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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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[Heft 6]
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Knorr, Theodor: Lothar von Seebach
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Fischer, Karl: Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0193

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Eine leider nur eine Woche dauernde Ausstellung
der Manufaktur in ihren eigenen Räumen hat wiederum
zweierlei bewiesen. Erstens, daß sie geradezu berückend
schöne Dinge zu bieten hat, und zweitens, daß sie noch
lange nicht die Resonanz findet, die ihr gebührt. Man
möchte die auch in ihrer Aufmachung außerordentlich
reizvolle Allsstellung mit ihrem Gepräge echter ernster
Kunst, mit dem bezaubernden Funkeln und Leuchten
ihrer Platten und Gesäße, mit ihrer Tonschönheit, mit
dem wundervollen tiefen oder fröhlichen Klang ibrer
Farben nehmen können, um sic überall zu zeigen und
zu sagen: Seht her. Es sind einzige Dinge, die wir
zu bieten babcn.
Aber nichts ist im Grunde erklärlicher, als der lang-
same Gang ihres Ruhmes. Professor W. Süs, der
Leiter der Manufaktur, ist Maler und hat als Künstler
den besonderen Ehrgeiz, aus seinen Händen nur wirk-
liche Kunstwerke zu entlassen. Die Sache geht so, daß
er seine Kollegen aus der Malerei und Bildhauerei an-
rcgt, sich in der Keramik zu versuchen, wie sie wollen,
nach eigenen Einfällen, ohne Programm und Vorschrift —
ganz persönliche Kunst. DaS
ist ibm gelungen, und heute,
nach 8 Jahren, sieht Süs
neben sich eine Reihe von
Mitarbeitern, um die ihn
jede Manufaktur der Welt
beneiden darf, und mit der
er jede, die höchste Aufgabe
lösen kann. Ich denke, es
lohnt sich, einmal die wich-
tigsten Namen aufzuzählen,
um den Umfang scstzustcllcn,
den Süs seiner Sache zu
geben verstand. Es sind die
Maler und Malerinnen:
Barth, Buck, H. Eichrodt,
Freytag, Glück, Grcs, Fcrd.
Keller, Lieber, Luntz, Leiber,
Mutter, Puhonny, Roman-
Förstcrling, Schefscr,
Schroedter, Walter, Weiß,
Hans Thoina, v. Volkmann.

Und die Bildhauer: Albicker, Binz, Dietsche, Elsäßer,
Ebchalt, Gerstel, Graseggcr, Groß, Kollmar, Karchcr,
Müller, Preiser, Rauschert, Sauer, Schädler, Schulze,
Taucher, Volz, Weber, Wölber, Würtenberger. Und
doch hat diese Vielheit für die Manufaktur zwei Seiten.
Sie ist von unschätzbarem Wert für den schließlichen
Bestand an bedeutenden Kunstwerken, die zumeist Unika
bleiben werden, da sie in ihrer größeren Zahl nur durch
die Künstler selbst wiederholt werden können. Mit
Wiederholungen befassen sich die Künstler aber nicht
gerne, sie wollen Neues schaffen und - Besseres. Es
ergibt sich also wohl eine Linie nach oben, nach einem
Gipfel, aber keine nach der Breite. Und das ist
für die Manufaktur die Kehrseite der glänzenden
Medaille. Was Meißen, Ssvres, was Kopenhagen
bekannt gemacht hat, ist die Beschränkung in der
Art und die Unbeschränktheit in den Wiederholungen.
Sic haben einen fest nmrisscnen Charakter, der jedem
Freund der Keramik geläufig ist. DaS fehlt der
Majolika-Manufaktur — bis jetzt — und es mögen
noch manche Jahre vergehen, bis der Stempel ^
allgemein bekannt M
sein wird als das —
Zeichen für das ^
Beste, was Deutschland an
Fayencen hcrvorbringt. —
Den Versuch, auch einen
Absatz nach der Breite zu
erreichen, inacht jedoch die
Manufaktur seit diesem Jahre
durch ihre GlaSsluß-Gcsäße —
Blumenvascn, die in Form
und Farbe aus die ver-
schiedenen Blumenartcn ab-
gestimmt sind. Sie schlug
damit gleich durch; der Ver-
kauf hat alle Erwartungen
erfüllt.
Uber die noch kurze Ge-
schichte der Manufaktur und
ihre Entwicklung berichtet
ein vortrefflicher Aussatz in
dem kleinen Buch „Keramik"

p/

Hans Thoina.

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