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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0178

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^in Reformationsdenkmal
wollen die Genfer bauen in der „Uromsnacko ckss Lastioiw",
also vor der Universität Cs soll dem Reformator Calvin zu
seinem vierhundertsten Geburtstag aufgerichtet werden, aber neben
ihm die Statuen von Farel, Knox und Beza (der Genfer Re-
formatoren) sowie die von Coligny, Wilhelm dem Schweig-
samen, Cromwell, dem Großen Kurfürst und einem oder zweien
der Gründer von den Kolonien in New-Cngland aufweisen. An
Luther und Zwingli soll auf andere Weise erinnert werden! man
sieht, das Lutherdenkmal in Worms erhält ein Gegenstück mit
einem Calvindenkmal. Das Preisausschreiben ist vom 15. Mäiz
datiert, Ablieferung ist am 15. September d. I., der Geburtstag
am 10. Juli 1L0?: es scheint nun doch, als sei das ein Auto-
mobiltempo für ein so umfangreiches Kunststück. An Preisen
stehen dreißigtausend Franken zur Verfügung', Auskunft gibt das
,,8ovrstariat cko l'^ssoviation ä» inonuinsnt clo la Ilokorma-
tion", rus ciu 8taml 86, Genf.

^^acharach
soll nun vom „Rheinischen Verein für Denkmalspflege
und Heimatsschutz" in die pflegende Hand genommen werden.
Cr hat ein ausgezeichnetes Sonderheft über das alte Städtchen
herausgebracht, mit alten Abbildungen früherer Zustände und dem
Projekt der „Wiederherstellung". Natürlich handelt es sich bei
ihm nicht um eine Bodo Cbbardtsche Leistung, sondern um eine
Pflege des Bestehenden durch Witterungsschutz. Trotzdem scheinen
mir die Absichten etwas weit zu gehen. Bekanntlich läuft die
alte Befestigung um Bacharach in zwei Führungen! eine zur
Burg Stahleck hinauf und hinunter bis zum Steegcr Tal, die
andere von da zum Spitzenturm hinauf und zum Rhein zurück,
nach alter Weise mit Türmen besetzt. Stahleck ist Ruine und
auch die meisten Türme haben ihre Kappen verloren, zum Teil
glücklicherweise.
Ich habe mir noch einmal den Ort in seiner Rheinansicht,
die leider durch mißverstandene Altertümelei schon verdorben ist,
genau betrachtet! mir scheint diese Führung der alten Mauer am
Berg auf und ab zum Teil recht unglücklich. Was die Alten
machten, war nicht auf alle Fälle schon; dies mag eine praktische
Befestigung gewesen sein, aber sie schneidet unglücklich in die
natürliche Lagerung des Gesteins, und die Landschaft sähe besser
aus, wenn sie zum Teil beseitigt wäre. Man sollte sie nicht
künstlich wieder betonen hinter dem Ort; dagegen ist es unbedingt
nötig für den Eindruck, daß die drei eckigen Türme am Rhein
ihre Hauben wieder erhalten. Den Diebsturm würde ich mir
lieber unbeschädigt durch neue Künste denken, wenigstens so lange
die Eisenbahn vor dem Ort nicht beseitigt wird, die wie die
Hochbahn in Berlin barbarisch nahe an den Fenstern der alten
Häuser vorüberraffelt. S.

Darmftadt
hat der Wettbewerb um einen Bahnhofsbau insofern kein
Resultat gehabt, als kein erster Preis verteilt wurde. Cs mußten
sich die Architekten Püher und Klingholz darin teilen. Professor
Klingholz ist bekanntlich der Erbauer des Wiesbadener Bahnhofs,
der kein glückliches Gebäude ist, Professor Püher verdankt Darm-
stadt manchen guten Bau, zuletzt noch die gut gruppierte Paulus-
kirche. Den II. Preis erhielt Olbrich.

D

ie HohkönigSburg

betreffend kommt aus Straßburg die erbauliche Nachricht,
daß der bekannte Verleger Heitz, der neulich einen alten Holz-
stock mit einer alten Abbildung der Hohkönisburg auffand, die
natürlich von Bodo Cbhardt bestritten wurde, nunmehr in Besitz
einer alten Clfenbeinplakette gelangt ist, die es unabweisbar be-
stätige, daß die kostspielige Rekonstruktion Bodo Cbhardts in
entscheidenden Dingen vom ursprünglichen Zustand abweicht.

P

reisauöschveibungen für Briefmarken

waren zuerst vom Dürerbund, danach vom bayrischen
Ministerium erlassen worden. Beide haben bedauerlicherweise zu
keinem günstigen Ergebnis geführt, trohdein die Beteiligung der
Künstler keine geringe war. Die Schwierigkeit, auf so kleinem

Format etwas Geschloffenes zuwege zu bringen, scheint größer zu
sein, als man annahm. Dagegen soll das Preisausschreiben vom
Dürerbund für Münzen geglückt sein mit Entwürfen von Dasio
und Römer. Hierbei ist zu bemerken, daß diese Künstler seit
Jahren mit der Anfertigung von Denkmünzen vertraut sind.
diesjährige Verbandstag
der deutschen Kunstgewerbe-Vereine
in Hannover hat die heikle Frage der „Lehrwerkstätten" sanft
aber entschieden angefaßt durch einen Beschluß: „Der Delegierten-
tag erblickt in den mit kunstgewerblichen Anstalten verbundenen
Schulwerkstätten ein wichtiges Bildungs- und Erziehungsmittel
für den Nachwuchs im Kunstgewcrbe." Da hinter diesem Be-
schluß mindestens fünfzehntausend Mitglieder deutscher Kunst-
gewerbe-Vereine stehen, wird man die Schulwerkstätten nun wohl
als eine gesicherte Einrichtung ansehen können. Hoffentlich be-
deutet es nun für die Schulen selbst eine kräftige Abwendung
vom Papier und vom papierenen Künstlertum. Die heikle Frage
bleibt ja immer die, wie weit man den Schulwerkstätten erlauben
will, Aufträge auszuführen. Solange man da ängstlich ist und von
der „steuerfreien Konkurrenz" alles mögliche befürchtet: wird die Ge-
fahr praktischer Spielerei immer bleiben. Wenn überhaupt Schule»
sein sollen, ist cs besser, sie sind tatsächliche Arbeitsplätze mit
konsequenter Lchrlingszucht, als „künstlerische" Versuchsanstalten.
Besonders erfreulich war ein weiterer Beschluß, daß die
Fachzeitschriften „die Gesinnung der neuzeitlichen Bewegung nicht
verwirren" dürften. Vorsitzender der Tagung war Muthesius. S.

ls Direktor des Kunstgewerbe-Museums in Köln
wurde vr. Creutz, bisher Assistent am Berliner Kunst-
gewerbe-Museum, gewählt, ein geborener Aachener, also Rhein-
länder. Man sagt ihm nach, daß er eigentlich der einzige sei,
der zuletzt unter Lessing in Berlin zur Selbständigkeit gekommen
wäre; durch seine Berufung wird somit gewissermaßen die Stellung
des Kölner Museums als Nummer zwei unter den preußischen
kunstgewerblichen Sammlungen bestätigt. Creutz steht der modernen
Bewegung wesentlich näher als sein Vorgänger; aufmerksame
Leser werden sich seines Artikels (Jahrgang V, Heft III, S. 105)
über „Kleinkunst und Kunstgewerbe im Folkwang" erinnern. Den
andern darf ich hier wohl die Schlußsätze daraus in Erinnerung
bringen: „Und gerade im westlichen Jndustriebezirke, wo sich
die Kräfte stärker reiben und das Leben frischer pulsiert, ist vor
allem eine vollendete Anschauung dieser neuen praktischen Schön-
heit vonnöten. Dort leben die Kräfte, welche alle Theorien in
die Praxis umsetzen könnten. Und wenn irgendwo, so liegen dort
die Wurzeln einer Kraft, die sich zu neuem Leben und neuer
künstlerischer Anschauung entfalten könnten."
Nunmehr der Schreiber dieser Worte selber wieder in diesem
„westlichen Jndustriebezirk" ist, werden wir uns seiner Mitarbeit
in diesem Sinn versichert halten können.

D

ie Schafherde von Carl Seidels,

die wir im Februarheft des vergangenen Jahres als
Beilage brachten, ist in den Besitz der Nationalgalerie über-
gegangen. Nun ist der Künstler, an dessen Anerkennung wir uns
wohl ein Verdienst zuschreiben können, in Berlin, in Hambu.g
und in seiner Heimatstadt Köln vertreten. Düsseldorf, seine
künstlerische Heimat, zeigt immer noch nichts von ihm.


aö Landesmuseum der Provinz Westfalen,
Münster i. W.

Als im Jahre 1871 der bisherige Regierungspräsident in
Düsseldorf von Kühlwetter Oberpräsident der Provinz Westfalen
wurde, hatten bereits der 1824 gegründete „Verein für Geschichte
und Altertumskunde Westfalens", der „Historische Verein" und
der „Westfälische Kunstverein in Münster", beide 1851 gegründet,
sowie der 18L8 ins Leben gerufene „Florentiusverein", jeder seiner
Tendenz entsprechend, umfangreiche Bibliotheken und Bildersamm-
lungen, bedeutende numismatische, archäologische und kunsthistorische
Altertümer, Quellen und Urkunden zusammengetragen. Da es
jedoch an einem geeigneten Ausstellungsräume fehlte, waren alle
jene Reichtümer zu 'einem Kellerdasein verurteilt. Gleichzeitig
drängte die naturwissenschaftliche Erforschung der roten Erde zur

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