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21. JANUAR 1934
D I E
VIII. JAHRGANG, Nr. 3
NST
LMONDE<teAKIS
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES DEUTSCHEN REICHSVERBANDES DES KUNST- UND ANTIQUITÄTEN HAN DE LS E. V. MÜNCHEN
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.»
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führten Länder sfrs. 7; Übersee § 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Zur englischen Ausstellung
in London
I.
Das Programm der großen nationalen Aus-
stellungen im Burlington House, das 1933 eine
Unterbrechung erlitt, findet dieses Jahr seine
Fortsetzung mit einer englischen Ausstellung.
Umfang und Anordnung dieser Darbietungen
sind bereits schon so traditionell geworden, daß
über die leitenden Prinzipien nicht berichtet
zu werden braucht. Auf Malerei und Zeichen-
kunst ist der entscheidende Akzent gelegt, die
großen Meister nehmen die ihnen gebührende
Stelle im ganzen ein; ein Rundgang führt den
Besucher in chronologischer Folge vom Mittel-
alter bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Englands insulare Lage wird einem durch
diese Schau außerordentlich stark bewußt. Das
mag seltsam klingen, zumal angesichts des
mittelalterlichen Raumes, der doch ein recht
provinzielles Bild vermittelt; England stand zu
jener Zeit wahrhaft im Schatten des Konti-
nents. Abei- die Darstellung des Mittelalters
ist nur ein kurzer Auftakt zu derjenigen des
18. und des früheren 19. Jahrhunderts, und
mit Recht, denn in dieser kurzen Zeitspanne
manifestiert es sich in der Tat am ur-
eigensten;
Diese Porträts von Gainsborough, Rey-
nolds und Romney, die Landschaften Con-
stables und Turners sind „leichte“ Kunst.
Zumal der deutsche Beschauer reimt auf
„leicht“ gerne „seicht“, vielleicht hat er Un-
recht. Vielleicht gehen wir da über etwas zu
schnell hinweg, weil es uns fern liegt, und
nehmen es als bedeutungslos, weil seine Deu-
tungen außerhalb unserer Anschauungen
liegen. Ich glaube, es ist keine Uebertrei-
bung, zu behaupten, daß von allen in dieser
Reihe veranstalteten Ausstellungen außer der
persischen keine dem deutschen Verständnis
so fern stand wie es diese tut. So mag es
verzeihlich sein, daß, bevor wir auf einzelnes
zu sprechen kommen, die Richtung gewiesen
wird, in die man sich, wie ich glaube, wenden
muß, um diese Kunst leuchten zu sehen. Die
Frage nach dem Gemeinsamen solch großer
Zahl von Persönlichkeiten ist bei einer Ueber-
schau über eine nationale Kunstproduktion im
übrigen nur allzu verständlich. Was ist das
Bestimmende im Gesamtbilde, welchen Zusam-
Thomas Gainsborough, Mme Bacelli
Lwd. 225 : 150 cm. — Slg. Lady Cunliffe-Lister
Ausstellung englischer Malerei in London
menklang empfinden wir darin als bezeich-
nend englisch ?
Der Deutsche rügt an der englischen Kunst
Oberflächlichkeit und Sentimentalität. Was
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wir vermissen ist Leidenschaft, die zu letzten
Möglichkeiten treibt, ist die glühende Hin-
gabe, die in den tiefsten Untergrund hinein-
Fortsetzung auf Seite 2
Die "Berliner Akademie stellt aus :
Chinesische
Malerei
Die Ausstellung „Chinesische Ma-
lerei der Gegenwart“, die die Berliner
Akademie am 20. Januar feierlich eröffnete
und die bis zum 4. März geöffnet bleibt, ver-
mittelt in Ergänzung der vor zwei Jahren
stattgehabten Ausstellung moderner Japaner
in glücklicher Weise unser Bild von dem neu-
zeitlichen Schaffen des fernen Ostens auf bild-
künstlerischem Gebiet. Die Zusammenstellung
dieser Schau von rund 300 Bildern lebender
Künstler — abgesehen von etwa 40 Arbeiten
jüngst verstorbener Maler — wird der gemein-
samen Arbeit der chinesischen Regierung und
ihres Kommissars, Prof. Liu Hai-su, so-
wie der Ostasiatischen Gesellschaft und der
Berliner Akademie verdankt. Dem schön aus-
gestatteten Katalog (Würfel-Verlag, Berlin-
Lankwitz) haben der neue chinesische Ge-
sandte, Liu Chung-chi eh, komm. General-
direktor Prof. O. Kümmel und der Präsi-
dent der Academia Sinica, Dr. Ts’ai Yüan-pei
Vorreden gewidmet, während Prof. Liu Hai-
su eine ausführliche Darstellung über „Ur-
sprung und heutige Richtungen der chinesi-
schen Malerei“ vorausgeschickt hat.
Vier Hauptrichtungen sind es vor allem,
die aus dem dargebotenen Material bei dem
Versuch einer Klassifizierung sich ergeben.
Voran die älteste Linie chinesischer Malerei,
die „literarische Richtung“, ausgehend von der
Anschauung, daß jeder wirkliche Maler gleich-
zeitig Dichter sein müsse. Diese Tradition
wird auf der Ausstellung vor allem von Wang
I-t’ing, Ti P’ing-tzu, Liu Hai-su und seiner
mächtigen Schule, Cheng Wu-ch’ang (Shang-
hai), Chang Ta-ch’ien (Su-chou), Ch’i Pai-
shih, Hsiao Ch’ien-chung und Yü Shao-sung
(Peiping) vertreten. Die „akademische Rich-
tung“, die eine strenge Formkunst pflegt und
ihren Namen von der Akademie des Kaisers
Hui-Tsung (1082—1135) ableitet, hat ihren
Hauptvertreter in P’u Ju (Peiping), die „anti-
kisierende Richtung“, streng in der Nachah-
mung früher, bekannter Meister befangen,
kenzeichnen Feng Ch’ao-jan und Wang
Sheng-yüan, die „Richtung des mittleren
Wang Ch’ung ■ s han , Heimkehr
Farben auf Seide, 119 : 57 cm
Ausstellung chinesischer Malerei
in der Akademie, Berlin
Wegs“, die eine Annäherung an den Naturalis-
mus unter Uebemahme der europäischen Per-
spektive und der Licht- und Schattenwirkungen
darstellt, wird von den Kantoner Meistern
Ch’en Shu-jen, Kao Ch’i-feng und Kao Chien-
fu repräsentiert.
Eine künstlerische Würdigung der Ausstel-
lung soll folgen.
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