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Kunstwart und Kulturwart — 28,1.1914

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Heft 4 (2. Novemberheft 1914)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14418#0193

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sich darnit dcrs Wesen dieses Volkes darlebt, und eben dieses Wesen des
Volkes ist der Winterschen Bilder eigentlicher Gehalt. Die nieder»
deutsche Bauernseele, die ist's. Geht ihr auch den Gesichtern
nach, dann seht ihr besser, welcherlei Kunst man jahrzehntelang bei uns
als verächtliche Bebensache betrachtete, wenn von Paris her wieder irgend»
ein neues technisches Pfiffchen dieselben „Kenner^ begeisterte, die an Deut-
schen wie Winter, ja wie Welti vorübergingen. A

^>icht ohne tieferen Anlaß hat sich O. E. Crusius, der Tonkünstler,
^^der im vorigen Kunstwartheft an die Offentlichkeit trat, wohl gerade
zu C. F. Meyers „Säerspruch" gedrängt gefühlt. Das monumentale Ge-
dicht enthält Vorstellungen, die in der Zeit bewegter und schwerer Schicksale
beruhigende Kraft ausströmen. Cs sind die uranfänglichen und ewigen
Kräfte der Crde, die all unser Leid überdauern, und Gottes unbegreiflicher
Ratschluß waltet über dem Gut des Säers wie über den wechselnden Losen
der Menschen. Der Rhythmus großen Fühlens, großer, weiter Denkart be-
herrscht das Gedicht und findet zu Anfang und zu Lnde der Vertonung
starke Stützen im gegliederten Schreiten der Akkorde. Das Ganze wird, wie
wir hoffen, in einer Zeit Freunde finden, die tzunderte tief ernst und doch
nicht allein leidvoll gestimmt hat und dem geschichtlichen Denken und reli-
giösen Fühlen eines C. F. Meyer vielleicht näher kommt als irgendein
Iahr seit seinem Auftreten.

Das Lied, das übrigens gleichzeitig in der tzausmusik des Kunstwarts
erscheint, paßt sich auch dem ernsten Grundton dieses tzeftes an, welches
als „Totenheft" gedacht ist. Wir freuen uns, den Kunstwartfreunden den
neuen Tonkünstler, dessen Bame jetzt bald viel genannt werden wird, auch
von dieser andern Seite zeigen zu können. Begeisterung und Gottinnig-
keit — beide hat diese Zeit aus tausend Ouellen neu erstehen lassen.

Herausgeber: vr. K. o. Fexhinand Avenarius in Dresden--Blasewitz; verantwortlich: Ler
Herausgeber. Mitleitende: vr. Hermann Ullmann» Vr. Wilhelm Stapel, Wolfgang
S chu mann. — Für bildende Kunst: Prof. P aul S chultz e-Naumburg in Saaleck bei Kösen
in Thüringen — In Österreich-Mngarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard
Batka in Wien XIII/6 — Sendungen für den Lext ohne Angabe eines Personennamens an die
,Kunstw art«Leitung* in Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger
Dereinbarung, widrigenfalls keine Derantwortung übernommen werden kann — Derlag von
Georg D. W. Callwey — Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Geschäfts-
stelle für Berlin: Georg Siemens, 67, Kurfürstenstraße 8 — Geschäftsstelle sür österreich-Ungarn:

Hofbuchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergasse H
 
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