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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 11 (18. März)
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A RT oftheWO RLD


D I E


VIII. JAHRGANG, Nr. 11


LMONDE*AKTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. II.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
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Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Sammlung Loeser
im Florentiner Bargello

1928 hinterließ der Sammler und Kunst-
forscher Charles Loeser, nachdem er Jahre
seines Lebens in Florenz zugebracht hatte,
seine in der Florentiner Villa befindliche
Sammlung der Stadt Florenz. Aber dieser
amerikanische Sammler, der nicht wünschte,
daß die Sammlung seiner italienischen Kunst-
werke Italien verlasse (und in der Tat wäre
eine legale Ausfuhr, obwohl es sich um ameri-
kanischen Besitz handelte, kaum möglich ge-
wesen), wollte auch noch nach seinem Tode
für die Kunstwerke sorgen und knüpfte an An-
nahme der Erbschaft durch Florenz die Be-
dingung, die Sammlung habe im Palazzo Vec-
chio untergebracht zu
werden, und zwar nicht
in musealer Form, son¬
dern in der Art wie die
„appartamenti“ des Pa¬
lastes etwa eingerichtet
waren' Sollte sich, die
Stadt nicht auf diese
Bedingungen einlassen
können, fiel die Erb¬
schaft an die Tochter
und sollte als Leihgabe
an den Papst überführt
werden.
Florenz hat die Samm¬
lung angenommen und
übertrug Alfredo Rensi,
dem Direktor des Uf-
ficio Belle Arti, die Auf¬
stellung. Rensi konnte
im Palazzo Vecchio
über jene Säle des Mez-
zanino verfügen, das
erstmalig Maria Sal-
viati, der Frau Giovan¬
nis delle Bande Nere,
als Wohnung gedient
hatte. Selbst wenn das
Mezzanino ein wenig
lichtarm ist, so waren
doch diese Säle kürz¬
lich restauriert worden;
sie stehen außerdem in
direkter Verbindung mit
den Priorensälen, und
so konnte man mit
der Unterbringung der
Sammlung Loeser auch
im Sinne des Hinter¬
lassenden zufrieden sein.
Gleich wenn man von
der großen Treppe
durch die Flügeltür in
diese Säle tritt, hat man
das Gefühl in eine große
bewohnte Wohnung zu
kommen. Allerdings in eine glänzende In-
timität, wie sie nur Florenz zu bieten vermag.
Vier Säle sind der Sammlung reserviert. Da
der erste Saal wahrscheinlich das Eßzimmer

der Maria Salviati war (das eingemauerte
Wassergefäß und ein Wandschrank für Teller
und Näpfe sind noch vorhanden), hat man unter
den wunderschönen Möbeln Loesers diejenigen
ausgesucht, welche ein Speisezimmer formen
konnten. In diesem Saal ist dann eines der
schönsten Stücke der Sammlung, das Terra-
cottarelief des Michelozzo, aufgestellt.
Dann eine Giotto- Madonna und in einem
herrlichen alten zeitgenössischen geschnitzten
und vergoldeten Nußbaumrahmen die Laura
Battiferri des B r o n z i n o. Das Hauptstück
des zweiten Saales ist eine Madonna, die an
Donatello denken läßt und die Loeser mit der

Madonna Orlandini in Berlin in Verbindung
gebracht hat, genauer, die er für das Original
der Berliner Madonna hielt. In einer Vitrine
das Prunkstück, ein junger Johannes, nach


Bronzino, Donna Battiferri delli Ammanati (!)
Florenz, Slg. Charles Loeser

Antike Rahmen PAUL TIECKE Rahmen-Kopien
Restaurierungen aller Art
Berlin W 63, Lützowplatz 11 Tel.« Kurfürst B 11363

GUSTAV ( BARI R
Antiquitäten Berlin W9, Lennestr.8 Gemälde

Ansicht Loesers jener verschollene Johannes
Michelangelos, den der Künstler mit 21 Jahren
für Lorenzo di Pier Francesco dei Medici schuf,
eine Statue, die man zerschlagen wußte und
verloren glaubte. Sehr wichtig ist hier eine
Sieneser Madonna des Pietro Lorenzetti.
Der dritte Saal ist jener mit den Deckendeko-
rationen des Michelozzo. Aus den Möbeln
Loesers hat man hier wundervoll ergänzen
können. Das Abendmahl von Greco stammt
aus der ersten Periode des Künstlers, in der
der Einfluß Tintorettos und Bassanos aus-
schlaggebend waren. Zwei Terracottengruppen
R u s t i c i s , deutlich unter Leonardos Einfluß,
zwei Terracottenengel Sansovinos, so an-
sprechend in ihrer feinen Modellation, dann
die wundervolle Wachsgruppe des Giambo-
logna aus der Casa Vecchietti „Hercules tötet
den Cerberus“. Der kleine vierte Saal ent-
hält ein toskanisches Kruzifix aus dem 13. Jahr-
hundert, ein merkwürdiges Antonius-Stucco
und ein anatomisches Bronzepferd um 1500.
Abgesehen von dem letzten Saal, mit dem sich
besseres wohl nicht machen ließ, muß die
Sammlung Loeser heute als eine der kostbar-
sten und sehenswertesten Teile des Palazzo
Vecchio angesprochen werden. G. R.
Die neue Sicht
im Kunstleben
Die politische Zeitenwende brachte natur-
gemäß grundlegende Umwälzungen auch auf
kulturellem Gebiet. Und es ist selbstverständ-
lich: ein solches grundlegendes Neu- und Um-
bauen konnte nicht an der Kunst vorübergehen.
Es ist nun höchst interessant zu beobachten,
mit welcher Unterschiedlichkeit die
Revision des ästhetischen Urteils auf dem Ge-
biete der Literatur und der bildenden Künste
vor sich ging.
Bei der Literatur hat sich der Wandel gleich-
sam von heute auf morgen vollzogen. Eine
Reihe bis dahin führender Schriftsteller trat
ab, und an ihre Stelle kamen bisher verborgene
Kräfte der deutschen Dichtkunst. Die Selbst-
verständlichkeit, mit der die neue Dichter-
akademie sich zusammenfand, war erstaunlich.
Ganz anders auf dem Gebiet der bildenden
Kunst. Hier gab es Kämpfe, leidenschaftliche
Kämpfe von einem Ausmaß, das an jene Tage
gemahnte, als in Berlin und im sonstigen
Deutschland der Kampf um den Naturalismus
tobte. In Zeitschriften, Tageszeitungen, großen
Versammlungen wurden Fragen bildender
Kunst diskutiert. Die Kardinalfrage war die
Wertung des jüngst vergangenen Schaffens. Es
ging um Anerkennung oder Verdammung einer
ganzen Reihe Künstler, die in jüngster Ver-
gangenheit als führende Maler und Plastiker
anerkannt worden waren.
Man hat gesagt, die Kunst brauche Zeit, um
das große Geschehen unserer Tage zu be-
greifen, ehe sie es als neue Kunst gestalten
könne. Da ist zu antworten: Kunst will nicht
äußeres Geschehen wiedergeben! Ihr tieferer
Sinn ist der Stil! Stil, das ist keine formale
Angelegenheit. Es ist die Gestaltung eines In-
haltes, in bildhaften Symbolen das Weltgefühl
der Zeit. Es wäre eine schmerzliche Lücke,
ja eine Kulturkatastrophe, wenn heute, wo ein
neuer Lebenswille — durch politische Tat —


Stundenbuch. Frankreich, 15. Jahrh.
Mit 12 Miniaturen der Schule des Jean Bourdichon
Bibliothek Lucien Gougy, Nr. 11
Versteigerung: Paris, Hotel Druot, 5. März 1934:
ffr. 66 600

ein Volk, eine Nation, ein Land gestaltet, dieser
Stil nicht auch der Kunst das Gepräge gäbe.
Außerdem — die Wurzel der Kunst ist nicht
die Politik, sondern das Lebensgefühl, die Ver-
bundenheit mit den Parolen unserer Tage wie
Volk, Vaterland und Scholle. In der Bildnerei
haben wir die gleiche Rückkehr zu deutscher
Art, wie wir sie auch auf vielen anderen Ge-
bieten haben, auf rechtlichem, medizinischem,
vor allem aber auf philosophischem. Der gleich
nach der Umwälzung nach Berlin berufene
Philosoph’ Klages hat schon ein Leben lang
gegen den „Geist als Widersacher der Seele“
gekämpft.
Es ist dabei etwas ganz anderes, daß heute
die Politik in der Gruppierung der einzelnen
Kultursysteme zueinander, in der lebendigen
Ausgestaltung unseres Seins das Primat hat.
Diese Tatsache entspringt nicht der Willkür
der Politik als solcher — dann wäre sie relativ
—, sie ist vielmehr gewachsen, geworden aus
der gleichen Grundhaltung, dem gleichen Welt-
gefühl, dem gleichen seelischen a priori, aus
dem alles wird, was Sinn und Gehalt unserer
neuen Zeit ausmacht.
Oder von der Kunst her gesehen. Auch die
echte Kunst unserer Tage wird in ihrem künst-
lerischen Stil das Aktivistische, Lebensnahe
von sich aus zum Ausdruck bringen. Andern-
falls wäre sie nicht KunstunsererTage!
Die junge Kunst wird und muß also, um
der neuen Zeit zugehörig zu sein, natürlich,
kraftvoll, gesund ‘und bodenständig wirken.
Sie wird weiterhin ein Totalitätsbewußtsein
zum Ausdruck bringen, gleich dem Lebens-
gefühl der Goethezeit!
Erinnern wir uns der Kunst junger Ge-
stalter. Bedenken wir, daß die Berliner

Berlin W35 Frederilu IC<»zen<l«i*iI Bendlerstr. 8
GUTE ANTIQUITÄTEN

CHINABOHLKEN

Sammlerobjekte:

Broncen, Frühkeramik, Jades . .
Porzellane, Plastiken Berlin W9 * Potsdamer strassei6 Stoffe
Ständige Ausstellung ostasiatischer Kunstwerke aus persönlichen Einkäufen in China und Japan

Einrichtungsgegenstände:
Möbel, Teppiche, Bilder
 
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