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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

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Heft 11 (Augustheft 1923)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0216

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KaffeehausliLeraten

Wir wohnen in Zimmern mit eisiger Luft.

Der Name, den draußen die SLraße ruft,
wird drinnen bei uns ein Schneefall sein.

Wir sammeln die Sterne und ordnen sie ein.

Wir speisen zu Mittag das Vacuum.

Die Schlammfischer nennen es Publikum:

Eine Heringsblase mit tzaifischschlund,
innen vergeblich und außen bunt.

Wir gehen spazieren auf dem Glacis
Von Iehovas Burg, wo das Mauerknie
ins Absolutum überspringt
und Mchts von Ienscits freundlich winkt.

Ach, uns ist auch die Liebe nicht fremd.

Nur tragen wir sie nicht unterm Hemd . . .

Wir regen den Kosmos zur Lyrik an
und küssen Lote Hunde sodann.

Wir rechnen präzise unser Gefühl.

Unsere Seele ist keimfrei, trocken und kühl.

Die Erde in Güte verachten heißt unsre Kunst.

Real ist die Zigarette. Das Leben ist eitler Dunst.

Aus der ^Mostsllaria" des Plautus

jMostellaria heißt Gespenfterkomödie. Wir geben den Ansang des
zweiten Aktes. Philolaches ist ein junger Mann. Gr iebt mit den
Hetären Philomatium und Delphium in Saus und Braus im tzause
seines Vaters in ALHen und hat den beiden Lieblichen zuliebe viel Schulden
bei dem Wucherer Misargyrides gemacht, an vierundvierzig Minen. Bei
ihnen ist der tüchtige Callidamates, leider gerade betrunken. Man ist in aus«
gelassenster Laune. Da kehrt Tranio, des Philolaches trefflicher, erfindung«
reicher, eifererfüllter und schlau-lustiger Sklave, heim — hier beginnt der
2. Akt — und bringt böse Nachricht: Lheopropides, des Philolaches VaLer,
ist heimgekehrt von langer Geschäftsreise, er der eigentliche Besitzer des
Hauses und alles nun verschwendeten Besitztums. Groß sind Schreck und
Not. Doch Tranio „wirds schon machen"! Er empfängt den Alten vor dem
Haustor und schwindelt drauflos. Gin Gespenst ist im HauseN (in dem in
Wahrheit die lustigen Leutchen sind und sich nicht mucksen sollten — sie
Luns aber doch!). Das Gespenst, das dem Stück' den Namen gab, ohne
je existiert zu haben. Nun, der Vater glaubt's. Aber eine neue SLörung
bedroht das zusammengeschwindelte Kartenhaus! Der Wucherer kommt,
und von ihm muß ja nun der Vater alles erfahren. Tranio zögert das
Unheil hin, sinnt aus Auswege, wickelt alles durcheinander, findet zuletzt
neuen, noch gewagteren Ausweg — wahres Wirrsal entsteht, das nur froh-
gemute Freundlichkeit und ein Alles-verstehen zuletzt lachend verzeihen
kann; wie es so kommt, das verräien erst die letzten Akte, nicht diese
losen, allzu losen Blätterlfj
 
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