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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 27 (8. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0117
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8. JULI 1934

ÄRTo/tfeWORLD


VIII. JAHRGANG, Nr. 27

NST

LMONDEfcAKTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Es kann kaum zweifelhaft sein, daß Mün-
chen heute dem Freunde und Liebhaber wie
dem Kenner der bildenden Kunst wieder ein
Feld weitester Möglichkeiten bietet, daß die
Tradition eines festgefügten, jahrzehntelang in
Deutschland und Europa führenden Aus-
stellungs- und Kunsthandelswesens durch alle
Erschütterungen und Krisen hindurch in einer
Weise standgehalten hat, wie es nur der lang-
same Umschwung auf allen Gebieten der bil-
denden Kunst in dem letzten Jahrfünft vor-
übergehend zu verschleiern gewußt hat.
Öffentliche und private Initiative — letztere
in erster Linie von Seiten des Kunsthandels
ausgehend — lassen auch heute, da kulturelle
Belange vor wirtschaftlichen Notwendigkeiten
in den Hintergrund gedrängt sind, das Bild
eines konsolidierten, aus eigenen inneren Kräf-
ten gespeisten Kunstlebens erkennen, wie es in
diesem Maße in den anderen deutschen Kunst-
zentren nicht vorhanden ist. Wohl ringt der
Kunsthandel, der in München von jeher stärker
auf den eigentlichen Sammler in seiner besten
Bedeutung, den liebenden und verständnisvollen
Kenner, eingestellt war und daher früher wie
heute die einzigartige „Qualität“, das Beson-
dere und sammlerisch Kostbare gegenüber dem
„Nur-Kunstwerk“ zum Zwecke äußerer Reprä-
sentationsabsicht bevorzugte, um seine
Existenz, die durch die jahrelange Umschich-
tung der Sammlerkreise gefährdet ist. Dem-
gegenüber steht, was bei dem immer knapper
werdenden wertvollen Material auf dem Kunst-
markte — nicht nur in Deutschland! — nicht
außer acht gelassen werden darf, ein so reicher
Fundus bester, in den schönen Galerien der
Brienner Straße, des Maximiliansplatzes usw.
ausgestellter Kunstwerke von Rang, wie es
heute keine andere deutsche Stadt aufzuweisen
hat.
Ausstellung altdeutscher Kunst
Das Haus Julius Böhler hat die er-
freuliche Initiative ergriffen, ihrer vor drei
Jahren stattgehabten Ausstellung veneziani-
scher Malerei der Renaissance eine neue

Sonderveranstaltung unter dem Titel „Alt-
deutsche Kunst“ folgen zu lassen (vgl. „Welt-
kunst“, Nr. 23 u. 25). Hauptsächlich aus Wer-
ken eigenen Besitzes, ergänzt durch einige
Leihgaben, zusammengestellt, gibt sie ein
glanzvolles Bild der Möglichkeiten, die den tra-
ditionsreichen Kunstfirmen Münchens auch
heute noch — in einer Zeit der Verknappung
erstklassigen Materials — offenstehen. Es ist
nicht zuviel gesagt, wenn man dieser Aus-
stellung in dem Sinne einen musealen Charak-
ter zuspricht, als sie durch die Bedeutung der
vorgeführten Gemälde und Skulpturen sowohl
den breiteren Kreis der Kunstfreunde zu inter-
essieren vermag wie in der Zurschaustellung
seltener Meister und problemreicher Werke der
Kennerschaft des Gelehrten manche anregende
Aufgabe vermittelt. Als durchgängiges Kenn-
zeichen tritt ein Qualitätsniveau in Erschei-
nung, wie es von privater Seite heute kaum
anderswo erreicht werden könnte.
Sieht man von der um 1350 entstandenen
böhmischen Madonna ab, so sind rund 150 Jahre
Entwicklung deutscher Malerei von 1400—1550
in glänzenden Beispielen marksteinhaft skiz-
ziert. Wenn naturgemäß manche der größten
Meister fehlen, so wird deren Wirken doch
stilistisch in abseitigeren, dafür vielfach ganz
unbekannten Beispielen spürbar. So äußert
sich die oberrheinische Entwicklung des
15. Jahrhunderts in den beiden bedeutenden
Altarflügeln mit Heiligendarstellungen, die in
den engsten Umkreis des Konrad Witz gehören
(Abb. Gern. Kat. d. Bayr. Nat. Mus., 1908,
Nr. 249/50), in der der Bodensee-Schule nahe-
stehenden Anbetung der Könige oder den
beiden um 1490 entstandenen Flügelbildern mit
Heiligen und der herrlichen Verkündigungs-
madonna, die einem großen Altarwerk ange-
hörten, von dem sich zwei weitere Tafeln im
Kloster Lichtenthal bei Baden-Baden befinden.
Dem gleichen Kunstkreis zuzurechnen ist auch
die interessante Anbetung der Könige von dem
Renaissance-Meister W. S. mit dem Maltheser-
kreuz (Abb. S. 2), der in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts im Elsaß tätig war. Von
Werken anonymer Künstler müssen noch die

charaktervolle, kernige Muttergottes des Mei-
sters der Habsburgerporträts und die beiden
typischen Tafeln des Meisters von Meßkirch
genannt werden.
Die Blütezeit der deutschen Malerei um 1500
wird durch eine Reihe markanter Namen be-
zeichnet: durch Holbein d. Ae. mit einer außer-
gewöhnlich malerisch erfaßten Madonna, durch
eine Reihe bester Werke von Cranach d. Ae.,
von denen wir nur das Herrenbildnis und den
Hlg. Georg hervorheben, durch drei Gemälde

Altdorfers, deren wichtigstes, frühes, einen
Tempelgang Mariae, wir in Nr. 25 abgebildet
haben, und durch zwei Tafeln des im freien
Handel kaum mehr anzutreffenden seltenen
Berner Meisters Nikolaus Manuel Deutsch, in
denen sich südliche Renaissance-Elemente mit
traditioneller spätgotischer Stilisierung zu
einer äußerst reizvollen und eindrücklichen
Synthese gefunden haben. Weniger bekannte
Künstler wie der in Ingolstadt tätige Melchior
Feselen und der Bamberger Paul Lautensack
sind interessant vertreten, nicht zu vergessen
der Münchener Hans Mielich mit einem 1548
datierten „Hochzeitsfest“, das bereits Elemente
späterer niederländischer Gesellschaftsszenen
vorausnimmt.

Emil Richter, Blick vom Dach des Biedersteiner Schlosses auf Schwabing und München. Ölskizze. Um 1850
(Siehe Artikel S. 2 „Alt-München und die Kunst")


MÜNCHENER KUNSTSOMMER

Zum Eindrucksvollsten der Ausstellung ge-
hört die Reihe der Bildnisse, von denen
nur auf einzelne verwiesen werden kann. So
vor allem auf das strenge und gehaltene frän-
kische Frauenbildnis um 1470, das an B. Strigel
anklingende Mädchenporträt schwäbischer Ab-
kunft um 1515 (Abb. S. 2) oder den in der
emaillehaften Farbigkeit an Miniaturen er-
innernden Mädchenkopf von Barthel Bruyn aus
der ehemaligen Sammlung Cremer. Ein Herren-
brustbild des Jacob Fugger, im Anschluß an
Dürers Original in der Münchener Pinakothek
m vevaiidcztex Forauüig eiigsteu ümkicis
des Meisters selbst entstanden, dürfte ein nicht
uninteressantes Problem für die Dürerforschung
bilden. Eine kostbare Entdeckung bildet das
durch längere Inschriften bezeichnete und 1526
datierte Bildnis des Apothekers Wolfhardt von
Bernhard Strigel, ausgezeichnet sowohl durch
die makellose Erhaltung wie die Schönheit der
Zeichnung und die wunderbare „Romantiker“-
Landschaft des Hintergrunds. Die beiden Bild-
nisse Seiseneggers stellen diesem lange ver-
kannten Wiener Hofmaler das Zeugnis hohen
Könnens und starker Charakterisierungsgabe
aus. Nicht zu übersehen das Bildnis einer
Braut von dem Landshuter Hans Wertinger.

Georg von Dillis, Partie beim Prater
Getuschte Federzeichnung, um 1810


Dieses Ensemble glän-
zender Meisterwerke
wird geschmackvoll un-
terbrochen und aufge-
lockert durch verstreut
eingefügte Skulpturen.
Unter den frühesten
Stücken ragt die mittel-
rheinische thronende
Madonna, Mittelstück
des Altenberger Altars
in Darmstadt gegen
1300 ebenso hervor
wie unter den spätgoti-
schen Arbeiten die mo-
numentale, an Pacher
geschulte stehende Mut-
tergottes aus Schwaz
in Tirol. Von den vierzig
Werken der Plastik kann
hier nur noch einzelnes
genannt werden, vorweg
die Bodensee-Madonna
des 14. Jahrhunderts,
die Nürnberger „Bür-
gersfrau“ (wahrschein-
lich die Elisabeth einer
Heimsuchungsgruppe)
um 1520, der wunder-
volle stehende Bischof
Riemenschneiders, die
beiden ursprünglich zum
Isenheimer Altar ge-
hörigen Bauernfiguren
des Nicolaus von Ha-
genau und Arbeiten von

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Ständige Ausstellung ostasiatischer Kunstwerke aus persönlichen Einkäufen in China und Japan

Einrichtungsgegenstände:
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