10. JUNI 1934
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VIII. JAHRGANG, Nr. 23
LcMONDErfKÄRTS
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / EUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN
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führten Länder sfrs. 7; Übersee § 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Die Tagung der
Reichskunstkammer in München
3. bis 6. Juni 1934
Die erste große Tagung der Reichskunst-
kammer im Münchener Künstlerhaus vom 3. bis
6. Juni stand im Zeichen der praktischen Ver-
wirklichung der Aufgaben, die Adolf Hitler in
seiner Nürnberger Rede als Richtlinien für die
Eingliederung der bildenden Künstler in die Be-
strebungen des nationalsozialistischen Staates
aufgestellt hatte: Brücken des gegenseitigen
Verständnisses zwischen Künstler und Volk zu
schaffen und den modernen Künstler auf dem
Wege der Arbeitsbeschaffung gleichzeitig in
engste Berührung mit den schöpferischen Ten-
denzen der Gegenwart zu bringen. In seiner
großen Rede bei der Eröffnung der Tagung am
3. Juni betonte Reichsminister Dr. Goebbels,
ausgehend von der lebendigen Kunsttradition
Münchens, nochmals die Aufgeschlossenheit,
die der Nationalsozialismus den bildenden
Künsten gegenüber beweise, und zeigte die
Wege auf, mit der jetzt nach Überwindung der
o-v/-» p, o-p is2.toTischsn ScItw^p1'” die
Sorgen und Nöte der bildenden Künstler um-
fassend angepackt und bekämpft werden sollen.
„Die Not des schaffenden deutschen
Künstlers, die nicht allein vom Organisa-
Reichsministerium für Volksaufklärung und
Propaganda einen umfassenden Feldzug zur
Wiedereingliederung des bildenden Künstlers
und des untrennbar mit ihm verbundenen
Kunsthandwerkers in den allgemeinen Wirt-
schafts- und Arbeitsprozeß begonnen, indem es
die obersten Reichs- und Landesbehörden er-
suchte, Kunsthandwerkern und bildenden
Künstlern von nun an in hervorragendem Maße
bei allen Bauten der öffentlichen Hand Betäti-
gungsmöglichkeit und damit Arbeit und Brot
zu geben. Wir können jetzt schon mit Freude
feststellen, daß dieser Erlaß sich in ausschlag-
gebender Weise zum Wohle der Künstler aus-
zuwirken beginnt. Das Reichsministerium für
Volksaufklärung und Propaganda hat mit der
gesamten sogenannten Kunstindustrie weiter-
hin Verhandlungen aufgenommen mit dem
Ziele, daß bereits in diesem Jahr noch an Stelle
der in diesen großen Industrien nur zu häufig
tätigen ungeeigneten Vertreter wirklich fähige
bildende Künstler und Kunsthandwerker neue
Arbeits- und Gestaltungsmöglichkeiten finden
sollen. Wir haben außerdem die Absicht, in
allen größeren Städten
Deutschlands Stellen
zu schaffen, die gute
Kunst zu angemessenen
Preisen dem Publikum
vermitteln. Bei diesen
Verkäufen soll dem
Käufer jede Zahlungs-
erleichterung, dem
Künstler jedoch durch
Ausgleich sofort bei
Kaufabschluß der volle
Kaufpreis gegeben wer-
den.“
Auf das Verhältnis
des Nationalsozialismus
zur modernen Kunst
zu sprechen kommend,
legte der Reichsminister
ein neues Bekenntnis
gegen den reaktio-
nären Geist ab, aber
auch gegen die Spuren
chaotischer und anar-
chistischer Irrwege, wie
sie sich in der Ver-
gangenheit unter dem
Deckmantel falscher
Modernität nur zu oft
gezeigt hatten. „Wir
Nationalsozialisten sind
alles andere als un-
Frcderick van Frytoni, An der Schie
Slg. Fentener van Vlissingen
Ausstellung: Amsterdam, A. Vecht
torischen oder Ausstellungsmäßigen her zu
beseitigen ist, hat uns gezwungen, neue
Wege der Arbeitsbeschaffung auch für die
bildenden Künstler zu beschreiten. Wie Ihnen
aus der Presse bekannt ist, hat das
modern. Wir fühlen uns als die Träger fort-
geschrittenster’ Modernität nicht nur im
Politischen und Sozialen, sondern auch im
Geistigen und Künstlerischen. Denn modern
sein heißt nichts anderes, als dem Zeitgeist
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Museum der bildenden Künste, Budapest
. (vgl. Notiz auf Seite 4)
nahestehen oder ihm vorauseilen, und auch für
die Kunst gibt es keine andere Form von
Modernität als die, entsprechend dem
politischen Begriff der Volksgemeinschaft
ihrerseits auch eine stärkere und lebendigere
Beziehung zum Volk selbst wieder zu suchen.
Nur aus dem Mutterboden der Heimat zieht
der schaffende Mensch seine unversiegliche
Nährkraft. Wenn eine ganze Welt im Zeichen
völkischen Erwachens steht, wie kann der
künstlerische Mensch sich der dynamischen
Kraft dieses Vorgangs entziehen oder gar
entgegenstellen! Nein! Es ist nicht seines
Amtes, hinter der Zeit herzulaufen; es war
seit jeher sein vornehmstes Recht und seine
heiligste Pflicht, vor der Zeit zu gehen und ihr
den Weg bereiten zu helfen.“
Zuvor hatte der Präsident der Reichskunst-
kammer, Prof. Eugen Honig, in einer ein-
drucksvollen Rede die Aufgaben der Kammer,
Durchführung der berufsständischen Selbst-
verwaltung und Beseitigung der augenblick-
lichen Wirtschaftsnot der Künstlerschaft, auf-
gezeigt, sowie die Namen der 60 Mitglieder
des Verwaltungsbeirats bekanntgegeben, die
wir an anderer Stelle veröffentlichen. Zu
seiner Stellvertretung hatte Prof. Honig be-
stimmt: Prof. Adolf Ziegler (München) und
Min.-Rat von Keudell (Berlin).
Bei einem anläßlich der Tagung statt-
gefundenen Presseempfang sprach der be-
kannte Kunstmaler Oswald Poetzel-
b e r g e r , der Leiter der Landesstelle Bayern,
über dasi Verhältnis Münchens und des baye-
rischen Landes zur Bewegung und zum bil-
denden Künstler.
In der ersten geschäftlichen
Sitzung des Verwaltungsbeirats am
5. Juni hob Prof. Honig als besondere Auf-
gabe der Kammer hervor, die Höchstleistungen
jedes Jahres herauszustellen und bei den
Tagungen des Verwaltungsbeirats und in
Wanderausstellungen zu zeigen, als weiteres
Ziel die Gründung eines Instituts für Mal-
technik und Erforschung der Malweisen, in
dem Maler, Natur- und Kunstwissenschaftler’
Eröffnung der Berliner Keramik-Ausstellung
Die Ausstellung „Sechs Jahrtau-
sende T ö p f e r k u n s t“, die am 9. Juni
durch den stellvertretenden Präsidenten der
Preußischen Akademie, Prof. G. Schumann,
und den kommissarischen Generaldirektor der
Staatlichen Museen, Prof. Dr. Kümmel, in
sämtlichen Räumen der Berliner Aka-
demie eröffnet wurde, ist — zusammen-
gestellt von der bekannten Keramikerin Frau
Helene Körting und dem Direktor des
Schloßmuseums, Prof. Rob. Schmidt —
gleicherweise nach handwerklich-technischen
wie nach entwicklungsmäßigen Gesichtspunkten
aufgebaut, wobei das rein künstlerische Mo-
ment bei der notwendig strengen Auswahl maß-
gebend war. Bewußt liegt auch in der histo-
rischen Abteilung der Nachdruck auf tech-
nischen und formalen Lösungen, die in ihrer
Gegenwartsnähe den Problemen des modernen
Töpfers Klärung und Anregung zu geben ver-
mögen; und andererseits findet man gerade in
der modernen Abteilung — man denke an die
Arbeiten von Körting, Douglas Hill, Campen-
hausen, Flügge-Linder, Mareks, Barlach, Leh-
mann u. a. — Arbeiten, die in spezifischer
Materialgerechtigkeit eine alte Tradition in
völlig neuzeitlichem Geiste zu Leistungen von
außerordentlicher künstlerischer Höhe weiter-
geführt haben und — was hier besonders
interessant zu beobachten ist ■— unkeramisch
empfundene Arbeiten schlagend entlarven.
Eine eingehende kritische Besprechung dieser
bedeutendsten Ausstellung des Frühjahrs muß
einer kommenden Nummer der „Weltkunst“
Vorbehalten bleiben. D.
Frederick Rozendaal
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