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Kunstwart und Kulturwart — 28,1.1914

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1914)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14418#0234

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das heute, denn wir sind mit diesem Blatt nicht mehr zusammen aufge--
wachsen. Wir wissen kaum noch davon, daß man einst Cornelius nichk
nur für den größten deutschen Maler der Gegenwart hielt, nein, für den
größten Bildner seit Michelangelo, daß man geradezu von einer Seelen«
wanderung sprach, durch die Michelangelos Geist in Cornelius wieder
auf der Welt sei. Es macht uns Mühe, diese Bewunderung auch nur zu
begrüßen, denn wir stehen noch unter dem Rückschlag. Was war denn
Cornelius? hieß es ja später, als ein Eklektiker und Nachahmer der Ita«
liener; von Signorelli und Michelangelo hat er die Formen abgestreift»
als wären sie Häute, die leeren Schläuche hat er dann aufgeblasen und
irgendwie äußerlich kombiniert. Aber das ist nicht wahr! Wer sich die
Beweglichkeit des Geistes erzogen oder erhalten hat, die auch beim Kunst«
genießen jetzt durch diese, jetzt durch jene Pforte in die Welt der Künstler
hineinstrebt, wer mannigfaltig empfinden und unbefangen aufnehmen kann^
der wird die Schwächen und Mängel der Corneliusschen Kunst heute wohl
auf den ersten Blick erkennen, aber er wird zum mindesten die Werke seiner
Kraftzeit auch heute nicht unbeschenkt verlassen. In diesem Mbelungenblatt
ist nicht nur Italien-Nachahmerei, wie bei den zahlreichen Schwächlingen
unter Cornelius' Zeitgenossen. Spüren wir denn hier nicht deutschen
ALem? tzerben, harten, nordischen Geist? Und auch persönliche Ge«
staltung spricht hier aus sehr männlichem Wesen doch wohl noch heute»

Wir können des Formates wegen hier nur ein Stück des Stichs wieder«
geben. Ein großer Lichtdruck des Ganzen ist unter den Vorzugsdrucken
des Kunstwarts erschienen (2 Mark).

Im übrigen bringt dieses tzeft auf Beilagen und Textdrucken Kriegs --
Karikaturen. Vor allem von Gulbransson, aber auch sonst noch
von Künstlern des Simplizissimus, des Kladderadatsches und anderer Blätter.
Diese Bilder werden in dem Aufsatz über „Aufklärung und Karikatur"
besprochen, doch bitten wir, auch die einzelnen Unterschriften zu beachten.
A«ls Noten beigegeben ist diesem tzeft ein kleiner Chorsatz von Gerhard
^Schjelderup. Der einsache Text findet heute wohl von selbst Wider«
klang. Die Führung der Stimmen überrascht gelegentlich durch harmonische
Eigenheit, aber man wird doch bald die künstlerische Echtheit und Bedeu«
tung des Ganzen erfühlen, dem eine Verbreitung in unsern Männer--
gesangvereinen zu wünschen wäre. Es freut uns besonders, von dem in
Deutschland lebenden norwegischen Tonkünstler ein Stück bringen zu
können, das so lebhafte Einfühlung in die weltgeschichtlichen Ereignisse
bekundet.

VonWillibald Krain.
Aus dem Kladderadatsch

Herausgeber: vr. k. e. Ferd. Avenarius in Dresoen-Blasewttz; verantwortlich: der Herausgeder —
Verlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner L Eallwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
In Ssterreich-Urigarn für Herausgabs und Schriftleitung verantwortlich: Ur. Richard Batka in Wien Xlll/^
 
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