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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

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Heft 11 (Augustheft 1923)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0215

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ür derne Arme glrederhaft Geäst,

damrt die Wrnde, dre uns bald durchrauschen,

damrt dre Vögel, die ihr sichres Nest

bedenken, arglos Baum und Mensch vertauschen.

(Lrst wenn ich. ganz mit dir verbunden bin,
erhellt sich mir die tiefdurchlittne Frage,
wie sehr ich schuldig deiner Wunden bin,
an deren Blutung seit Geburt ich Lrage.

Zum andern flüstre mir ins bange Herz,
wieviel Gestalten deine Kühlung suchten,
die schlechte Spiegel waren für den Schmerz,
der ich bin. Was sie weinten, was sie fluchten. —
Denn nur, was ganz in Stummheit sich ergibt
wie du, kann reden, ohne zu betäuben.

Wer seines Lebens Zeugnis haßt und liebt
im Wort, wird seines Schicksals Kraft zerstäuben.

Du zauberst mir ein Bild auf jedes Blatt —

Mein Geist wird klar wie kalte Wintersonne —

Die Blätter frieren, gilben, sinken matt —

nicht FurchL erweckL ihr Fall mehr, auch nicht Wonne.

m.

Das breite Feuerband
der stürzenden Iahrtausende,

Auf dem begehrlich

du stürmtest

Leben . . . Leben . . .

Das schwebt nun
abgelöst von mir
als SLrahlenkreis
im Atherblau der Nacht.

Als Kreis um mich,
von dessen goldnem Band
noch Strahlenfäden sich
in meinem tzerzen fangen . .

Doch flieht der Feuerreif
von meiner Mitte
und seiner, fahler
glüht der Streis
der Zeit.

Auf letzter schmaler
Brücke zieht mein Aug' dahin —
indessen der Gedanken weit«
gereister Flug nun heimkehrt
und die müden Flügel
ganz in mich verfaltet.

So löst veratmend sich der Sinn:

Ich werde sein, ich war, ich bin.

Das Namenlose erfüllet sich
And aller Greifbarkeit entstaltet
entsinkt als letzter Irrtum: Ich . , .
 
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