Schablonenabzüge und Puppenstuben, wo ern Talent Menschen und Men-
schentypen gäbe.
Ans scheint: satirische Kunst hätte die Pflicht, die Charakte-
ristik der Personen zu erweitern und zu vertiefen. Nur
die Simplizissimus-Zeichner bemühen sich, diese ausnahmelos, darum.
Man blättere in den Thöny-Mappen darauf hin, wie er die einzelnen
Landsleute auseinanderhält, in ihnen die Typen, in den Typen die Men-
schen — man erhält sie alle nicht nur vorgestellt, man lernt sie auch kennen.
Man gehe auch Blix nach, der den verstorbenen Wilke zu ersetzen scheint.
Auch Arnold entwickelt sich. Von andern vergleiche man die Beispiele,
die wir heute von Volksschilderungen bringen, mit den Gegenbeispielen,
die man im nächsten Zeitungsladen zu Dutzenden besehen kann.
Ein Karikaturist, der was auf sich HLlt, strebt aber auch, das Ver-
ständnis eines Vorganges zu vertiefen. Bur in seinem
Sinne, gewiß, dafür ist er Persönlichkeit. Ansre Witzblattzeichner aber
beleuchten die Dinge fast überall nur wie Spießer am Biertisch. Oder
wie die Postkarten-Spekulanten aufs „Verhauen" und „Dreschen^ hin.
Die Textverfasser sind ihnen darin schon über, der Kladderadatsch beispiels-
weise hat oft „literarische" Texte. tzier tritt bei Gulbransson hervor, was den
Einsender begeistert hat: das tzerausholen aus den Tiefen zu schlagend sym-
bolischem Bild. Das glückt ihm wie kaum Einem sonst. Aber auch andere
beim Simplizissimus, Th. Th. tzeine beispielsweise, erreichen da Treffer.
Eins noch sei erwähnt: die Zeichenkunst der Karikaturisten. Da
infolge der Massenverbreitung von schlechten photographischen Farbdrucken
unser Publikum zwar seine Augen für Farbenwerte verdirbt, dafür aber
auch nicht für Graphik erzieht, so wissen nur die Kunstkenner zu würdigen,
was vor allem wieder der Simplizissimus auch an Leckerbissen der Zei-
chenkunst als solcher vorsetzt. In einer gutgezeichneten Karikatur
lacht jede Linie aus, neckt, sticht, streichelt aber auch wieder. Als humoristi-
sches Familienblatt halten die „Fliegenden" ihre Zeichnungen durchaus
nicht schlecht. Aber die sind ja für ganz andre Bedürfnisse da. Politisches
bringen sie kaum. Daß sogar die oft über die Achsel angesehenen Meggen-
dorfer Blätter mitunter ganz hübsche Karikaturen bringen, bezeugen wir
mit ein paar Beispielen.
Talente haben wir genug. Meine paar Sätze wollen die Ansprüche
reizen, denn den Talenten fehlt das Publikum, das Gold und Talmi
unterschiede. Besser ist's aber auch damit geworden. A
Von Willibald Krain
aus dem Kladderadatsch
schentypen gäbe.
Ans scheint: satirische Kunst hätte die Pflicht, die Charakte-
ristik der Personen zu erweitern und zu vertiefen. Nur
die Simplizissimus-Zeichner bemühen sich, diese ausnahmelos, darum.
Man blättere in den Thöny-Mappen darauf hin, wie er die einzelnen
Landsleute auseinanderhält, in ihnen die Typen, in den Typen die Men-
schen — man erhält sie alle nicht nur vorgestellt, man lernt sie auch kennen.
Man gehe auch Blix nach, der den verstorbenen Wilke zu ersetzen scheint.
Auch Arnold entwickelt sich. Von andern vergleiche man die Beispiele,
die wir heute von Volksschilderungen bringen, mit den Gegenbeispielen,
die man im nächsten Zeitungsladen zu Dutzenden besehen kann.
Ein Karikaturist, der was auf sich HLlt, strebt aber auch, das Ver-
ständnis eines Vorganges zu vertiefen. Bur in seinem
Sinne, gewiß, dafür ist er Persönlichkeit. Ansre Witzblattzeichner aber
beleuchten die Dinge fast überall nur wie Spießer am Biertisch. Oder
wie die Postkarten-Spekulanten aufs „Verhauen" und „Dreschen^ hin.
Die Textverfasser sind ihnen darin schon über, der Kladderadatsch beispiels-
weise hat oft „literarische" Texte. tzier tritt bei Gulbransson hervor, was den
Einsender begeistert hat: das tzerausholen aus den Tiefen zu schlagend sym-
bolischem Bild. Das glückt ihm wie kaum Einem sonst. Aber auch andere
beim Simplizissimus, Th. Th. tzeine beispielsweise, erreichen da Treffer.
Eins noch sei erwähnt: die Zeichenkunst der Karikaturisten. Da
infolge der Massenverbreitung von schlechten photographischen Farbdrucken
unser Publikum zwar seine Augen für Farbenwerte verdirbt, dafür aber
auch nicht für Graphik erzieht, so wissen nur die Kunstkenner zu würdigen,
was vor allem wieder der Simplizissimus auch an Leckerbissen der Zei-
chenkunst als solcher vorsetzt. In einer gutgezeichneten Karikatur
lacht jede Linie aus, neckt, sticht, streichelt aber auch wieder. Als humoristi-
sches Familienblatt halten die „Fliegenden" ihre Zeichnungen durchaus
nicht schlecht. Aber die sind ja für ganz andre Bedürfnisse da. Politisches
bringen sie kaum. Daß sogar die oft über die Achsel angesehenen Meggen-
dorfer Blätter mitunter ganz hübsche Karikaturen bringen, bezeugen wir
mit ein paar Beispielen.
Talente haben wir genug. Meine paar Sätze wollen die Ansprüche
reizen, denn den Talenten fehlt das Publikum, das Gold und Talmi
unterschiede. Besser ist's aber auch damit geworden. A
Von Willibald Krain
aus dem Kladderadatsch