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2. DEZEMBER

ART^eWORLD

LMONDE^AKß

VIII. JAHRGANG. Nr. 48

E

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.»
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
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früher:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern;
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs.7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50



Hohe Preise für Dürer und

Rembrandt bei Boerner

Margraf-van Diemen-Auktion

(Fortsetzung auf Seite 2)

nicht nur an Kapitalien, sondern auch an mal-
freudigen Künstlern überreich gewesen ist.
Einer der wichtigsten Zweige, die öster-
reichische Seite des Antwerpener Kunsthandels
im siebzehnten Jahrhundert, ist uns erst in
allerletzter Zeit in seiner ganzen Bedeutung
enthüllt worden durch die vom Antwerpener

Gunst
Publi-
haben.
geist-

Und dazu darf man auch
daß im siebzehnten Jahr-
noch die katholischen Groß-
Frankreich und Österreich in

kommt, in jeder Beziehung höchste Beachtung:
wissenschaftliche und künstlerische Bedeutung,
Erhaltung und Provenienz halten sich in fast
allen Fällen die Wage.
Es gibt kaum ein Gebiet der Kunst, das hier
nicht durch hervorragende Werke belegt ist.
Unter den Beständen der Fa. Margraf-Altkunst
nehmen die Wandteppiche eine erste Stelle
ein. Bei den Möbeln herrscht neben Arbeiten
der italienischen, französischen und deutschen
Renaissance das 18. Jahrhundert vor. Unter
dem Silber findet man eines der berühmtesten
Tafelservice aus deutschem fürstlichem Besitz,
dazu englisches Silber in großer Zahl; unter
den Porzellanen beinahe alle Manufakturen.
Die Plastik wird repräsentiert durch Holzskulp-
turen und Bronzen der italienischen Renais-
sance. Vitrinenobjekte, dekorative Einrichtungs-
gegenstände und eine Sammlung englischer
und französischer Farbstiche schließen diese
Abteilung ab.

Während des ganzen siebzehnten Jahr-
hunderts*) konnte die holländische Kunstaus-
fuhr noch keineswegs mit derjenigen der süd-
lichen Niederlande wetteifern: kam doch die
glänzende dekorativ-koloristische Begabung
der Vlamen und ihre Fähigkeit, die unver-
brauchte Kraft des europäischen Nordens mit
dem humanistisch-mythologischen Erbe der
Mittelmeerkultur zu verschmelzen, dem noch
wesentlich von den romanischen Kulturen ge-
prägten Gesellschaftsideal des aristokratisch
gestimmten Barockeuropa in ganz besonderem
Maße entgegen.
nicht vergessen,
hundert ja doch
Staaten Spanien,
Europa den Ton angaben und mit den Bürgern
des katholisch gebliebenen niederländischen
Südens engere Verbindung hielten als mit den
Ketzern aus den nördlichen Niederlanden. So
waren denn die südlichen Niederlande und in
ihnen wieder ihr wirtschaftlicher Hauptort
Antwerpen im Barock tatsächlich zur Aus-
gestaltung eines großzügigen Exportkunst-
handels um so mehr prädestiniert, als die
üppige Handelsstadt an der Schelde damals

Meister von Meßkirch, Muttergottes
Sig. C. G. 1525 —• Galerie van Diemen
Versteigerung: Paul Graupe, Berlin, 25. u. 26. Januar 1935

Trotz verhältnismäßig kleinen Umfangs
hatte die Kupferstichversteigerung
von C. G. B o e r n e r in Leipzig am 23. Novem-
ber dasselbe große Auktionspublikum nach
Leipzig gezogen, wie die weit reicheren Ver-
steigerungen anderer Jahre. Zweifellos lag
dies an der hohen Qualität der Blätter und
einer ausgesprochenen und starken Kauflust
auf diesem Gebiet, der — abgesehen von dieser
einen Auktion — in Deutschland kein wesent-
liches Angebot gegenüberstand. Das besonders
Erfreuliche am Verlauf der Versteigerung war
das Erstarken deutscher Käuferschaft, so daß
nur etwa 10 % des Wertes in das Ausland ging.
Überraschend erschien allen Teilnehmern der
Auktion das Auftreten einer Reihe privater
Interessenten, die persönlich an-
wesend waren und selbst Gebote abgaben,
während doch sonst meist der Handel im
Vordergründe dieser Kupferstichauktionen ge-
standen hatte. Über ein Dutzend privater
Sammler für die Kostbarkeiten von Dürer und
Rembrandt sind wohl in den letzten Jahren
kaum um den Versteigerungstisch bei Boerner
versammelt gewesen! Dazu die Leiter der
Kabinette von Berlin, Dresden, Leipzig und
Nürnberg und zahlreiche Händler aus Nord-
und Süddeutschland, der Schweiz und England.
Im Mittelpunkt des Interesses standen die
Kupferstiche und Holzschnitte Dürers, die

Diemen & Co.,
— durch eine Reihe
erste bereits
In einem
erstklassiger
erwachende

letzt für Tapisserien
meist weit höher als
die der Bilder, ganz zu
schweigen von den Ju-
welen.
Zwar überwiegen un-
ter den von den For-
choudts verkauften Bil-
dern natürlich die aus
den südlichen Nieder-
landen stammenden an
Anzahl bei weitem die
der holländischen: den-
noch könnte man sagen,
daß mit der Zeit immei-
mehr die rein bürger-
lich-naturalistischen
Stoffe, wie sie charak-
teristisch für die Nord-
niederländer gewesen
sind, die von dem enge-
ren Rubenskreis noch
bevorzugten mytholo-
gisch-allegorischen und
gei stlich-heroischen Vor-
würfe aus der
des kaufenden
kums verdrängt
Zilmä'i lur die
liehen Sujets ist das
Interesse nicht mehr so
sehr groß, seit die spa-
nischen und portugiesi-
schen Bestellungen von
Heiligenbildern in den
Hintergrund getreten
sind. Aber auch die
reine Landschaftsmale-
rei scheint nicht so sehr
beliebt gewesen zu sein
wie die von bewegten
Szenen begleitete: für
derbe Darstellungen aus
dem
der
und
men
sehe
lieh

*) Vgl. „Die Anfänge des Kunsthandels“ in
Nr. 38/VIII der „Weltkunst“.

Egid Quirin Asam, Maria mit Kind
Tonmodell
Berlin, Deutsches Museum

Stadtarchivsdirektor D e n u c e durchgeführte
Veröffentlichung der gesamten Handelspapiere
einer der wichtigsten Antwerpener Kunst-
händlerdynastien, der Familie Forchoudt.
In sicherlich anregendem Wechsel für das
einzelne Mitglied dieses rührigen Kaufmanns-
geschlechtes blieb von den Forchoudts stets
ein Teil in Antwerpen, während die übrigen die
auswärtigen Niederlassungen verwalteten, von
denen die zu Cadix wenigstens bis ins letzte
Drittel des siebzehnten Jahrhunderts mit der
immer bedeutsamer werdenden Wiener Haupt-
niederlassung weitteifern konnte. Das Ant-
werpener Mutterhaus selbst scheint den Ver-
kauf nicht mehr in die vorderste Reihe ge-
rückt, sondern vor allem im Einkauf das Mate-
rial für den Auslandsverkauf zielbewußt zu-
sammengebracht zu haben. Soweit es dabei
um Arbeiten lebender Künstler ging, standen
auch die Forchoudts, ähnlich wie die Floquets,
deren Nachlaß sie später übernahmen, in
festem Vertragsverhältnis zu verschiedenen
Künstlern: zu dem vornehmen Maler Quellinus
und dem leidlich bezahlten Gildenobmann Wil-
lemsen ebensowohl wie zu gewissen Verhuycks
aus Mecheln, von deren Dasein und Werk aller-
dings die Künstlerlexika beharrlich schweigen,
was auch gar nicht so sehr wundernimmt,
da diese Maler offenbar im Sinne dessen,
was die übelwollenden Holländer damals „Bra-
banter Dutzendware“ nannten, weniger auf
Qualität als auf Quantität Gewicht legten. In
den fünfziger Jahren liefern die Verhuycks
einmal für 148 Gulden nicht weniger als 90
Bilder, und in den siebziger Jahren ist der
Tarif noch niedriger. Wesentlich höher waren
natürlich die Preise für bekannte ältere Mei-
ster, von denen allerdings keiner an das Drei-
gestirn der großen Antwerpener Barockmaler
herankommt: Rubens, van Dyck und Jordaens.
Sehr viel niedriger im Kurs stehen die dorti-
gen Meister des fünfzehnten und sechzehnten
Jahrhunderts: Memling, Jan van Eyck, Herri
met de Bles und selbst der gewaltige Bauern-
bruegel, der zwar nie ganz in Vergessenheit
gerät, aber doch viel weniger begehrt ist als
die Arbeiten seines Sohnes, des Samtbruegels.
Eine Art von Sammlervorliebe scheint Wil-
helm Forchoudt für gewisse mythologische
Stücke des Martin van Heemskerck gehabt zu
haben, die er nur ungern und zu stattlichen
Preisen aus der Hand zu geben bereit war. Im
übrigen sind die Preise für eingelegte
Schränke, kostbare Spiegel (die gegen die
Mitte des siebzehnten Jahrhunderts auch noch
in Frankreich Absatz fanden) und nicht zu-

Bauernleben in
Art der Teniers
Brouwer schwär-
auch österreichi-
Adelsdamen sicht -
mehr als für die
gebildet - eleganten
Stücke nach Ovids Me¬
tamorphosen, und ihre Gatten haben wohl den
einfachen Marinebildern jene vorgezogen, auf
denen das Getümmel einer Seeschlacht be-
staunt werden konnte. Daß „Bataillen“, also
Schlachtenbilder, stets unter gleichen Umstän-
den etwas höher bezahlt wurden als andere
Darstellungen, führt uns denn zum Schluß
dieser Betrachtungen noch einmal so recht
nahe an das Seelenleben jener barocken Tage
heran. Dr. F. A r e n s

PaulGraupe in Berlin kündigt soeben
offiziell die Auflösung des größten Berliner
Kunsthandelskonzems — Margraf & Co. Abt.
Altkunst, Gal. van Diemen & Co., Dr.
Otto Burchard & Co.
■von Versteigerungen an, deren
im Januar stattfinden soll.
Augenblick, da Mangel an
Ware einerseits und deutlich
Kauflust andererseits einzusetzen beginnen,
darf dieses Auktionsmarktereignis, das
an Bedeutung und Umfang mit den Versteige-
rungen Huldschinsky, Figdor, Simon, Gold-
schmidt-Rothschild oder den Russenauktionen
verglichen werden kann, das Interesse des
Sammlers wie des Kunsthändlers in besonderem
Maße beanspruchen. Dank der Führung be-
kannter Wissenschaftler und eines Stabes er-
fahrener Fachleute konnte dieses Unternehmen
in der verhältnismäßig kurzen Zeit seines Be-
stehens eine führende Stellung im deutschen
Kunsthandel einnehmen, und so verdient denn
auch das Material, das jetzt an den Markt

Der niederländische Kunsthandel
im 17. Jahrhundert

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