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Sethe, Kurt [Hrsg.]; Partsch, Josef [Bearb.]
Demotische Urkunden zum ägyptischen Bürgschaftsrechte vorzüglich der Ptolemäerzeit — Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44567#0588

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574

Sethe-Partsch, Demot. Bürgschaftsurkunden.

[XXXII.

man auch für die demotische Klausel einen Zusammenhang mit
der Exekutiv Wirkung vermuten wollen. Man könnte die demoti-
schen Urkunden als Typus eines Rechtszustandes fassen wollen,
der für die antike Rechtsentwicklung seine große Bedeutung ge-
habt hat: die demotischen Urkunden haben das Generalpfand dort,
wo die hellenistischen Urkunden die Exekutivklausel aufweisen.
Aus der Verschmelzung der beiden Systeme, die auch sonst im
Altertum nebeneinander stehen, könnte man die byzantinische
Generalhypothek erklären wollen.1) Diese Hypothese könnte sich
in verführerischer Weise darauf berufen, daß in einer alten de-
motischen Urkunde aus dem 4. Jahr Darius I. an der Stelle der
oben zitierten Klausel eine echte Pfändungsklausel steht2): Si je
ne te les donne pas avec leurs interets, fais etre pour cela les
gages que tu voudras. Que je te donne maisons, champs, esclaves,
mäles et femelles, fils, Alles, boeufs, änes, argent, tout au monde,
et que tu les prennes pour ces choses. Ebenso P. Berlin 3110,
bei Revillout, Notice p. 445 (Zeit des Darius I).3 4) An Stelle der
Vermögenshaftungsklausel steht in der Pariser Urkunde zweifellos
eine Pfändungsklausel, und in der Berliner. Urkunde scheint die
Pfändungsklausel nur eine nähere Ausführung der Vermögens-
haftungsklausel zu sein, welche dort vor der Pfändungsklausel
erhalten ist.
Aber diese Ausdeutung der Klausel über die Vermögenshaf-
tung tyäre unrichtig. Richtig ist nur, daß auf Grund der Ver-
mögensklausel das gesamte Vermögen des Schuldners, der sie ver-
einbarte, dem Zugriff des Gläubigers unterlag?) Aber ob in jenen
1) Revillout, Rev. egypt. I, 122. 2, ...Les obligations en droit egyptien 192.
Precis 2, 1232fr., 1238 spricht zwar von hypotheque generale, aber versteht unter
der Klausel eine Befugnis zur Pfändung.
2) Revillout, Notice p. 417 (P. Louvre E 9293). Griffith, inventory (Ry-
lands Papyri III, p. 29) no. 52.
3) Re villout, Notice p.442. Spiegelberg, Demot. Pap. Berlin S. 4. Griffith,
inventory no. 62. Revillout läßt den Papyrus aus der Zeit des Artaxerxes stammen.
4) Also wie in den mittelalterlichen germanischen Rechten die Pfändungs-
klausel neben der Abrede über Vermögenshaftung, vgl. Puntschart, Schuldvertrag
und Treugelöbnis S. 199 ff. A. Schultze in der Besprechung von Voltelini, Süd-
tiroler Notariatsimbreviaturen I. Z.Sav.-St., Germ. Abt. 2 1 (igoo), S 322^· Egger,
Vermögenshaftung und Hypothek im fränkischen Recht S. 137 ff. 144. 17 8 ff.
Gierke, Schuld und Haftung S. 334. Planitz, Vermögensvollstreckung im deut-
schen mittelalterl. Recht I 274ff.
 
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