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https://doi.org/10.11588/diglit.44567#0778
764
Setjeie-Partsch, Demot. Bürgschaftsurkunden. ixxxii.
Anhang.
§ 17. Die koptischen Urkunden.
Sethe hat (oben S. 496ff.) einige der wichtigsten unübersetz-
ten Zeugnisse für die Bürgschaft in den Bibelstellen und in den
Urkunden der koptischen Zeit aus dem 7. und 8. Jahrhundert zu-
sammengestellt, soweit in diesen Quellen die alten Bürgschafts-
worte der demotischen Quellen Vorkommen. Eine juristische Wür-
digung aller Urkunden der späten Bürgschaft wird der Darstellung
der justinianischen Bürgschaft vorbehalten.1) Denn deren Recht
lebt in der christlichen Bevölkerung unter der arabischen Herr-
schaft weiter. Die zahlreichen Bürgschaften für Kleriker2 3) ent-
sprechen den Bürgschaften der spätrömischen Zeit für die Amts-
führung der Liturgen, die Bürgschaften für das Wohlverhalten
eines bußfertigen Sünders8), die den kirchlichen Oberen bei der
kirchlichen Sittenzucht4) gestellt werden, stehen den byzantinischen
Friedebürgschaften5) nahe. Die byzantinischen Kautionen zum Pro-
zeß wie zum Schiedsverfahren6) 'werden ebenso nachgebildet7) wie
die justinianische Kaution des Beklagten für seinen procurator8),
bei der bekanntlich die Partei als Büpge für den Vertreter auftritt.
Im Zusammenhänge mit den älteren ägyptischen Rechtsur-
kunden interessiert nur eine Tatsache: die ägyptische Selbstbürg-
schaft (oben S. 599ff.) lebt in den koptischen Urkunden noch in
der Rolle der byzantinischen Stipulation römischer Ordnung weiter.
Das Leistungsversprechen oben Nr. 23 (S., 503) wie in dem Korn-
darlehen Nr. 24 (oben S. 504) wird offenbar vom Selbstsehuldner
1) Vgl. für den Kauf die gute Studie von Boulard in Etudes d’histoire juri-
dique offertes a Paul Frederic Girard II (1913) S. 1 ff.
2) oben Nr. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 35. Die Amtspflichten werden durch die
kirchliche Rechtsordnung der canones ecclesiastici, der sogenannten Canones Aposto-
lorum, bestimmt. Vgl. Horner, The Statutes of the Apostles, London 1904.
3) Nr. 36. 37. 38 oben S. 507t
4) Vgl. die ägyptischen Canones, Leipoldt, Texte und Untersuchungen zur
Geschichte der altchristlichen Literatur, N. F. XI (1904) Heft ib S. 2 6ff.
5) P. Preisigke, Sammelbuch 4658 (P. Wien. Denkschr. 37 S. 1 2 1 Nr. 23),
der in denselben sachlichen Zusammenhang der Kirchenzucht gehört. — P. BGU 401
(anno 618 n. Chr.), der an den defensor civitatis gerichtet ist, zu beiden Wenger,
Rechtshistor. Papyrusstudien S. 5 3 ff.
6) Nov. 96 c. 1. Nov. 1 12 c. 2. Dazu P. Lond. Vp. 191, n. 1732 (anno 586 n.Chr.).
7) oben Nr. 41 S. 509. 8) Nr. 41 S. 510, vgl. Inst. 4, 11, 4.
Setjeie-Partsch, Demot. Bürgschaftsurkunden. ixxxii.
Anhang.
§ 17. Die koptischen Urkunden.
Sethe hat (oben S. 496ff.) einige der wichtigsten unübersetz-
ten Zeugnisse für die Bürgschaft in den Bibelstellen und in den
Urkunden der koptischen Zeit aus dem 7. und 8. Jahrhundert zu-
sammengestellt, soweit in diesen Quellen die alten Bürgschafts-
worte der demotischen Quellen Vorkommen. Eine juristische Wür-
digung aller Urkunden der späten Bürgschaft wird der Darstellung
der justinianischen Bürgschaft vorbehalten.1) Denn deren Recht
lebt in der christlichen Bevölkerung unter der arabischen Herr-
schaft weiter. Die zahlreichen Bürgschaften für Kleriker2 3) ent-
sprechen den Bürgschaften der spätrömischen Zeit für die Amts-
führung der Liturgen, die Bürgschaften für das Wohlverhalten
eines bußfertigen Sünders8), die den kirchlichen Oberen bei der
kirchlichen Sittenzucht4) gestellt werden, stehen den byzantinischen
Friedebürgschaften5) nahe. Die byzantinischen Kautionen zum Pro-
zeß wie zum Schiedsverfahren6) 'werden ebenso nachgebildet7) wie
die justinianische Kaution des Beklagten für seinen procurator8),
bei der bekanntlich die Partei als Büpge für den Vertreter auftritt.
Im Zusammenhänge mit den älteren ägyptischen Rechtsur-
kunden interessiert nur eine Tatsache: die ägyptische Selbstbürg-
schaft (oben S. 599ff.) lebt in den koptischen Urkunden noch in
der Rolle der byzantinischen Stipulation römischer Ordnung weiter.
Das Leistungsversprechen oben Nr. 23 (S., 503) wie in dem Korn-
darlehen Nr. 24 (oben S. 504) wird offenbar vom Selbstsehuldner
1) Vgl. für den Kauf die gute Studie von Boulard in Etudes d’histoire juri-
dique offertes a Paul Frederic Girard II (1913) S. 1 ff.
2) oben Nr. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 35. Die Amtspflichten werden durch die
kirchliche Rechtsordnung der canones ecclesiastici, der sogenannten Canones Aposto-
lorum, bestimmt. Vgl. Horner, The Statutes of the Apostles, London 1904.
3) Nr. 36. 37. 38 oben S. 507t
4) Vgl. die ägyptischen Canones, Leipoldt, Texte und Untersuchungen zur
Geschichte der altchristlichen Literatur, N. F. XI (1904) Heft ib S. 2 6ff.
5) P. Preisigke, Sammelbuch 4658 (P. Wien. Denkschr. 37 S. 1 2 1 Nr. 23),
der in denselben sachlichen Zusammenhang der Kirchenzucht gehört. — P. BGU 401
(anno 618 n. Chr.), der an den defensor civitatis gerichtet ist, zu beiden Wenger,
Rechtshistor. Papyrusstudien S. 5 3 ff.
6) Nov. 96 c. 1. Nov. 1 12 c. 2. Dazu P. Lond. Vp. 191, n. 1732 (anno 586 n.Chr.).
7) oben Nr. 41 S. 509. 8) Nr. 41 S. 510, vgl. Inst. 4, 11, 4.