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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 44 (4. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0187
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ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
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reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50


Meister der Anghiari-Schlacht, Cimons Persersieg bei Salamis — Wiener Privatbesitz — Ausstellung: Galerie Neumann & Salzer, Wien

Moderne Kunst


Die letzte Ausstellung der Galerie
Vömel in Düsseldorf enthielt aus der
vorher gezeigten Auswahl deutscher Bildhauer-
kunst seit Lehmbruck noch eine Reihe von Pla-
stiken, von denen als wichtigste Barlachs
„Singender Mann“, Lehmbrucks „Rück-
blickende“, Albikers „Giulietta“ (s. Abb.
Weltk. Nr. 39/VIII), Akte von Haller,
Kolbe, de Fiori und Mareks, ein knie-
ender Knabe von Georg Minne, Entwurf für
seinen Essener Brunnen und schließlich einige
Tierplastiken von Matare und der Renee Sin-
terns genannt seien. Von besonderem Inter-
esse war eine Pferdestudie von Wilhelm
Trübner, seine erste Fassung des „Balkon-
zimmers“ von 1911 und in fühlbarem Gegensatz
zu seiner dunkel klingenden impressionistischen
Malerei Einiges aus der Vorkriegsentwicklung
zur Ueberwindung der nur malerischen Bild-
gestaltung. Überraschend hell eine 1903
entstandene, fast zeichnerisch behandelte
Sonnenblumenstudie von Christian Rohlfs, die
ein wenig an van Gogh erinnert, während im
gleichen Jahre Pi£-"5«p . in seiner farbig ge-
dämpften, breit hingestrichenen Aktstudie noch


Süddeutscher Meister um 1440, Apostel von
einer Ölberggruppe. Gebrannter Ton
Berlin, Deutsches Museum

nahezu rein impressionistisch wirkt. Aus dem
Künstlerkreise der „Brücke“ fand man Kirch-
ners „Ansicht von. Treibhäusern“, seinen „Ge-
birgsbach“ von 1912, beide in ihrem farbigen
Ausdruck etwas stumpf geworden, ferner
Heckels licht- und lufterfüllte „Flandrische
Kanallandschaft“ von 1916 und drei Aquarelle
von Nolde. Recht gut waren die Mitglieder
des „Blauen Reiters“ vertreten. Wie reizvoll
Franz Marcs Bild des „sitzenden Hundes“
(1912), der in das schöne Farbenspiel in-
einandergreifender Flächen harmonisch einbe-
zogen ist, oder August Mackes „Spaziergang
im Grünen“ (1913) (s. Abb. Weltk. Nr. 3/VIII),
dessen Klang und Rhythmus jenseits der
alltäglichen Wirklichkeit lebt!

Anschließend eröffnete die Galerie Vömel
soeben eine Ausstellung von 222 Aquarellen
und Pastellen von deutschen Künstlern der
Gegenwart. Die Ausstellung wird in mehreren
Abteilungen stattfinden. In der ersten Ab-
teilung sind, neben den jungen Düsseldorfern,
folgende Künstler vertreten: Beckmann, Cam-
pendonck, Corinth, Crodel, Eulenstein,
Feininger, Fuhr, Heckel, Herbig, Hofer,
Jaenissch, Raus, Kerschbaumer, von Keuddi,
Kirchner, Kluth, Kokoschka, Kolbe, Kollwitz,
Kubin, Liebermann, Macke, Mahlau, Marc,
Matare, Meid, Otto Mueller, Emil Nolde,
Pieper, Pudlich, Purrmann, Räderscheidt,
Rohlfs, Schmidt-Rottluff, Werner Scholz,
Schreiber, Schrimpf, Slevogt, Stoermer,
Stübner, Thoms, Westermayr. B. L.
*
In der Dom-Galerie in Köln zeigt
Grete Hagenkamp-Hartmann, die
bei Ederer in Düsseldorf gelernt hat, eine
kleine Kollektiv-Ausstellung. Sie bemüht sich
um handwerklich saubere Leistungen, setzt die
Farben fein abgewogen gegeneinander und hält
sich mit liebevoller Hingabe an die kleinen
Dinge, die sanften Stimmungen und die stillen
Freuden erlebter Landschaften. Sie gibt dem
Naturgegenstand eine freundliche, getragene
romantische Verklärung, die im besten Bild,
„Im Königsforst“, . feinsinnig und sicher ge-
malt, Ausdruck einer stark verinnerlichten
Naturauffassung ist.
Sulamith Wülfing zeigt im Hause des
Kölnischen Kunstvereins eine reich-
haltige Sonderausstellung. Es ist eine Zwi-
schenwelt, nicht Traumreich und nicht mehr
von dieser Erde. Alles ist fein, zart und zer-
brechlich, fast gläsern. Ein klingendes,
schwingendes, scheues Märchen. Man denkt
an die Präraffaeliten. Wenn die Farbe oft auch
ein krankhaftes Aussehen hat, die Komposition
hier und dort allzu sehr erzwungen und for-
mal erstellt ist, so erfreut doch die wunder-
volle Fülle schaubaren Bildgehaltes, die Ge-
formtheit der unerschöpflichen Mitteilungen.
Sulamith Wülfing hat sich ihren eigenen Stil
erarbeitet, mag man sie auch oft nur eine
Kunstgewerblerin nennen.
Der Düsseldorfer F. C. Kürten hat in
der Galerie Dr. Becker und Newman
(Köln) ausgestellt. Aquarelle von großer Aus-
druckskraft der Farbe, von einer starken, ge-
drängten Festigkeit des Bildbaues, der sich
immer in einigen breiten und bedeutungsvollen
Akzenten sammelt. Mit sicherem Zugriff packt
Kürten die Motive, großzügig und mit gesät-
tigter Palette. Die Blätter haben Substanz,
wenn sie auch noch nicht endgültig durch-
geformt sind. — Außerdem ist Hansheinrich
Leuner vertreten. Er strichelt oft noch un-
schlüssig mit dem Pinsel. Es gibt manche
harte Stelle in seinen Aquarellen. Die Farbe
ist noch widerspenstig. Reizvoll der. „Garten
im Schnee“, eigenwillig gesehen. Leuner muß

die Dinge noch mehr von Grund auf, als ge-
wachsen und nicht nur als zufällige äußere
Erscheinung ansehen.
Das W allraf-Richartz-Museum
beginnt in den Schaupulten des zweiten Stock-
werks eine Ausstellungsreihe „Deutsche Bild-
hauerzeichnungen unserer Zeit“. Als erster
kommt Gerhard Mareks zu Wort. Auch
als Zeichner
lebendiger, grabender Strich tastet die Körper
aufmerksam ab, in bedeutungsvollen, statischen
Linien, er mißt den Raum aus und vermerkt
die Bewegungen wie bauliche Zustände. Diese
Vorstudien, Skizzen und Werkzeichnungen
dienten zumeist wohl der eigenen Belehrung.
Aber die starke formbildende Kraft und die
herbe, männliche Beseeltheit der Blätter gibt
ihnen auch den Rang selbständig wertbarer
Kunstwerke. Köstlich und fein der Kopf eines
Knaben, mit sparsamen Mitteln lebensvoll und
ausdrucksstark zu einem überpersönlichen
Bildnis, das die wesenhafte Tiefe auslotet, er-
höht. — Außerdem sind einige gezeichnete
Landschaften, zum Teil mit Wasserfarben
leicht getönt, von Professor Carl M e n s e
(Rompreisträger) zu sehen. K. H. B.
Bild und Plastik
EineSchau aus fünf Jahrhunderten
Die Galerie Neumann & Salzer in
Wien, die in die Bräunerstraße übergesiedelt
ist, hat ihr neues Lokal mit einer Ausstellung
alter Kunst eröffnet. Man trifft hier manches
bemerkenswerte und bekannte Kunstwerk. Ins-
besondere die Spätgotik ist durch einige ganz
hervorragende Schöpfungen vertreten. Hierher
gehört die thronende Madonna mit Kind aus
der Sammlung Licht, die noch dem ersten
Viertel des 15. Jahrhunderts zuzurechnen ist.
Es ist eine Plastik von unvergleichlichem Lieb-
reiz und einer preziösen Anmut, die in der
zweiten Hälfte des Jahrhunderts durch die ab-
geklärte reife Majestät der Gottesmutter und
Himmelskönigin ersetzt wird, deren Typus zwei
überlebensgroße Skulpturen veranschaulichen.
Die eine, die sich ehemals in der Sammlung
Weinberger befand und dem schwäbischen
Kunstkreis um 1500 angehört, ein Wunder
milder Schönheit und Erhabenheit.
Unter den Bildern führt „Der Sieg Cimons
bei Salamis auf Zypern“ von dem Anghiari-
meister, das bedeutendste Cassonebild der
ehemaligen Sammlung Weinberger, jetzt in
Wiener Privatbesitz (s. Abb.).
Auch bei den übrigen Stücken handelt es
sich zum großen Teil um bekannten Sammler-
und Kunsthandelsbesitz, weshalb wir uns eine
nähere Schilderung derselben versagen können.
Doch mag immerhin vermerkt sein, daß die
Schau gute Bilder des Maestro del Bambino
Vispo, des Meisters von Michiel, von Cornelis
de-Vos und Frans Boi enthält (dessen aus-
drucksvoller, äuch farbig sehr reizvoller kleiner

Frauenkopf von einer ausnehmenden Qualität
ist), überdies mehrere beachtliche Gemälde un-
bekannter Meister, welche man mit berühmten
Künstlern zu identifizieren strebte. Auch Hand-
zeichnungen sind zur Schau gestellt, unter
denen wir Studien von P. Veronese, Rubens,
Jordaens, van Dyck, F. Mieris, A. van Ostade,
Cornelis Troost, u. a. begegnen. St. P.-N.

Hundert Jahre
französischer
Bildnismalerei

Es ist kein Zufall, daß das repräsentativste
Bild dieser Ausstellung der Galerie Bern-
heim-Jeune in Paris von einem Deut-
schen stammt. Franz. X. Winterhalter
wurde um die Jahrhundertmitte Hofmaler
des dritten Napoleon und seiner Gattin, der
Kaiserin Eugenie. Das große Werk dieses
Künstlers — Die Kaiserin, umgeben von den
Damen ihres Hofes — wird heute zu den
Meisterwerken der französischen Bildnis-


Renoir, Bildnis Richard Wagner, 1882
Paris, Slg. Alfred Cortot
Ausstellung: Paris, Galerie Bernheim-Jeune
malerei gezählt. Und neben den bedeutendsten
französischen Künstlern des 19. Jahrhunderts
wird Winterhalter stets seinen Platz be-
haupten.
Ein anderes Bildnis und eines der inter-
essantesten stellt einen großen Deutschen dar:
Richard Wagner von Renoir gemalt;
sowohl im Farblichen, wie auch in der mensch-

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Frederick Rozendaal
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bleibt Mareks Bildhauer. Sein
 
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