Mathias Grünewald: Jsenheimer Altar. Mittelbild bei geöffneten Außenflügeln.
nähere Auskunft über ihn zu geben vermöchte. Denn Uffcnbach war längst rot, als Sandrart seine
„Teutsche Akademie" schrieb.
Ausgehend also vom Jsenheimer Altar har die Forschung die große Künstlcrpersönlichkeit deut-
lich werden lassen, als die Grünewald uns heute erscheint. Er ist für uns hinfort der erste große
deutsche Maler, im Sinne, wie wir das Wort heute aufsassen. Im Gegensatz zu der Befangenheit
fast aller anderen deutschen Werke seiner Zeit bewegen sich seine Gestalten in freiem malerischem Stil.
Schongauer, den man, wie Böcklin einmal sagte, in Kolmar suchen geht, während man Grüne-
wald findet, har seine künstlerische Handschrift vorwiegend ans dem zeichnerischen Gebiet ansgebildet.
Als Maler erhob er sich, wie viele Große seiner Zeit, nur selten über ein mühseliges Ringen mir der
Farbe. Grünewald erscheint als der erste, für den malerische Probleme im Vordergrund standen;
was Wunders, wenn er gerade in unseren Tagen, wo das „rein Malerische" eine Hauptforderung der
Kunst geworden ist, als ein wahrer Riese über vier Jahrhunderte hinweg herübergrüßt. Es gab in
Deutschland damals keinen Zweiten, der so malen konnte.
Der Jsenheimer Altar ist ein Flügelaltar mit doppeltem Flügelpaar, bei welchem nach Öffnung
der äußeren Türen auch das nun sichtbare Mittclbild noch einmal aufgetan werden konnte, um das
Innerste zu zeigen. Bei dem geschlossenen Altar find beide Hälften zusammen als eine Bildfläche
verwendet. Aus der Finsternis ragt schauerlich das schwerbelastcte Kreuz mit dem Leichnam des
Heilandes. „Die Sonne hat ihren Schein verloren", wie die Worte der Bibel die Stimmung der
Todesstunde Christi schildern; hell hebt sich der CrucifipuS zwischen Maria und Johannes auf der einen
und Johannes dem Täufer auf der andern Seite vom dunkeln landschaftlichen Hintergrund ab. Die Licht-
quelle, die auf dem Bilde nicht sichtbar ist, beleuchtet von rechts oben die Gruppe. Und wie das
alles, das übermenschliche Leiden, die erstarrende Trauer um den Sohn, der bekümmerte Zuspruch
des Jüngers gemalt ist! Manche Stellen des Bildes weisen noch die Konturierung in der Art der
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