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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0179

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Gründung des „Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst".
Das Endziel dieses Vereins, der bald ganz Westfalen umfaßte,
war die Errichtung eines Provinzialmuseums, in dem die Schatze
westfälischer Kunst und Literatur, Geschichte und Naturwissen-
schaft ausgenommen und ausgestellt werden sollten. Trotzdem die
Stadt Münster den Bauplatz kostenlos hergegcben, trotzdem der
Oberpräsidcnt aus verfügbaren Mitteln bereits 60 000 Mark in
Aussicht gestellt hatte und mit der Kraft seiner ganzen Persönlich-
keit für die Sache eintrat, lehnte am 15. Oktober I87Z der
Provinziallandtag seine Beihilfe zur Gründung des Museums
ab. Der Vorstand des Provinzialvereins für Wissenschaft und
Kunst wiederholte jedoch seine Eingabe am 18. November >881,
dieses Mal mit dem Erfolg, daß die Provinz am ZI. März 1882
die geforderte Zustimmung erteilte. Nachdem cs unterdessen der Zoo-
logischen Sektion des Provinzialvereins gelungen war, den natur-
wissenschaftlichen Sammlungen ein Unterkommen im „Museum für
Naturkunde" zu sichern, konnte der Provinzial-Ausschuß ungehindert
daran gehen, dem Altertunisverein, dem Kunstverein, dem Provinzial-
verein und verwandten Korporationen ein eigenes Heim zu bieten,
und der Plan des „Landcsmuseums" reifte nun seiner jetzigen
Vollendung entgegen. Eine glückliche Schicksalsfügung wollte es,
daß der ursprünglich in Aussicht genommene Bauplatz durch die
notwendige Errichtung eines neuen Landeshauses beansprucht wurde,
und dafür das Museum seine Stelle am Domplatz, mitten unter
den alten und vornehmen Sitzen des künstlerischen, wissenschaft-
lichen und politischen Lebens erhielt. Das erste Preisausschreiben
1ö0l zeitigte 55 Entwürfe, welche sämtlich bewiesen, daß es aus
museumstechnischen Gründen undurchführbar sei, das alte Stände-
haus mit dem Neubau organisch zu verschmelzen. Für den zweiten
engeren Wettbewerb wurde daher die Beseitigung des alten Landes-
hauses, wenn auch schweren Herzens, zugestanden. Dem Archi-
tekten Hermann Schädtler, Hannover, der aus der Konkurrenz als
Sieger hervorging, wurde der Neubau und seine künstlerische
Leitung übertragen.
Das Gebäude, in dessen äußeren architektonischen Motiven
die für Münster typischen Übergangsformcn von der Spätgotik
zur Frührenaissance nachklingen, hat quadratische Grundform und
ist durch einen Kreuzgang mit der bereits 1225 erwähnten, nun-
mehr restaurierten Margaretenkapelle verbunden. Die Samm-
lungen sind so verteilt, daß im Erdgeschoß die prähistorischen
Gegenstände, germanische und römische Altertümer, und die Skulp-
turen untergebracht sind, die ein so geschloffenes Bild der Ent-
wicklung westfälischer Bildhauerkunst vom II. bis 15. Jahrhundert
darbieten wie kaum eine andere Sammlung. Das erste Ober-
geschoß enthält zunächst eine nach technologischen Prinzipien ge-
ordnete Vereinigung von Werken der Goldschmiedekunst, Keramik,
Glas usw. auf der Galerie des Lichthofcs; sodann räumlich
getrennt die Sammlungen kunstgewerblicher Gegenstände nach
Stilperioden von der Frührenaissance bis zum Biedermeier. Die
einzelnen Abteilungen sind im Charakter der Zeit durchgeführt, aus
der die einzelnen Gegenstände stammen; einen ganz eigenartigen
Schmuck, eine heimische Stiminung erhalten sie durch die eingebauten
altwestfälischen Kamine. Im Anschluß an die Gruppe der histo-
rischen Stilformen öffnet sich uns noch ein Raum mit kirchlichen
Goldschmiedewerken und alten kostbaren Paramenten. Die von
der Pariser Weltausstellung IS00 bekannte Treppe von Professor
Riegelmann-Charlottenburg führt in die meistens mit Oberlicht
versehenen Ausstellungsräume des zweiten Obergeschosses, welche
ausschließlich für Gemälde bestimmt sind. Hier hat man vor-
zugsweise altwestfälische Bilder, unter ihnen das älteste Tafel-
gemälde Deutschlands, untergebracht (Antependium aus dem
>2. Jahrhundert). Neben anderen grüßen Konrad von Soest,
der Meister des Liesborncr Altars, Viktor und Heinrich Dünn-
wege, sowie Ludger und Hermann Tom Ring von den Wänden.
Dank der Fürsorge des Generaldirektors der Königlichen Museen
Bode ist eine reiche Anzahl alter Niederländer und Italiener
vertreten, selbst die Kunst des letzten Jahrhunderts und der aller-
jüngsten Zeit kommt, vielfach in Stiftungen freigiebiger Gönner,
zum Worte. Das zweite Obergeschoß enthält ferner eine Flucht
von Kabinetten für vorübergehende Ausstellungen und einen großen
Vortragssaal, dessen Holztäfelungen, Podium und Decke aus dem
Sitzungssaale des alten Ständehauses herübergenommen wurden.
Durch die praktische und vornehme Einrichtung wird dem
Westfälischen Landesmuseum seine Aufgabe erleichtert, die Alter-
tümer der westfälischen Kunst und Geschichte zu konservieren und
ästhetisches wie auch wissenschaftliches Interesse dafür zu wecken.
Or. Friedr. Will). Wenke.

ine deutsche Kunstausstellung in Paris
war bekanntlich zum Herbst beabsichtigt unter der Leitung
von Or. Deneken und Professor Dill. Sie sollte helfen, das
schlechte Ansehen der deutschen Kunst im Ausland zu heben, und
dieser gute Zweck hatte namentlich rheinländische Kunstfreunde
bewogen, einen nennenswerten Fonds zu zeichnen. Nun kommt
die Sache eigentümlich ins Stocken. Die grundlegende Beratung
ist in Darmstadt gewesen; Voraussetzung war aber, daß der
Plan in Berlin genehm wäre. Das war er aber nicht; die
königlichen Museen verschlossen sich; von einer Übernahme des
Protektorats durch den Großherzog Ernst Ludwig, auf die man
gerechnet hatte, konnte unter diesen Umständen nicht gut die Rede
sein, und zuguterletzt untersagte der Deutsche Künstlerbund seinen
Mitgliedern, sich zu beteiligen. Damit ist die Ausstellung fürs
erste erledigt; es wäre unklug, sie eigensinnig trotzdem durchzu-
drücken auf die Gefahr hin, nicht mit vollgültigen Werken in
Paris aufzutreten.
Augenscheinlich trägt man sich in Berlin mit dem gleichen
Plan, der — wie hier schon früher dargelegt wurde — eine bessere
Aufgabe des Deutschen Künstlerbuudes wäre, als gelegentliche
inländische Ausstellungen. Ob man aber in Berlin, nachdem
Tschudi auf Urlaub ist, vorläufig daran denken kann, ist fraglich.
Daraufhin das Sprungbrett in München aufzustellen, wäre kurz-
sichtig. Also heißt es, die beste Losung warten.
Besser gar nichts, als eine verzwickte Sache, die uns bloß-
stellt, wie die beiden deutschen Ausstellungen in London uns bloß-
gestellt haben, wo eine Münchener Kunsthandlung mit einer ge-
schäftlichen Ausstellung die Absichten der andern diskreditierte.
Fast möchte man allerdings meinen, daß es unmöglich sei, die
deutschen Künstler draußen unter einem Hut zu zeigen; es sei denn,
daß dieser Hut von den königlich preußischen Akademiedirektoren
abgestempelt sei, statt der deutschen Kunst also die preußische
Regierungskunst vorgestellt würde. Daß sogar der Name Eberlei»
in ähnlichen Absichten für Amerika auftauchen könnte, deutet
eine private Ergänzung an, die noch unwillkommener wäre. S.
Düsseldorf
hat man sich für l?0L geeinigt über den Ausstellungspalast:
die Künstler behalten ein Viertel der Räume für sich, das andere
wird für die kirchliche Kunstausstellung zur Verfügung gestellt.
ilder fürs HauS
nannte sich eine Ausstellung im Berner Museum, die
Kunstwerke im Preise bis zu 102 Franken verführte und nach
den Berichten ebenso gut beschickt wie von Erfolg begleitet war:
ein nachahmenswertes Beispiel, den bürgerlichen Kreisen die
Kunst erreichbarer zu machen, als es die Tausendpreise der großen
Ausstellungen tun.
en elsaß-lothringischen Künstlern
ist die Orangerie zu Straßburg hergerichtet worden für
eine Ausstellung, die vom ö. Juni bis zum 15. Juli dauern soll.
Außer den kleinen Räumen im elsässischcn Kunsthaus haben sie
in Straßburg keinen Ausstellungsraum. Das Palais Rohan, das
sonst dienen konnte, wird in diesem Sommer renoviert, ist also
nicht frei. (Daß man dort in den wundervollen Decken die
Löcher ausflickcn muß, die nicht etwa durch die Kugeln 1870,
sondern danach für die Gestelle der Bibliothek eingeschlagen
wurden, ist auch ein kleiner Zeitspiegel.)
ine Bauausstellung
soll in diesem Sommer zu Stuttgart stattfinden und zwar
mit Beschränkung auf die bürgerliche Baukunst, um namentlich
den Baumeister auf dem Land und in der kleinen Stadt An-
regungen zu geben, technisch wie künstlerisch. Das ist sehr zu
begrüßen; denn nichts ist zurzeit gefährdeter als die kleinen Orte,
und nichts ist schlimmer als der Landbaumeister, der nach den
„modernsten Zeitschriften" seine Phantasie entwickelt. Cs wird
darauf ankommen, daß die Ausstellung konsequent und groß
genug ist, um wenigstens in Sllddeutschland eindringlich zu
wirken.
 
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