VIII. JAHRGANG. Nr. 46
LMONDE<teAKI5
18. NOVEMBER 19
WE
ART^WORLD
E
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
früher:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Gedächtnis-Ausstellung
Hans Baldung-Grien
in den Staatlichen Museen Berlin
Hans Baldung-Grien, Caritas
Gedächtnisausstellung: Berlin, Kaiser Friedrich-Museum
Es gibt keine zweite Epoche in der Ge-
schichte der deutschen Kunst, die eine solche
Konzentration der schöpferischen Kräfte auf
wenige Jahrzehnte, etwa 1500—1540, erlebte,
wie das Zeitalter Dürers, Grünewalds und Hol-
Hans Baldung-Grien, Zeichnung
Gedächtnisausstellung: Berlin, Kaiser Friedrich-
Museum
beins. Zu den weniger bekannten Meistern
gehört der Straßburger Hans Baldung-Grien,
dessen 450jährige Geburtstagsfeier der Gene-
ralverwaltung der Staatlichen Museen Anlaß
war, im Kaiser-Friedrich-Museum eine Ge-
dächtnis-Ausstellung zu veranstalten.
Baldung wird hier in den verschiedensten
Auswirkungen seiner hervorragenden künst-
lerischen Begabung gezeigt. Die Ausstellung
der fast ausnahmslos in Berliner Besitz befind-
lichen Werke vermag einen geschlossenen Ein-
druck von der Vielseitigkeit dieses Meisters
zu geben, die wohl von keinem der deutschen
Künstler der Dürerzeit Überboten wird. Bal-
dung zeigt sich hier als Tafelmaler, Zeichner,
Visierer von Scheibenrissen, Glasmaler, Stecher,
Zeichner für den Holzschnitt, Buchillustrator
und Kartonzeichner für große Bildwirkerei.
Die Staatlichen Museen besitzen unvergleich-
liche Werke des Meisters, wie den großen
Baldung-Teppich, einen monumentalen, ver-
mutlich aus dem Schwarzburgischen Schloß
in Sondershausen stammenden Wollteppich
mit der Darstellung der Bekehrung des Saulus,
die zweifellos auf einen von Baldung selbst
gezeichneten originalgroßen Karton zurück-
geht.
Für die fünf aus der Karthause in Freiburg
stammenden Glasgemälde des Deutschen Mu-
seums hat Baldung ebenfalls originalgroße,
nicht mehr erhaltene Risse entworfen (1512—
1516). Der Stil der Glasmalereien läßt darauf
schließen, daß der Künstler sie beeinflußt hat.
Weitere Scheiben nach Baldungs Entwürfen
befinden sich in den Museen von Nürnberg,
Karlsruhe, Basel, Freiburg und Köln; sämtlich
stammen sie aus der Versteigerung der Graf-
Douglasschen Glasgemäldesammlung, aus der
die Berliner Stücke, die bedeutendsten, von
Wilhelm von Bode erworben wurden. Unter
den Gemälden ist der berühmte frühe „Drei-
königsaltar“ hervorzuheben, den der Meister
um 1507 für die Stadtkirche in Halle (Saale)
gemalt hat. Ein späteres Werk Baldungs ist
die ausgestellte „Kreuzigung Christi“ von
1512. Weiter ist eins der bedeutendsten
Porträts des Meisters gezeigt, das monumen-
tale Bildnis des Grafen Ludwig zu Löwenstein.
Drei Werke bilden wir in dieser Nummer ab.
Der reiche Bestand des Berliner Kupferstich-
kabinetts an alten Büchern mit Baldung-Holz-
1 .. • .,-.1 1 - ~r, . /■»•
OCimiUU'-ill iöb __>Xk Glt. Je X —
bibliothek und die Freiburger Universitäts-
Bibliothek ergänzt worden. —oe.
Unbekannte Bilder am
Wiener Kunstmarkt
Wenn man am Wiener Kunstmarkt be-
rühmte Namen hören will, so findet man sie
am reichhaltigsten in der Graphik vertreten.
Da schwirrt es, wie wir dies erst unlängst in
der Altkunst-Ausstellung bei Neumann & Sal-
zer feststellen konnten, von Namen der Groß-
meister. Gegenüber der Graphik steht, was
klingende Namen anbelangt, der Bestand an
nicht bekannten Gemälden im Wiener Kunst-
handel freilich zurück, wenngleich er auch
heute noch eine Fundgrube bemerkenswerter
Bilder darstellt.
So ist da ein künstlerisch und motivisch
überaus interessantes Bild von Jan San-
ders van Hemessen vorhanden, dar-
stellend Christuskind, Johannesknaben und
Engel mit einem Lamm
spielend (Eichenholz,
58:61 cm, Abb. S. 2).
Ein lionardeskes Thema,
das Rubens, vielleicht
gerade angeregt durch
unser Bild, in dem Ge¬
mälde im Wiener Kunst-
historischen Museum
ein Dreivierteljahrhun-
dert später aufgegriffen
und abgewandelt hat.
Mit den jähen Über¬
schneidungen der zu
einer blockhaften Gruppe
zusammengeballten
Kinderleiber, seiner
starken plastischen und
räumlichen Wirkung
und der Beschränkung
auf wenige Farben (ein
vielfach nuanciertes
Braun und Grün) ist
unser Bild ein charak¬
teristisches Werk des
niederländischen Roma-
nismus. Mit seinem
Wirrwarr ineinander
verschränkter Glieder,
dem Quabbeligen, Tei¬
gigen des Stofflichen
kann das Bild nicht
recht vor den vierziger
Jahren geschaffen wor¬
den sein. Für die Pla¬
stik des Kinderkörpers,
die minutiöse Durchfüh¬
rung des Baumschla¬
ges hinter der Kinder¬
gruppe bietet das 1544
datierte Madonnenbild
der Sammlung Ch.
Aspelin in Stockholm
(O. Granberg, Tresors
d’Art en Suede, I,
Stockholm 1911, Taf. 16)
ein gutes Vergleichs¬
objekt. Konform damit
geht ein ikonographi-
sches Moment, welches
unser Bild knapp nach
der Mitte des Jahrzehn¬
tes entstanden sein läßt.
Vergleicht man den
Engel hinter dem To-
bias in der künstlerisch
reiferen„Tobiaslegende“
im Louvre (vgl. F.
Graefe, Jan Sanders
van Hemessen, Leipzig
1009. Taf. 22V 1455
datiert ist, mit dem
Engelskind unseres Bil¬
des, so macht man die
Entdeckung, daß es
sich bei jenem um den
nämlichen Knaben han¬
delt, nur daß er dort
um etwa 8—9 Jahre
älter erscheint. Daß es
sich um keine zufällige
Typenverwandtschaft
handelt, macht der Um¬
stand wahrscheinlich.
daß wir dieses Altern
eines Modells auch an
einer in seinen Bilderri
immer wieder auftau¬
chenden Frauengestalt
verfolgen können. In
dem Karlsruher Ge¬
mälde (vgl. Graefe, Taf. 17) noch etwa
18 Jahre alt, erscheint sie in dem jüngeren
Bild der Heiligen Familie im Wallraf-Richartz-
Museum (vgl. Graefe, Taf. 19) um eine Reihe
von Jahren gealtert, in dem Bild im Louvre,
entsprechend dem zeitlichen Abstand, um etwa
zwei Dezennien älter als in Karlsruhe.
Der Kirchgang des Heiligen Bischofs Seve-
rus, des Patrons der Weber, ist schon durch die
Kunstversteigerungen
und Kunsthandel
Von
Dr. jur. Oskar Oesterle
Regierungsassessor beim Polizei-
präsidium Berlin
Die erste Anordnung des Herrn Präsidenten
der Reichskammer der bildenden Künste vom
4. August 1934 („Weltkunst“ 1934, Nr. 32)
schließt Kunstversteigerer und Kunsthändler
zusammen in den Bund Deutscher Kunst- und
Antiquitätenhändler e. V. Diese ständische Re-
gelung war erforderlich, weil Versteigerer und
Händler verantwortungsbewußt gegenüber
Volk und Reich nach den gleichen national-
sozialistischen Ideen und Grundsätzen Kultur-
gut vertreiben sollen. Sie sollte jedoch keine
Entscheidung darüber bringen, inwieweit
Kunstversteigerungen und Kunsthandel in
einer Hand vereinigt werden können.
Diese Frage ist nunmehr von den Ver-
steigerervorschriften vom 30. Okto-
ber 1934 (RGBl. I S. 1091) — in der Folge ab-
gekürzt: VV. — gelöst worden. Die im engsten
Einvernehmen mit der Reichskammer der bil-
denden Künste festgelegten Bestimmungen über
Kunstversteigerungen — §§ 69—78 W. — stel-
(Fortsetzung auf Seite 3)
Max K au s , Elbebrüeke bei Dömitz
Ausstellung: Berlin, Akademie
LMONDE<teAKI5
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OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
früher:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Gedächtnis-Ausstellung
Hans Baldung-Grien
in den Staatlichen Museen Berlin
Hans Baldung-Grien, Caritas
Gedächtnisausstellung: Berlin, Kaiser Friedrich-Museum
Es gibt keine zweite Epoche in der Ge-
schichte der deutschen Kunst, die eine solche
Konzentration der schöpferischen Kräfte auf
wenige Jahrzehnte, etwa 1500—1540, erlebte,
wie das Zeitalter Dürers, Grünewalds und Hol-
Hans Baldung-Grien, Zeichnung
Gedächtnisausstellung: Berlin, Kaiser Friedrich-
Museum
beins. Zu den weniger bekannten Meistern
gehört der Straßburger Hans Baldung-Grien,
dessen 450jährige Geburtstagsfeier der Gene-
ralverwaltung der Staatlichen Museen Anlaß
war, im Kaiser-Friedrich-Museum eine Ge-
dächtnis-Ausstellung zu veranstalten.
Baldung wird hier in den verschiedensten
Auswirkungen seiner hervorragenden künst-
lerischen Begabung gezeigt. Die Ausstellung
der fast ausnahmslos in Berliner Besitz befind-
lichen Werke vermag einen geschlossenen Ein-
druck von der Vielseitigkeit dieses Meisters
zu geben, die wohl von keinem der deutschen
Künstler der Dürerzeit Überboten wird. Bal-
dung zeigt sich hier als Tafelmaler, Zeichner,
Visierer von Scheibenrissen, Glasmaler, Stecher,
Zeichner für den Holzschnitt, Buchillustrator
und Kartonzeichner für große Bildwirkerei.
Die Staatlichen Museen besitzen unvergleich-
liche Werke des Meisters, wie den großen
Baldung-Teppich, einen monumentalen, ver-
mutlich aus dem Schwarzburgischen Schloß
in Sondershausen stammenden Wollteppich
mit der Darstellung der Bekehrung des Saulus,
die zweifellos auf einen von Baldung selbst
gezeichneten originalgroßen Karton zurück-
geht.
Für die fünf aus der Karthause in Freiburg
stammenden Glasgemälde des Deutschen Mu-
seums hat Baldung ebenfalls originalgroße,
nicht mehr erhaltene Risse entworfen (1512—
1516). Der Stil der Glasmalereien läßt darauf
schließen, daß der Künstler sie beeinflußt hat.
Weitere Scheiben nach Baldungs Entwürfen
befinden sich in den Museen von Nürnberg,
Karlsruhe, Basel, Freiburg und Köln; sämtlich
stammen sie aus der Versteigerung der Graf-
Douglasschen Glasgemäldesammlung, aus der
die Berliner Stücke, die bedeutendsten, von
Wilhelm von Bode erworben wurden. Unter
den Gemälden ist der berühmte frühe „Drei-
königsaltar“ hervorzuheben, den der Meister
um 1507 für die Stadtkirche in Halle (Saale)
gemalt hat. Ein späteres Werk Baldungs ist
die ausgestellte „Kreuzigung Christi“ von
1512. Weiter ist eins der bedeutendsten
Porträts des Meisters gezeigt, das monumen-
tale Bildnis des Grafen Ludwig zu Löwenstein.
Drei Werke bilden wir in dieser Nummer ab.
Der reiche Bestand des Berliner Kupferstich-
kabinetts an alten Büchern mit Baldung-Holz-
1 .. • .,-.1 1 - ~r, . /■»•
OCimiUU'-ill iöb __>Xk Glt. Je X —
bibliothek und die Freiburger Universitäts-
Bibliothek ergänzt worden. —oe.
Unbekannte Bilder am
Wiener Kunstmarkt
Wenn man am Wiener Kunstmarkt be-
rühmte Namen hören will, so findet man sie
am reichhaltigsten in der Graphik vertreten.
Da schwirrt es, wie wir dies erst unlängst in
der Altkunst-Ausstellung bei Neumann & Sal-
zer feststellen konnten, von Namen der Groß-
meister. Gegenüber der Graphik steht, was
klingende Namen anbelangt, der Bestand an
nicht bekannten Gemälden im Wiener Kunst-
handel freilich zurück, wenngleich er auch
heute noch eine Fundgrube bemerkenswerter
Bilder darstellt.
So ist da ein künstlerisch und motivisch
überaus interessantes Bild von Jan San-
ders van Hemessen vorhanden, dar-
stellend Christuskind, Johannesknaben und
Engel mit einem Lamm
spielend (Eichenholz,
58:61 cm, Abb. S. 2).
Ein lionardeskes Thema,
das Rubens, vielleicht
gerade angeregt durch
unser Bild, in dem Ge¬
mälde im Wiener Kunst-
historischen Museum
ein Dreivierteljahrhun-
dert später aufgegriffen
und abgewandelt hat.
Mit den jähen Über¬
schneidungen der zu
einer blockhaften Gruppe
zusammengeballten
Kinderleiber, seiner
starken plastischen und
räumlichen Wirkung
und der Beschränkung
auf wenige Farben (ein
vielfach nuanciertes
Braun und Grün) ist
unser Bild ein charak¬
teristisches Werk des
niederländischen Roma-
nismus. Mit seinem
Wirrwarr ineinander
verschränkter Glieder,
dem Quabbeligen, Tei¬
gigen des Stofflichen
kann das Bild nicht
recht vor den vierziger
Jahren geschaffen wor¬
den sein. Für die Pla¬
stik des Kinderkörpers,
die minutiöse Durchfüh¬
rung des Baumschla¬
ges hinter der Kinder¬
gruppe bietet das 1544
datierte Madonnenbild
der Sammlung Ch.
Aspelin in Stockholm
(O. Granberg, Tresors
d’Art en Suede, I,
Stockholm 1911, Taf. 16)
ein gutes Vergleichs¬
objekt. Konform damit
geht ein ikonographi-
sches Moment, welches
unser Bild knapp nach
der Mitte des Jahrzehn¬
tes entstanden sein läßt.
Vergleicht man den
Engel hinter dem To-
bias in der künstlerisch
reiferen„Tobiaslegende“
im Louvre (vgl. F.
Graefe, Jan Sanders
van Hemessen, Leipzig
1009. Taf. 22V 1455
datiert ist, mit dem
Engelskind unseres Bil¬
des, so macht man die
Entdeckung, daß es
sich bei jenem um den
nämlichen Knaben han¬
delt, nur daß er dort
um etwa 8—9 Jahre
älter erscheint. Daß es
sich um keine zufällige
Typenverwandtschaft
handelt, macht der Um¬
stand wahrscheinlich.
daß wir dieses Altern
eines Modells auch an
einer in seinen Bilderri
immer wieder auftau¬
chenden Frauengestalt
verfolgen können. In
dem Karlsruher Ge¬
mälde (vgl. Graefe, Taf. 17) noch etwa
18 Jahre alt, erscheint sie in dem jüngeren
Bild der Heiligen Familie im Wallraf-Richartz-
Museum (vgl. Graefe, Taf. 19) um eine Reihe
von Jahren gealtert, in dem Bild im Louvre,
entsprechend dem zeitlichen Abstand, um etwa
zwei Dezennien älter als in Karlsruhe.
Der Kirchgang des Heiligen Bischofs Seve-
rus, des Patrons der Weber, ist schon durch die
Kunstversteigerungen
und Kunsthandel
Von
Dr. jur. Oskar Oesterle
Regierungsassessor beim Polizei-
präsidium Berlin
Die erste Anordnung des Herrn Präsidenten
der Reichskammer der bildenden Künste vom
4. August 1934 („Weltkunst“ 1934, Nr. 32)
schließt Kunstversteigerer und Kunsthändler
zusammen in den Bund Deutscher Kunst- und
Antiquitätenhändler e. V. Diese ständische Re-
gelung war erforderlich, weil Versteigerer und
Händler verantwortungsbewußt gegenüber
Volk und Reich nach den gleichen national-
sozialistischen Ideen und Grundsätzen Kultur-
gut vertreiben sollen. Sie sollte jedoch keine
Entscheidung darüber bringen, inwieweit
Kunstversteigerungen und Kunsthandel in
einer Hand vereinigt werden können.
Diese Frage ist nunmehr von den Ver-
steigerervorschriften vom 30. Okto-
ber 1934 (RGBl. I S. 1091) — in der Folge ab-
gekürzt: VV. — gelöst worden. Die im engsten
Einvernehmen mit der Reichskammer der bil-
denden Künste festgelegten Bestimmungen über
Kunstversteigerungen — §§ 69—78 W. — stel-
(Fortsetzung auf Seite 3)
Max K au s , Elbebrüeke bei Dömitz
Ausstellung: Berlin, Akademie