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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0180

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Barmer Kunstvercin
soll zum Stadtjubiläum im Mai (die Stadt ist dann
ISO Jahre alt) eine Ausstellung „altbergischer Jnnenkunst" statt-
finden, wozu aus rem ganzen bergischen Land alte Möbel bei-
gebracht werden. Wenn sie auch nicht eine solche Spezialität
darstellen, wie das belgische Haus, wird doch durch die gut-
bürgerliche Gesinnung der alten bergischen Familien mehr an
guten Stücken erhalten sein, als es im allgemeinen heute noch
möglich ist. Eine Ausstellung von modernen Werken im Barmer
PrivatbcsiH wird namentlich die beiden Sammlungen Toelle
zeigen. Im übrigen hat sich der Barmer Kunstverein mit seinem
4?. Vereinsjahr für eine fachmännische Leitung seiner künstlerischen
Angelegenheiten entschieden: Herr Dr. Reiche, der Sekretär der
letzten Kölner Ausstellung, ist als Konservator bestellt, wie es
scheint mit Glück. Cs steht zu hoffen, daß unter seiner Beratung
die Ruhmeshalle in Barmen bald ein so angenehmes Gesicht
gewinnt wie die Nachbarschaft, zumal er an dem neuen Vor-
sitzenden des Vereins Herrn Hugo Toelle einen Rückhalt hat,
dessen Enthusiasmus nicht die Tasche scheut und also ein er-
munterndes Vorbild ist. Durch ihn konnte von einer Zwintscher-
Ausstellung die bekannte „Melodie" in der Gemäldesammlung
des Vereins bleiben. Ankäufe und Gewinne im vergangenen
Jahr zeigen im Jahresbericht eine gute Haltung und stechen an-
genehm ab gegen den Bestand der Galerie. S.
mil Gott 1°.
Die wenigsten unserer Leser werden wissen, wer dieser war;
die Meldung von seinem Tode war in den Tageszeitungen dürftig,
und knüpfte meist nur an sein Lustspiel „Verbotene Früchte" an,
das, wie es gleicherweise hieß: „auch über unsere Bühne ging".
Ein Lustspieldichter also, und doch nichts weniger ist als dies:
ein einsiedlerischer Mensch und zarter Dichter, der nun mit vier-
undvierzig Jahren sich in Sorgen, die nicht nur die seinen waren,
zerrieben hat.
Professor Or. Woerncr in Freiburg hat ihm eine schöne
Grabrede gesprochen, aus der sein Bild sympathisch auftaucht.
Hier stehen einige Stellen davon:
Eine besondere eingeborene Liebe, ja Zärtlichkeit zur Scholle
entfremdete ihn dem bloß wissenschaftlichen, bloß dichterischen
Streben. Handarbeiter wollte er sein, Landarbeiter, den heimischen
Boden selbst bestellen und betreuen, werken und mühen unter den
Volksgenossen. Er lernte und arbeitete bei einem Gärtner; er
bewirtschaftete ein gepachtetes Gütchen in der Nähe von Breisach;
er nahm teil an allerlei Gründungen und Siedlungsversuchen,
wie sie der Drang nach einem natürlichen, schlichten, Körper und
Geist gleichmäßig bewegenden Dasein heute so zahlreich hervor-
bringt. Dazwischen einmal ging er auf die Wanderschaft, die
ihn bis nach Italien führte. Ohne alle Mittel, lebte und reiste
er richtig wie ein Bursche auf der Walz, nur eben wie ein
poetisch gestimmter, und hielt sich auch nicht für zu gut, ge-
legentlich in Tirol bei einem Bauern als Knecht einzustehen.
Endlich, im Jahre 18??, konnte sich sein innigster Wunsch er-
füllen: unabhängig, ungestört, allein niit der Natur, auf eigenem
Grunde zu wohnen. Er erwarb ein Stück Gelände am Fuß des
Zähringer Berges und errichtete sich dort im Tobel sein schönes,
weit über die Ebene hinblickcndes Haus. Selbsterworben war
auch dieses Glück, doch nicht mit dem Spaten — mit der Feder,
Einige Jahre früher, von einer dramatischen Gesellschaft um ein
Fastnachtsspiel ersucht, hatte er begonnen, des Cervantes Höhle
von Salamanca zu bearbeiten. Aber mehr und mehr war aus
dem fremden ein eigenes Werk geworden, das wirksame Lustspiel
„Verbotene Früchte", das alsbald seinen Weg nahm über sämt-
liche deutschen Bühnen. Der dichterische Erfolg führte ihn zu-
nächst keinen Schritt weiter auf der so bequem geglätteten Bahn.
Ausschließlich und fast eigensinnig, zur Betrübnis der Freunde,
widmete er sich wirtschaftlichen Aufgaben und technischen Pro-
blemen, unermüdlich nachsinnend über Verbesserungen, die be-
sonders dem kleinen Mann und seinem Betriebe sollten zugute
kommen. Wie sich Obst- und Weinbau heben, wie sich mit
praktischem Grundriß billige Heimstätten gründen, wie sich ein
wildwachsender Ginster als spinnbare Faser ließe nützlich machen —:
so übckall als Erfinder neue Erwerbsquellen zu erschließen, so
den Armen, den Vielen zu helfen: das war der Traum und
die Hoffnung und die Zuversicht seiner besten Mannesjahre. Das

war auch der Ursprung herzzerstörcnder Kümmernisse und leben-
verkürzender Sorgen. Denn die vielfachen und natürlich nicht
immer gelingenden Versuche zehrten alles Erworbene auf, und
sich selbst auch nur den nötigsten Vorteil zu wahren: dazu er-
wies er sich außerstande - der Poet! Endlich im neuen Jahr-
hundert nahm er die dichterische Tätigkeit wieder auf und schuf
sein dramatisches Hauptwerk „Edelwild", eine Dichtung, von
Geist und Humor und Lebensweisheit bis zum Uberquellen erfüllt.
Das Werk war schon von einer großen Berliner Bühne an
genommen, da zog er es wieder zurück, der Gewissenhafte, selten
mit sich Zufriedene. Auf keinem Gebiet und in der größten
Not kein Zugeständnis, — diese geradezu erhaben durchgeführtc
Forderung an sich selbst hat mehr als irgend die Ungunst der
Verhältnisse sein Leben gehemmt und endlich vernichtet. Die
Tragödie des Idealismus, die so oft gedichtet worden ist, —
Emil Gött hat sie gelebt.

eues Kayserzinn.
Kayserzinn ist als Material frei von Blei und durch
einen kleinen Zusatz von Kupfer und Antimon hart gemacht und
widerstandsfähig gegen Säuren. Cs ist nicht als Cinzelstück zur
Zier, sondern als Gebrauchsgegenstand gedacht, wie es das alte
Zinngeschirr auch war. Sein Erfolg ist einer der größten des
modernen Kunstgewerbes; während der Pariser Ausstellung z. B.
gingen 5000 Postsendungen Kayserzinn dorthin, es ist längst ein
Artikel des Weltmarktes. In seinen guten Stücken zeigt es gute
Gebrauchsformen, bei denen dem weichen Metall entsprechend
scharfe Kanten und Ränder vermieden sind, und eine flache
Ornamentik, die es verträgt, mit Sand gescheuert zu werden.
Wie die Abbildungen neuer Stücke in diesem Heft zeigen, macht
Engelbert Kayser, der allzeit erfindungsreiche Vater vom Kayser-
zinn, die „modernste" Bewegung im Kunstgewerbe, nämlich die
zum historischen, ein wenig mit. Nicht ohne die besondere Gefahr,
an Formen zu geraten, die zu hart für sein duff glänzendes
Metall sind. Freilich gewinnt er dabei — wie namentlich der
schöne Nosenkorb und die Fruchtschale beweisen — an Diskretion
der Schmuckformen. Auch prägen sich die neueren Stücke deut-
licher als Gebrauchsgcgenstände aus, indem gewisse weiche Guß-
formen, die mehr für Zierstllcke geeignet waren, jetzt ganz dem
praktischen Zweck weichen müssen. Trotzdem sähe man z. B.
an der flachen Schale die beiden Griffe lieber nicht als die be-
kannte historische Schmuckform.
Sieht man diese schönen Stücke, so begreift man die närrische
Sammelei alter Teller und Kannen nicht, die immer noch im
Schwang ist. Diese verbeulten alten Dinge sind selten schön
und durch ihr weiches Metall nicht sehr geeignet zum Gebrauch.
Während Kayserzinn unsern Bürgerhäusern Gelegenheit gibt,
nicht nur ein bißchen Spielerei zu treiben, sondern wirklich wieder
zu zinnernem Geschirr zu kommen, wie es in guten Zeiten die
Bürger- und Bauernhäuser hatten, die sich heute mit Imitationen
aller Art behelfen. S.

lö gewerbsmäßigen Plagiator
hat vr. W. Ament, Würzburg, den Bocholter Lehrer
A. Hackemann festgestellt, der nach seinen Feststellungen seit 1?02
in ?Z Zeitschriften 45 Aufsätze veröffentlichte, von denen wahr-
scheinlich kein einziger von ihm selber herrührt, sondern guten
Autoren gestohlen ist. Die Rheinland,: brachten von ihm „Rhein
romantik" (Jahrgang V, Heft V, S. I?5), „A. Stifter" (Jahr-
gang V, Heft X, Lr. ?65), „Kleist und Hebbel" (Jahrgang VI,
Heft VI, S. 220), „Zur Geschichte des Wunderhorns" (Jahr-
gang VI, Heft XI, S. I8d), „Goethe und sein Freund Moritz"
(Jahrgang VII, Heft XI, S. 187). Nur von der vortrefflichen
Arbeit über Kleist und Hebbel ist bisher der Autor festgestellt:
De. Christian Gaehde in Dresden. Vielleicht kann einer unserer
Leser durch einen Hinweis helfen, auch bei den übrigen Arbeiten
die wirklichen Verfasser zu ermitteln. Der Artikel von vr. Gaehde
hatte i» der Montags-Beilage zum Dresdener Anzeiger gestanden,
also an einer Stelle, die mir nicht so leicht vor Augen kommen
konnte. Das deutet die Taktik dieses Fälschers an, der nament-
lich die Sonntagsbeilagen von Tageszeitungen bestahl („Post",
„Bund" usw.) und an einer möglichst davon entfernten Stelle
den Raub verwertete. Die Red.




Herausgeber W. Schäfer, Verlag der Rheinlande G. m. b. H., Druck A. Bagel, Düsseldorf.
 
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