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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 18 (6. Mai)
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D I E

6. MAI 1934


ARTo/^WORLD

VIII. JAHRGANG, Nr. 18
NST
LMONDE^AKIS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / EUCH / ALLE SAMMELGEEIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159


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Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
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Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs.7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Neuordnung im Florentiner
archäologischen Museum

Das archäologische Museum von Florenz hat
seinen Sitz seit mehr als 50 Jahren in dem
früher großherzoglichen Palast della Crocetta
in der Via della Colonna und hatte sich um
den ursprünglichen Kem einer ägyptischen
Sammlung gebildet. Der Hauptbestand dieses
Kernes stammte aus den Ausgrabungen der
Jahre 1828—29, die Rosselini und Champollion
im Auftrage der toskanischen und der fran-
zösischen Regierung durchführten. Unter
diesen ägyptischen Schätzen befinden sich
Zeugnisse höchster Bedeutung und es genügt
hier die Stele Senusets I. zu erwähnen, die mit
ihrer Beschreibung der Eroberangen die
wesentlichsten Kenntnisse über die ägyptischen
Vorstellungen der nordafrikanischen Völker um
2200 vor Christi uns übermittelt. Die reiche
ägyptische Sammlung ist 1880 mit der etruski-
schen Sammlung vereinigt worden. Die Ver-
schmelzung der beiden bis dahin selbständigen
Museen schuf zwar eines der bedeutendsten
Museen; äoer aie etrus¬
kische Sammlung, in
ihrem Inhalt trotz aller
Bedeutung der ägypti¬
schen Besitzungen doch
wesentlich einzigartiger,
kam ein wenig zu
kurz. Man denke an
die Hauptstücke dieser
Sammlung, an den
tarquinensischen Sarko¬
phag der Amazonen,
an die Vase Frangois,
an die Bronzestatuen,
unter denen die der
Chimäre, der sog.
Minerva, die wichtigsten
sind. Diese etruskische
Sammlung ist außer¬
dem innerhalb der
letzten 50 Jahre immer
weiter bereichert wor-
den und die neuen Funde
haben entweder über¬
haupt keine passende
Aufstellung oder nur
einen behelfsmäßigen
Platz gefunden. Das
ganze Kriterium der ur-
sprünglichen Ordnung
war aber so überholt,
daß eine endgültige
Neuordnung dringend
am Platze war. Selbst
der Anbau des langen
Flügels hat nur un¬
organisch mehr Raum
geschaffen und konnte
wirklich einschneidend
nicht werden.
Nach dem Zeitraum der Vernachlässigung
alles dessen, was etruskisch heißt, einem Zeit-
raum, der etwa 30 Jahre lang anhielt, ist jetzt
endlich an eine gründliche und prinzipielle
Neuordnung herangegangen worden. Der das
Museum vollkommen revolutionierende Plan
stammt von Prof. Minto, dem Superintendenten
für schöne Künste und Altertümer in Etrurien.
Die Grandlage des Neuordnungsplanes ist frag-

los wissenschaftlich und nicht künstlerisch; man
mußte heute, da das etruskische Rätsel noch
immer seiner Lösung harrt, in dieser wichtig-
sten Sammlung wenigstens aus den Beständen
heraus so etwas wie ein Kulturbild des ver-
klungenen, in der gesamtitalischen Bevölke-
rung aufgelösten Volkes zu geben suchen und
konnte die Rücksicht auf künstlerischen Wert
erst aus der kulturellen und wissenschaftlichen
Bedeutsamkeit einer Gruppe herausentwickeln.
Auch galt es, durch Parallelgruppen von Wer-
ken die Beziehungen und die Unterschiede von
griechischer und frührömischer Erzeugung
(denn es handelt sich ja nicht nur um künst-
lerische Äußerungen) aufzuweisen. Der Um-
ordnungsplan ist Schritt für Schritt, man
möchte behaupten Stück für Stück in den bei-
den großen Geschossen durchgeführt worden
und jetzt in den Hauptpartien vollendet.
Vieles was früher die Vitrinen füllte, ist ver-
schwunden; abei- aus den Magazinen und ihrer

Fülle sind manche Dinge, vielleicht nicht im-
mer künstlerisch gleich wertvoll wie die ver-
schwundenen, dafür aber weit sprechender über
die Eigenart des etruskischen Volkes, zum Vor-
schein gekommen. Ganz besonders günstig er-
scheint die Neuordnung der Bronzen, denen
man den großen hellen ersten Stock einge-
räumt hat und die man jetzt erst zu erkennen
vermeint.

Weiblicher Kopf, Aegypten
Florenz, Archäologisches Museum


Das etruskische Museum überwiegt nunmehr
die Bedeutung der ägyptischen Sammlung auf-
fallend; doch ist die Gegenwart dieser alten
Werke aus dem Niltale im Museum ein ge-
wisser Rückhalt: die vorantike Mittelmeer-
kultur vereint, löst die Etrusker aus ihrer
unerträglichen Vereinzeltheit.
G. R e i n b o t h
Kunst
und Kunstmarkt
in München
Kunst und Kunstleben
in den europäischen Hauptstädten V*)
Bezeichnenderweise herrscht auch am Mün-
chener Markt weniger Nachfrage nach Samm-
lerobjekten als nach Einrichtungsgegenständen.
Gute deutsche, englische und französische
Möbel, namentlich des 18. Jahrhunderts, sind
gesucht und erzielen, selbst auf kleinen Auktio-
nen, zwar nicht die früheren, aber immerhin
recht gute Preise. Eben, weil sie nicht gesam-
melt, sondern praktisch verwendet werden, wird
auf Signatur und Zuweisung kein besonderer
Wert gelegt. Das Gleiche ist von den Textilien,
dekorativen Bildern usw. zu vermerken.
Die an sich bestehende Nachfrage nach Ge-
mälden der alten, großen Meister führt nur ge-
legentlich zu einem Abschluß: erstens kommen
solche ausgesuchten Stücke immer weniger auf
den Markt und zweitens bieten die Schwierig-
keiten im internationalen Geldverkehr eine nur
zu oft unübersteigbare Schranke. Erfreulicher
sind die Verhältnisse auf dem Inlandmarkte,
wo Romantiker und die bekannten Meister der
Münchener Schule stets gesucht sind. Dillis,
Kobell, Schwind, Bürkel, Leibi, Thoma (Land-
schaften!), Lier, die beiden Willroider,
Schleich, Alt, Sperl und vor allem der unver-
wüstliche Spitzweg. Dieser, wie auch die
andern erzielen — je nach Qualität — oft über-
raschend gute Preise. Es sind also ganz be-
stimmte Namen, die gesucht werden, gegen die
selbst gute Werke weniger populärer Künstler
sehr erheblich abfallen. Das alles spricht für
eine erneute Umschichtung des kunstkau'fenden
Publikums, und läßt sich vielleicht als Vor-
zeichen eines Wiederaufstieges bewerten.
Bedeutende Sammlungen sind in letzter Zeit
hier nicht zur Auktion gekommen. Außer der
von Nemes (II. Teil, Helbing) und der Biblio-
thek Marcus Fugger (Karl & Faber), die beide
ein befriedigendes Ergebnis zeitigten. Soweit
wir unterrichtet sind, stehen große Versteige-
rungen auch nicht in Aussicht.
Die Museen sind mit Sonderdarbietungen
zurückhaltender geworden, doch müssen die
Ausstellungen des Nachlasses Bassermann-
Jordan im B. Nationalmuseum und die wech-
selnden der Staatl. Graphischen Sammlung er-
wähnt werden. Das Gleiche gilt von den Kunst-
handlungen, die immerhin in der Ostasien-
Schau bei Bernheimer und in den Spitz-
weg-Ausstellungen (Heinemann) und der
A. Ludwig Richters (Ludwigsgalerie)
Bemerkenswertes boten. Man fühlt, daß das

*) vgl. „Weltkunst“ Nr. 14—17.


Etruskischer Paris-Kopf aus Arezzo
Terracotta
Florenz, Archäologisches Museum
Schwergewicht in unserer Zeit auf der Förde-
rung der lebenden Kunst liegt. So ist es um
die alte Kunst stille geworden: Ausstellungen
auf diesem Gebiete haben in letzter Zeit keine
mehr stattgefunden und sind für die nächste
Zukunft auch nicht zu erwarten.
Dagegen wird in den Museen unver-
drossen interne Arbeit geleistet. Das Prä-
historische wird ausgebaut und unter
Hinzunahme der einschlägigen Bestände aus
dem Nationalmuseum erweitert, dieses arbeitet
an einer gründlichen musealen Neuordnung, bei
der die beiden großen Vermächtnisse — Basser-
mann-Jordan und Dr. Heiland — eingegliedert
werden, das Armeemuseum ist trotz seiner
Etatlosigkeit in erfreulicher Entwicklung be-
griffen im Sinne der kunsthandwerklichen
Richtlinie usw. Eine große Errungenschaft
für München war die Neuordnung der Neuen
Pinakothek als Galerie des 19. Jahrhunderts.
Leider muß sie bis zur Vollendung des Hauses
der Deutschen Kunst geräumt werden, um den
jährlichen Kunstausstellungen Platz zu machen.
Ebenso die beiden im Erdgeschoß befindlichen
Ausstellungssäle der Staatlichen Graphischen
Sammlung, so daß die schönen Veranstaltun-
gen dieses Instituts, die eine Tat gewesen sind,
weil sie die Besucher in Masse anzogen, auf
Jahre hinaus unterbleiben müssen. Man hofft
allerdings, daß man sich doch noch — wie im
Vorjahre — entschließt, auf die beiden Räume
zu verzichten.
Erfreulich ist jedenfalls, daß man wieder
eine einheitliche Kunstausstellung großen Stils
erwarten darf. Es wird nichts schaden, daß
sie weniger umfangreich sein muß, dafür ge-
siebter und geklärter sein kann. L. F. F.

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