unterginge, so bliebe die deutsche
Würde unangefochten.

Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter
der Nation, der von ihren politischen Schicksalen unabhängig ist.

Dem, der den Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die tzärrschaft werden,
denn endlich an dem Ziel der Zeit, wenn anders die Welt einen Plan,
wenn des Menschen Leben irgend nur Bedeutung hat, endlich muß die
Sitte und die Vernunft siegen, die rohe Gewalt der Form erliegen — und
das langsamste Volk wird alle die schnellen flüchtigen einholen.

Die andern Völker waren dann die Blume, die abfällt.

Wenn die Blume abgefallen, bleibt die goldne Frucht übrig, bildet sich,
schwillt die Frucht der Ernte zu.
 
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