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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 39 (30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0167
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30. SEPTEMBER I
WEL
ARTo/i/iÄVORLD

D I E

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee § 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Prof. Oswald Poetzelberger:
Arbeitsbeschaffung
für die Künstler
Prof. O. Poetzelberger. der bekannte
Maler und Leiter der Landesstelle Bayern
der Reichskammer der bildenden Künste,
hielt in der Mitgliederversammlung am
19. September eine grundlegende Rede
über brennende Fragen des modernen
Kunstlebens. Wegen Platzmangels müs-
sen wir uns auf die Wiedergabe einiger
die Arbeitsbeschaffung und das Aus-
stellungswesen betreffenden Stellen be-
schränken.
Es ist selbstverständlich, daß von Seiten der
Berufskammer alle nur erdenklichen Schritte
unternommen werden, um der größten augen-
blicklichen Not zu steuern, aber alles das sind
ja nur Notbehelfe, und meistens sind es Mittel,
die, gleich vielen Medikamenten, schädlich wir-
ken, wenn sie zur Gewohnheit werden.
Es sind umfangreiche Aktionen zur Ar-
beitsbeschaffung im Gang. Hier in
Bayern lag mir naturgemäß am Herzen, eine
Gemeinsamkeit in Gedanken und Zielen mit den
führenden Behörden der Stadt München zu er-
reichen und zu pflegen. Die Behörden der Stadt
Axulitzilttll, uci O UiXU-UX <XV V^v.xÜUlgCl-
meister an der Spitze und das Städt. Kultur-
amt haben außerordentliche Mittel bereit-
gestellt und großzügige Pläne in Angriff ge-
nommen, die der Künstlerschaft von wirklichem
Nutzen sein werden. Aehnliche Beziehungen
sind in Augsburg und Nürnberg angebahnt
worden. Die Werbeaktion umfaßt ferner den
Staat, die Partei, die Industrie, die Bezirks- und
Gemeindeverwaltungen •— alle Möglichkeiten
zur Heranziehung und Beschäftigung von
Künstlern sind durchgedacht worden, zahlreiche
besondere Arbeitsbeschaffungspläne direkter
und indirekter Natur, die uns von Kollegen in
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt
worden sind, wurden geprüft und, wenn irgend
möglich, eine Durchführung angebahnt. Daß
wir unsere Bemühungen in intensiver Weise
fortsetzen, um das Ergebnis zu erhöhen,
braucht nicht erwähnt zu werden.
Und dennoch läßt mich der Gedanke nicht
zur Ruhe kommen, daß all diese Bemühungen
mit der Zeit uns wieder auf einen falschen Weg
führen. Werbung und Propaganda großen Stils
sind Gifte, die man bei der Kunst auf die Dauer
nicht ungestraft anwendet.
Jede Kunst, die, anstatt durch ihre innere
Kraft aus sich selbst zu wirken, angepriesen,
feilgeboten, ja aufgenötigt wird, entwürdigt
sich selbst und verliert mit Recht den letzten
Rest von Kredit, den sie überhaupt noch hat.
Wenn wir die Kirnst innerlich billig machen,
dann wird sie auch äußerlich billig werden.
Wenn wir sie zum Warenhausobjekt machen,
dürfen wir uns nicht wundem, wenn man sie
auch nicht anders einschätzt. Wenn wir die
Kunst verschleudern, dann wird man auch uns
Künstler verschleudern. Kunst darf nie zum
Zwang oder zur Nötigung werden, sie muß,
wenn sie überhaupt existieren will, ein Gebiet
menschlicher Sehnsucht bleiben!
Um auf diesen Weg zu gelangen, bedarf es
einer grundlegenden, großen und wichtigen Vor-
arbeit, die den Schlüssel zu allen weiteren Pro-
blemen darstellt: Die Berufsorganisation muß
eine Organisation der Berufenen werden, und
die Unberufenen müssen mit der Zeit ausge-
schaltet werden. Ohne diese Vornahme ist alle
andere Arbeit unnütz!
Sehr wichtig ist die Behandlung des Aus-
stellungswesens. Aber auch auf diesem Ge-

biete scheinen mir äußere Reformen nur von
sekundärer Bedeutung zu sein. Letzten Endes
kommt doch alles auf die Qualität der ausge-
stellten Werke an, aber ein Grundsatz läßt sich
jedenfalls auf stellen: Jede Vermehrung von
Ausstellungen und jede Vermehrung der aus-
gestellten Werke ist von Übel.
Das Ausstellungsfieber hat einerseits eine
allgemeine und nur allzu verständliche Aus-
stellungsmüdigkeit und andererseits eine na-
menlose Geringschätzung der künstlerischen
Arbeit zur Folge. Wir dürfen uns nicht wun-
dem, wenn Leute, die Säle mit hundert, ja,

verführt den Künstler zur Massenproduktion.
Es ist aber ein grundlegender Irrtum, daß ein
Künstler, der massenweise produziert, auch viel
verdient. Je weniger zahlreich und je besser

die Werke eines Künstlers sind, desto höher
wird ihr Wert sein, desto begieriger wird man
sein, sie zu sehen, und desto mehr wird auch
der Preis wieder ein entsprechender sein,

Neuerwerbungen
der Berliner Gemäldegalerie

Trotz äußerster Beschränkung in den für
Ankäufe zur Verfügung stehenden Mitteln ist
es, wesentlich mit Unterstützung des Kaiser-

Deutschen Museums zugute kommen. Bei der
nachgerade zur Selbstverständlichkeit gewor-
denen Zurückhaltung der Museen Ankäufen

Georges Des Marses, Bildnis eines Malers
Neuerwerbung der Gemäldegalerie, Berlin


gegenüber dürfte diese Initiative nicht nur vom
Gesichtspunkt des Museumsfreundes, sondern
ebenso sehr von Seiten des notleidenden deut-
schen Kunsthandels sehr begrüßt werden. Mit
freundlicher Genehmigung der Direktion der
Gemäldesammlung sind wir in der Lage, die
vier Gemälde hier zu veröffentlichen.
Das bedeutendste der frühen Stücke ist die
interessante Muttergottes mit Kind, die sich
ehemals in der bekannten Sammlung Loeb,
Haus Caldenhof b. Hamm in Westfalen, befand
(Abb. S. 4). Das qualitativ sehr hochstehende
Bild, bereits von Ausstellungen der letzten
Jahre in Amsterdam und Köln bekannt, galt
früher meist, gemäß der Herkunft dermeisten
Bilder der slg. Loeb, als westfälisch, steht je-
doch seinem Charakter nach eher rheinischen
Arbeiten um 1420 nahe*). Für diese Abteilung
des Deutschen Museums kann das Bild als
glückliche Bereicherung bezeichnet werden.
Ein kleines Täfelchen, das die Madonna,
auf einer Bank sitzend und von zwei musizie-
renden Engeln umgeben, zeigt, eine Arbeit um
1470, dürfte, trotz der etwas fremdartig wir-
kenden Gesichtszüge, wohl am ehesten dem
oberrheinischen Kunstkreis zuzurechnen sein
(Abb. S. 4).
Die sowohl in Zeichnung wie Farbe sehr
feine Kreuzabnahme eines niederrheinischen
Meisters um 1480 (Abb. S. 4), die auf der
Rückseite einen Salvator Mundi zeigt, bildet
zusammen mit der bereits seit 1851 im Museum
befindlichen Sebastiansmarter (Nr. 548 A) den
Teil eines größeren vielteiligen Altarwerks,
nicht, wie zuerst angenommen werden könnte,
eines Diptychons. Die stilistische Haltung des
Werkes legt die Vermutung nahe, daß es sich
um ein Frühwerk des Meisters der heiligen
Sippe handelt, das stark unter niederländi-
schem Einfluß steht. Die Erhaltung des
36,4 : 26 cm großen Bildes läßt nichts zu wün-
schen übrig.
Das vierte der neu erworbenen Bilder ist
das flott, in großzügig malerischem Farbauf-
trag entworfene Bildnis eines Malers von Geor-
ges Des Marees, das auch innerhalb des
schönen Barocksaals des Deutschen Museums
einen wichtigen Platz einnehmen wird. Legt
das zweifellos der Frühzeit des Meisters zuge-
hörige Werk in Haltung und Auffassung die
Vermutung nahe, daß es sich um ein Selbst-
bildnis handeln könne, so wird diese Annahme
bei einem Vergleich mit authentischen Bild-
nissen des Malers wieder zerstört. Die starke
Selbstbewußtheit des Ausdrucks ist außerdem
in dieser Zeit durchaus auch gewöhnlichen
Porträts eigen, so daß man sich wohl vorläufig
mit der Bezeichnung „Bildnis eines Malers“
wird begnügen müssen. Das 104 :83 cm
messende Gemälde stammt aus der ehern.
Sammlung Herbert Gutmann, Berlin. —h

tausend unbedeutenden, gleichgültigen oder ge-
ringwertigen Bildwerken durchwandert haben,
keine hohe Meinung mehr von der Durch-
schnittsleistung der Künstler mit nach Hause
nehmen. Eine große Zahl von Ausstellungen

Friedrich-Museums-Verein, dem Direktor der
Berliner Gemäldegalerie, Prof. Dr. K o e t -
schau, gelungen, einige Neuerwerbungen aus
dem deutschen Kunsthandel und Privatbesitz
zu machen, die den Gemäldebeständen des

*) Eine künstlerich schwächere, sicher von
anderer Hand stammende Replik des Bildes mit
die Madonna umgebenden Engeln in Budapest
(Nr. 687) läßt die Vermutung zu, daß das Bild
auf ein nicht mehr vorhandenes Altargemälde zu-
rückzuführen ist.

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MÜNCHEN LENBACHPL. 3 - ----- OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.
 
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