Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

DOI Heft:
Nr. 1 (7. Januar)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0004
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

DIE WELT KUNST

Jahrg. VIII, Nr. 1 vom 7. Januar 1934

• •
Nachrichten von Überall

Ein neuentdeckter Rembrandt
Die Galerie D. Katz in Dieren (Holland)
zeigt gegenwärtig das „Bildnis eines jungen
Mannes“, das sie in ziemlich verschmutztem Zu-
stande aus englischem Privatbesitz erwarb und
das sich nach Entfernung verschiedener Firnis-
schichten als ein authentisches, signiertes und
1635 datiertes Werk von Rembrandt erwies
(siehe Abbildung). Das Bild ist meisterhaft in
der breiten Ausführung, besonders des präch-
tigen Kostümes, wirkungsvoll in der feinen
Farbenzusammenstellung des bräunlichen Man-
tels mit der leuchtend goldenen Borte, des
grauen und bläulichen Untergewandes mit der
Goldkette, erfüllt von dem strotzenden Leben in
den frischen Gesichtsfarben und den üppigen
Locken, wie es für die Kunst Rembrandts in den
ersten Jahren seiner Heirat bezeichnend ist.
Valentiner glaubt in den Zügen des Dargestell-
ten die des Ferdinand Boi erkennen zu dürfen,
der damals in der Werkstatt Rembrandts ar-
beitete.
Forderungen des italienischen
Kunsthandels
Der Rat der Kunsthandels-Federazione hat
in diesen Tagen das Arbeitsprogramm für das
Jahr 1934 aufgestellt. Es sind hierbei einige
Forderungen aufgestellt worden, die auch inter-
national interessant sind. So ist an erster
Stelle eine antiquarische Messe internationalen
Charakters verlangt worden, die in Venedig vor
sich gehen soll und, wie es sich von selbst ver-
steht, alle zwei Jahre mit der Biennale ver-
bunden werden wird. Es besteht die Möglich-
keit, daß man schon 1934 eine derartige Messe
improvisieren wird. Das Unternehmen ist als
ein großer internationaler Markt gedacht, auf
dem Italiens Kunsthandel naturgemäß in
vorderer Stelle stehen und der eine gute Ge-
legenheit bieten würde, sich in das inter-
nationale Geschäft breit einzuführen. Außerdem
soll im Jahre 1934 eine Ausstellung der
Kirchenschätze Roms veranstaltet werden und
zwar unter Mitarbeit des Heiligen Stuhles. Es
stellt dieses Unternehmen die direkte Fort-
setzung jener Florentiner, unter dem Patronat
des Erzbischofes vorgenommenen und sehr er-
folgreich verlaufenen Ausstellung von Kirchen-
schätzen aus der Diözese von Florenz dar. Ent-
sprechend den Beschlüssen des internationalen
Kunsthandelskongresses von Mailand hat die
italienische Federazione Schritte zur Bildung
der internationalen Kunsthandelskommission
unternommen. Ferner soll das Uebereinkom-
men mit der „Federazione artisti“ (dem
Künstlersyndikat), nach dem eine gemeinsam
veranstaltete Verkaufsaktion für die modernen
Kunstwerke durchgeführt werden soll, im
Jahre 1934 eine noch weitere und praktischere
Anwendung erhalten. —th.
Leo Frobenius in Rom

Prähistorik Nordafrikas in Rom vorgesehen zu
sein und diese Schau, die immerhin schon in
den Pariser, Züricher und Rotterdamer Aus-
stellungen Vorläufer hatte, soll vornehmlich
den Entwicklungsgang der Kulturen rund um
das Mittelmeerbecken herausschälen. Da der
italienische Prähistoriker C i p r i a n i bei
seinen Forschungen in Tripolitanien und im
Fezzan zu ganz den gleichen Anschauungen

Bild, ein Meisterwerk seiner pleinairistischen
Genremalerei, ist nunmehr durch Schenkung
in den Besitz der Oesterreichischen Galerie
übergegangen. Es gibt einen Ausschnitt aus
dem Leben der Bauern im Wienerwald. Vor
der Höldrichsmühle in der Hinterbrühl hat sich
das Volk versammelt. Neben dem Wagen
steht, Hand in Hand, das Brautpaar, die Braut
mit dem Hochzeitskranz in den Haaren. Links,


Bei seinem jetzigen Aufenthalt in Rom hat
Leo Frobenius italienischen Journalisten Inter-
views über seine letzten Expeditionsergebnisse
gewährt und abgesehen von diesen interessan-
ten Mitteilungen eine Ausstellung der neuen
Funde in Rom in Aussicht gestellt. Ferner
scheint eine große Ausstellung der gesamten

GALERIE
HABERSTOCK
BERLIN W9, BELLEVUESTRASSE 15
dudtgu tafett
eine sehr bedeutende
frühe
Thoma-
Landschaft
möglichst
mit Figuren

Rembrandt, Männliches Bildnis
Sign., dat. 1635 — Leinwand, 118,5 : 96,5 cm
Galerie D. Katz, Dieren (Holland)

wie Frobenius gekommen ist und man in Ita-
lien glaubt, daß die wichtigsten Ereignisse der
vorgeschichtlichen Kulturentwicklung gerade
im italienischen Tripolitanien vor sich ge-
gangen seien, worin man auch durch Frobenius
unterstützt wird, so wird die große Afrika-
Ausstellung in einer gewissen Weise zu einer
nationalen Angelegenheit. Man spricht von
einer Verbindung der prähistorischen Ausstel-
lung mit der Kolonialausstellung von 1934;
doch dürfte eine Verlegung nach Neapel bei
dem römischen Konzentrationswillen kaum vor-
genommen werden.
Ein Meisterwerk Waldmüllers
Sechs Jahre vor seinem Tod, auf dem Gipfel
seiner Kunst, hat Waldmüller den „Abschied
der Braut vom Elternhaus“ geschaffen. Das

als Gegenstück, ein Greisenpaar. Der Alte
fröhlich den Hut schwenkend, die derb-gut-
mütige Gesponsin mit einem in ein Tuch ge-
wickelten Teller, der eine kleine Wegzehrung,
wohl Waldbeeren, enthält. P.-N.
Neuerwerbungen der Österr.
Galerie in Wien
In der Jahressitzung der Julius-Reich-
Künstlerstiftung wurde der Ankauf von J. Do-
browskys „Donaulandschaft“, Franz Elsners
„Kind“, E. Langs „Mutter und Kind“ und Igo
Poetschs „Hinterbrühl“ für die Österreichische
Galerie beschlossen. G. Merkel, R. Andersen,
R. Philippi, R. Payer-Gartegen, der Graphiker
F. Silberbauer, die Bildhauer W. Frach und
F. Opitz u. a. wurden mit Ehrenpreisen be-
dacht. P.

DIAMANTEN-REGIE
Alte Gemälde
Juwelen
BERLIN W15, KURFURSTENDAMM 2,3

Großer Staatspreis für Maler
und Bildhauer 1933
Der Wettbewerb um die Großen Staatspreise
der Preußischen Akademie der Künste für
Maler und Bildhauer ist heute entschieden
worden. Der Große Staatspreis für Maler
wurde dem Maler Hans List, Berlin, ver-
liehen. Der Große Staatspreis für Bildhauer
kam nicht zur Verleihung. Es wurden dafür
drei gleich hohe Prämien den Bildhauern Ernst
Balz, Berlin, Rudolf L e p t i e n , Berlin, und
der Bildhauerin Hanna C a u e r , Kreuznach,
zugesprochen.
Die Wettbewerbsarbeiten sind in den Aus-
stellungssälen der Akademie der Künste in
Berlin bis Dienstag, den 9. Januar, von 10 bis
4 Uhr zur öffentlichen Besichtigung aus-
gestellt.
Personalien
Prof. Dr. Max Sauerlandt, der ehern. Direktor
des Hamburger Museums für Kunst und Ge-
werbe, ist kurz nach der Rückkehr von einer Süd-
landreise im Alter von erst 54 Jahren gestorben.
Seine Museumskarriere begann er als Museums-
direktor in Halle, wo er mit seinem freien Blick
für lebendige Kunst das Ansehen des Museums
bedeutend gefördert hat. Als Nachfolgei- von
Justus Brinkmann übernahm er die Leitung des
Hamburger Museums für Kunst und Kunstge-
werbe; obgleich hier die Pflege des Kunst-
gewerbes in den Vordergrund zu stellen war, war
Sauerlandt ein eifriger Förderer moderner Kunst.
Besonders rege war sein Interesse für Emil
Nolde und den Brücke-Kreis. Auf kunsthistori-
schem Gebiete lag das Interesse Sauerlandts vor-
wiegend bei der Plastik. Sauerlandt war eine
kämpferische Natur, die sich lebhaft für ihre
Ideen einsetzte; auf kunsthistorischen Kon-
gressen und in aktuellen Kunstdiskussionen trat
er führend hervor.
Geh. Rat Prof. Dr. Hermann Thiersch, der
bekannte Archäologe, begeht am 12. Januar seinen
60. Geburtstag.
Hofrat Prof. Dr. Alfred Stix, Direktor der
Albertina in Wien, wurde vom österreichischen
Bundespräsidenten zum ersten Direktor des
Wiener Kunsthistorischen Museums ernannt.
Hofrat Joseph Meder, dem ehern. Direktor der
Wiener Albertina, wurde vom akademischen Se-
nat der Universität Wien das goldene Doktor-
diplom verliehen.
Prof. Klemens Holzmeister übernimmt an
Stelle des in den Ruhestand tretenden Prof. Al-
fred Roller die Leitung des Ausstattungswesens
der Wiener Staatsoper.
Den Wienern Künstlern Architekt F. M a t u -
schek, Bildhauer Otto H ofner, den Malern
Josef Dobrowsky und Erwin Lang wurde
der Professoren-Titel verliehen.
Dr. Alfred Schubert, der Düsseldorfer Kunst-
forscher, den Lesern der „Weltkunst“ als lang-
jähriger Mitarbeiter bekannt, wurde zum haupt-
amtlichen Kustos des Düsseldorfer Kunstmuseums
und des Stadtmuseums ernannt.
Dr. Wilhelm Köhler, der Direktor der Staat-
lichen Kunstsammlungen in Weimar, außerordent-
licher Professor an der Universität Jena, hält
während des Wintersemesters an der Harvard-
Universität in Cambridge Vorlesungen.
Dr. A. v. Oertzen, Berlin, Laubenheimer
Platz 9, hat die von dem kürzlich verstorbenen
Kunsthistoriker Dr. Erich Roemer geleitete
„Correspondenz für Kunst und Wissenschaft“
übernommen.
Baron Eduard von der Heydt, der große
deutsche Sammler exotischer Kunst, dessen chine-
sische Skulpturen im Berliner Völkerkunde-
Museum einen wichtigen Bestandteil bilden, hat
den indischen Teil seiner Sammlung dem Kunst-
gewerbe-Museum in Zürich als Leihgabe zur Ver-
fügung gestellt. Damit erhält Zürich eine Sehens-
würdigkeit, wie sie nur wenige Städte in Europa
zu bieten haben, denn die indischen Skulpturen
der Sammlung von der Heydt, insbesondere die
südindianischen Bronzen, sind Meisterwerke von
außerordentlicher Seltenheit. Ein Katalog der
Sammlung erschien bei Bruno Cassirer in Berlin.

Münchener Altertumsverein
Der vergangene Monat brachte zwei Fach-
abende, die Erwähnung verdienen. Am 4. Dezember
referierte Herr A. Jagemann über die Ent-
wicklungsgeschichte der Zeitmeß- und Uhrmacher-
kunst mit Vorzeichnung von Uhren des 16. bis
19. Jahrhunderts. Der Abend des 18. Dezember
war mit seinem Thema „Christustypen aller
Zeiten und alte Krippenfiguren“ auf das Weih-
nachtsfest eingestellt. Aus dem reichen An-
schauungsmaterial, das die Mitglieder aus ihren
Sammlungen mitgebracht hatten, sei die Reihe
romanischer Bronze-Kruzifixe des Vorsitzenden
Dr. Wilm und die Kollektion des Grafen Lux-
burg hervorgehoben. F.
Holzschnitt-Illustratoren
Die Staatliche Kunstbibliothek in Berlin ver-
anstaltet gegenwärtig eine Ausstellung von Ar-
beiten dreier zeitgenössischer Künstler unter dem
Titel: „Drei Holzschnitt-Illustratoren“: Hans
Pape, Rudolf Riege, Karl Rössing.

Vorträge
In der Gesellschaft für Ostasia-
tische Kunst wird am Dienstag, den 9. Ja-
nuar, Herr Prof. Ferd. Lessing, der soeben
von einem langjährigen Aufenthalt in China und
der Mongolei zurückgekehrt ist, über: Die Sym-
bolsprache der chinesischen Kunst
sprechen. — Der Vortrag findet um 20 Uhr im
Gobelin-Saal des Hotel Prinz Albrecht, Prinz-
Albrecht-Straße 9, statt.

KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf V erka uf

Direktion: Fritz-E duard Hartmann. Schriftleiter: Dr. W e r n e r R i c h ar d D e u s c h. — Red.-Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / Paris: M. L. Szecsi, 232 Bld. St. Germain, Tel.: Littr6 56-18 / Rom: (r. Rein-
fe oth / Wien: Dr. St. Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. II., Berlin W62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W62.
Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellen-
angabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. A. d. Nr. 2400. Druck H. S. Hermann G-. m. b. H.. Berlin SW 19.
 
Annotationen