Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (15.1908)

derb humoristischen,
lebhaft bewegten Kari-
katur, verbindet sich
bei ihm mit der Fähig-
keit, die höchste Schön-
heit der Farbe aus
dem Material heraus-
zuholen. Eine ein-
gehende Würdigung
seiner Kunst findet
sich in dem bereits
angeführten Buch von
Karl Widmcr, aus
das ich der hier ge-
botenen Kürze wegen
nochmals Hinweisen
möchte. Neben Thoma
und Süs bestimmen
die Arbeiten Würten-
bergers den Charakter
der Ausstellung, und
sie gehören zu jenen
„einzigen Dingen", von denen einleitend die Rede war.
An Strenge der Form ihm überlegen ist Konrad
Taucher. Diesem ist nicht, wie Würtenbcrger, die Schön-
farbigkeit eine Hauptsache, wenn nicht überhaupt die
Trägerin der Konzeption, sondern Taucher bleibt in dem
eigentlichsten Gebiete der Bildhauerei, der gründlich
studierten, organischen Durchbildung seiner Modelle; sein
Material ist das Steinzeug. Unter mehreren Arbeiten
seien die Knabenbüste als Ausdruck seiner Beherrschung

der Form, und ein
Krebs als prächtiges
Ornament hervorge-
hobcn. — Die ande-
ren Bildhauer haben
nur gelegentliche Ar-
beiten ausgeführt,
von denen wir den
ausgezeichneten weib-
lichen Akt von Herm.
Binz reproduzieren.
ES ist schon frü-
her das Bedauern
darüber aus-
gesprochen worden,
daß die Manufaktur
nicht häufiger von
Architekten ausgenutzt
wird. Wir haben
hier in Karlsruhe
lehrreiche Beispiele für
die rasche Zerstörung
von Fresken an Außenwänden, und als Gegenbeispiel die
tadellose Erhaltung des Fassadenschmuckes (Majolika-
Türumrahmung und Fliesenbilder), den Süs dem Manu-
faklurgebäude vor acht Jahren gab. Eine der Hoff-
nungen der Manufaktur ruht auf dieser Beschäftigung
durch die Architekten, und wenn sie sich erfüllt, so wird
zugleich für den modernen Häuserbau eine neue Schön-
heit gewonnen sein, die nicht hoch genug cingeschätzt
werden kann. Karl Fischer.


W. Sus.


W. Süs.