Dieser Krieg ist ein Entwicklungskrieg der Menschheit. Er war
unvermeidlich, nicht wegen TorheRen und Schlechtigkeiten, sondern weil
nur durch ihn selbst erwiesen werden konnte, wo in der Welt die besten
Kräfte sind und also die zum Führen berufenen. Darüber entscheidet er,
der dem Sieger mit der Macht den Anftrag verleihen wird, allen zum
Besten die besten Kräfte aller zum Heile der Menschheit zu organisieren.
In Demut fühlen wir, wie wir erzogen werden durch diesen Krieg. Er-»
kennen, wieviel uns früher fehlte, und wieviel uns noch fehlt, um der
Aufgabe würdig zu sein, welche die Geschichte uns stellt. Ihr Opfernden
seid ihrer würdig. A
Zn Sachen deutscher Kultur
Eine Warnung an die Oderflächlichen unrer ihren Verehrern
s ist jeht sehr viel die Rede von der großen Undankbarkeit fremder
Künstler für deutsche Anerkennung. Wenn ihnen ihre Landsleute
Amdankbarkeit gegen Deutschland vorwerfen, wie jetzt einige Schwei«
zer es tzodler gegenüber tun, so entspringt das einer edlen Gesinnung
und wir freuen uns darüber. Aber wir? Wieso haben wir über Rn--
dankbarkeit zu klagen? tzoffentlich hat doch nie jemand unter uns fremde
Werke aus Gefälligkeit gelobt? Oder um ihren Schöpfern einen Dienst
zu erweisen? tzabt ihr die fremden Bücher in so großen Massen ver-
schlungen, um ihre Verfasser reich zu machen?
Was für ein Licht werfen diese Mahnungen zur Dankbarkeit auf die Kultur
der Mahnenden! Ich lege dagegen Verwahrung ein, daß das deutsch sei.
In der Gesinnung, den Genius oder was man aufrichtig dafür hält,
anzuerkennen, auch wenn er außerdeutsch ist und selbst wenn er anti-
deutsch gesinnt ist, sind alle großen Deutschen aller Zeiten, Goethe und
Friedrich der Große an der Spitze, untereinander einig gewesen.
Eben damit haben wir von jeher antideutsche Gesinnung gestraft. Denn
eben damit haben wir von jeher gezeigt und bewiesen, daß die deutsche
Kultur über der übrigen europäischen Kultur steht, und daß die, welche sie
drunter stellen, entweder nicht wissen, was deutsche Kultur ist, oder, was
Kultur überhaupt ist, vielleicht auch alles beides nicht.
„Deutsch ist: eine Sache um ihrer selbst willen tun." Deutsch ist auch:
ein Werk um seiner selbst willen achten, nicht um einer Bebenwirkung
willen, die es haben kann.
Es müßte denn sein, daß die Mahner zum Ausdruck zu bringen wün-
schen, daß wir die fremden Werke nicht um des wirklichen Wertes willen
anerkannt haben, den sie uns zu haben schienen, sondern aus Schwäche-
gefühl, weil unsre Kultur der fremden unterlegen sei. Wer in dem
Sinne fremde Kultur anerkannt hat, der tut freilich gut, sich jetzt zur
Selbständigkeit zu mahnen.
In Rom steht auf dem Monte Pincio ein Goethedenkmal, ein deutsches
Geschenk. Der französische Gesandte wollte es übertrumpfen und ließ
einen — Victor tzugo stiften. Man sagte mir, daß der Vergleich ernst
gemeint sei: was für uns Goethe, sei für jene Victor tzugo. Das ist das
Verhältnis der beiden Kulturen.
Der Gedanke, daß wir aus eigenem Mangel fremde Größe ehrten,
mag ja den Franzosen sehr schmeichelhaft sein. Ich weiß nicht, weshalb
wir ihn nachbeten sollten. Denn er ist doch recht wenig witzig, da
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unvermeidlich, nicht wegen TorheRen und Schlechtigkeiten, sondern weil
nur durch ihn selbst erwiesen werden konnte, wo in der Welt die besten
Kräfte sind und also die zum Führen berufenen. Darüber entscheidet er,
der dem Sieger mit der Macht den Anftrag verleihen wird, allen zum
Besten die besten Kräfte aller zum Heile der Menschheit zu organisieren.
In Demut fühlen wir, wie wir erzogen werden durch diesen Krieg. Er-»
kennen, wieviel uns früher fehlte, und wieviel uns noch fehlt, um der
Aufgabe würdig zu sein, welche die Geschichte uns stellt. Ihr Opfernden
seid ihrer würdig. A
Zn Sachen deutscher Kultur
Eine Warnung an die Oderflächlichen unrer ihren Verehrern
s ist jeht sehr viel die Rede von der großen Undankbarkeit fremder
Künstler für deutsche Anerkennung. Wenn ihnen ihre Landsleute
Amdankbarkeit gegen Deutschland vorwerfen, wie jetzt einige Schwei«
zer es tzodler gegenüber tun, so entspringt das einer edlen Gesinnung
und wir freuen uns darüber. Aber wir? Wieso haben wir über Rn--
dankbarkeit zu klagen? tzoffentlich hat doch nie jemand unter uns fremde
Werke aus Gefälligkeit gelobt? Oder um ihren Schöpfern einen Dienst
zu erweisen? tzabt ihr die fremden Bücher in so großen Massen ver-
schlungen, um ihre Verfasser reich zu machen?
Was für ein Licht werfen diese Mahnungen zur Dankbarkeit auf die Kultur
der Mahnenden! Ich lege dagegen Verwahrung ein, daß das deutsch sei.
In der Gesinnung, den Genius oder was man aufrichtig dafür hält,
anzuerkennen, auch wenn er außerdeutsch ist und selbst wenn er anti-
deutsch gesinnt ist, sind alle großen Deutschen aller Zeiten, Goethe und
Friedrich der Große an der Spitze, untereinander einig gewesen.
Eben damit haben wir von jeher antideutsche Gesinnung gestraft. Denn
eben damit haben wir von jeher gezeigt und bewiesen, daß die deutsche
Kultur über der übrigen europäischen Kultur steht, und daß die, welche sie
drunter stellen, entweder nicht wissen, was deutsche Kultur ist, oder, was
Kultur überhaupt ist, vielleicht auch alles beides nicht.
„Deutsch ist: eine Sache um ihrer selbst willen tun." Deutsch ist auch:
ein Werk um seiner selbst willen achten, nicht um einer Bebenwirkung
willen, die es haben kann.
Es müßte denn sein, daß die Mahner zum Ausdruck zu bringen wün-
schen, daß wir die fremden Werke nicht um des wirklichen Wertes willen
anerkannt haben, den sie uns zu haben schienen, sondern aus Schwäche-
gefühl, weil unsre Kultur der fremden unterlegen sei. Wer in dem
Sinne fremde Kultur anerkannt hat, der tut freilich gut, sich jetzt zur
Selbständigkeit zu mahnen.
In Rom steht auf dem Monte Pincio ein Goethedenkmal, ein deutsches
Geschenk. Der französische Gesandte wollte es übertrumpfen und ließ
einen — Victor tzugo stiften. Man sagte mir, daß der Vergleich ernst
gemeint sei: was für uns Goethe, sei für jene Victor tzugo. Das ist das
Verhältnis der beiden Kulturen.
Der Gedanke, daß wir aus eigenem Mangel fremde Größe ehrten,
mag ja den Franzosen sehr schmeichelhaft sein. Ich weiß nicht, weshalb
wir ihn nachbeten sollten. Denn er ist doch recht wenig witzig, da
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